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Der hatte ein regelrechtes Verhältnis mit lyr gehabn <Mt, daß statt seiner jetzt dieser schweigsame, ernste, an ständige Fritz Farnhorst hier aufgetaucht war! Max Blasken hätte nicht geschwiegen! Der hätte den Fellers bestimmt die Augen geöffnet. Der bestimmt! Aber Farnhorst würde schweigen! Gott sei Dank! Sie wollte diesen schützenden Hafen hier nicht so schnell wieder verlassen. Die Fellers spielten gesellschaftlich eine Rolle, und sie schwärmte doch für Festlichkeiten. Und sie selbst wollte umschwärmt und geseiert werden. Aber merkwürdig, was für ein schöner, breitschultriger Mensch der ehemalige schmale, lang aufgeschossene Ober primaner geworden war! Dieser Fritz Farnhorst! Als Farnhorst sich später verabschiedete, drückte sie seine Hand. Aber sie spürte keinen Druck der seinen. Da erfüllte sie ein krankhafter Zorn. Mit böse funkelnden Augen sah sie ihm nach. Der alte Kommerzienrat Feller aber sagte später, als sie allein waren, zu seiner Frau: „Gefallsüchtig ist Doris auch. Hast du gesehen, Mütter chen, was sie dem Farnhorst für Augen machte?* „Der fällt nicht aus sie herein. Das konnte bloß unserem Sohn passieren!* sagte die alte Dame und weinte, Tröstend strich ihr Mann über ihren grauen Scheitel. »Wenn wir nun beide bloß voreingenommen wäre»,?* „Oh, nein! Das ist es nicht! Wir hohen uns beide auf eine liebe junge Schwiegertochter gefreut, m-"tckleiere doch deine Sorgen nicht! Nein, guter Alter!' Drittes Kapitels Und wieder war ein halbes Jahr vergangen. Richard Feller war einige Tage in Salheim gewesen. Er hatte einen Architekten mitgehabt. Sie hatten miteinander den alten Park besichtigt. Der Besitzer war verstorben. Nun unterhandelte Richard Feller mit dem Bürgermeister. Es kam zu einem Abschluß. Am Abend saß Feller dann Fritz Farnhorst in dessen kleiner, bescheidener Wohnung gegen über. „Ich beginne also noch in diesem Frühjahr mit dem Bau. Ich freue mich, daß meine Frau mit hierher Witt. Beinah wollte ich ihr das einsame Leben nicht zumutcn. Aber sie fährt leidenschaftlich gern Auto und meint, daß sie jo da sehr schnell mit mir zu irgendMzr B^anftaltung fahren kqnn. Uv- so kommen wi^also. Dann sind Sie selbstverständlich öfter einmal unser Gast.? „Sehr st-nEch» Heyi Luller, M weiß.aber nicht, ob ich diese gütige Gastfreundschaft^ allzusehr ausntttzen werde* ! Fritz Farnhorst bemerkte es recht gut, wie sein Gegen über heimlich anfatmete. Litt Richard Feller bereils in seiner Ehe? Und wäre es nicht besser, er wüßte alles? Aber dazu besaß er, Farn horst, kein Recht, diesem Manne etwas aus der Vergangen heit zu erzählen. Es lag auch für ihn keine Veranlassung vor. Ganz abgesehen davon, daß er Doris Feller nie ihres schützenden Hafens berauben würde. Denn für diese Frau war es doch am besten, sie lebte unter dem Schutze eines ehrenwerten Mannes. Aber das Herkommen dieser Frau nach hier bedeutete sür ihn selber wieder Arbeitslosigkeit. Denn Doris wollte irgend etwas. Vielleicht war es nur die Angst, daß er etwas erzählen könnte; wahrscheinlich wollte sie sein Wort, zu schweigen. Aber es war auch mög lich, daß diese Frau, vom Schicksal wieder in die Höhe ge hoben, reich und verwöhnt, jetzt irgend etwas brauchte, um sich die Langweile zu vertreiben. Mochte dem sein, wie es wollte. Für ihn war hier kein Bleiben mehr, wenn Doris hierher kam. Dann mußte er gehen. Denn welche Rolle spielte er in den Augen seiner beiden Chefs, wenn die Vergangenheit doch einmal durch sickerte? Mußte sich Richard Feller von ihm dann nicht heimlich verlacht fühlen? ,Wie alt sind Sie eigentlich jetzt, lieber Farnhorst?* „Ich werde im Mai sechsundzwanzig Jahre alt, Herr Feller.* „Schönes Alter. Braut haben Sie nicht? Ich dachte nur, wir hätten dann hier einen netten geselligen Verkehr cinrichten können.* Ich habe niemand.* „Ja — jung sind Sie noch, Aber doch nicht zu jung. Und glauben Sie nicht auch, daß Ihnen ein kleiner fröh licher Kamerad mehr Frohsinn geben könnte?* „Sicherlich würde es so sein. Aber ich würde nur aus einer großen, starken Liebe heraus heiraten. Und da mir bisher keine Frau begegnet ist, die sür mich in Frage käme, so bin ich eben allein.* „Die Richtige wird schon noch kommens* scherzt« Feller. Aber der scherzhafte Ton klang gemacht. Farnhorst lächelte verbindlich „Ich hoffe es auch, daß ich nicht immer zum Alleinsein verurteilt sein werde.* Dann sprachen die Herren über geschäftliche Dinge. * . ' Der Bau entwickelte sich im Frühjahr sehr schnell. Der Architekt war sehr tüchtig, und Richard Feller hätte seine Fkeude an dem Hause.Jm Herbst w«rb«"e» bezogen. Die SteinMO waren weit ausgibrelteL" Neue Arbeiter waren «Üngestellt Worbest. ' ' „Sie bleibest auf jeden Fall hier, lieber Farnhorst. Sie wissen ja Über alles Bescheid, ustd die Arbeiter hatten große Stücke aus Sie. Das ist mir sehr litt», solch eine Mittelsperson für etwaige Streitfragen zu haben!* hatte Richard Feller erst neulich gesagt. „Ich bleibe l* Trotzig hatte Farnhorst es gesagt. Wie gegen sich selbst war es gerichtet. Was ging ihn die Frau an? Er halte bewiesen, daß er etwas konnte. Und er wollte auch bei seiner Arbeit bleiben. Dann wieder kamen doch die Vorwürfe. Rickard Feller wußte nichts! Völlig ahnungslos liebte er die blonde Frau, die ihm ulles verschwiegen hatte. Feller mochte seine Frau herzlich! lieben; vorurteilsfrei war er aber nicht, das wußte Fritz! Farnhorst. Was konnte sie denn sür das Vergehen ihres Vaters?,, dachte er dann wieder. Dafür konnte sie nichts. Gewiß nicht. Aber ihr Ver«! hältnis mit Blasken? Und Feller würde das Vergehen, Direktor Langers, die Tatsache, daß der im Gefängnis! gesessen, der Tochter eben doch anrechnen. Eine Ehe zerstört man nicht. Wenn die Frau es für, gut befand, ihre Ebe auf verschleierten Dingen aufzu- baücn, was geht cs bann mich an? Diese Gedanken folterten ihn. Hätte er wenigstens ge-! wußt, daß die Fellersche Ebe restlos glücklich wäre. Aber, er glaubte daran nicht mehr. Doris hatte ihm so merk»! würdige Blicke zugeworfen. Farnhorst schüttelte die unliebsamen Gedanken ab. Erj hatte sich vorläufig zu der Klarheit durchgerungen: „Ich muß abwarten. Eine übereilte Tat ist nicht am, Platze. Sei cs auch nur mein Fortgehen von hier.* Weihnachten war die Villa eingerichtet. Und er war, am Heiligabend trotzdem ganz allein, weil Richard Feller! mit seiner Frau bei seinen Eltern war. Der Kommerzien rat fühlte sich gar nicht wohl und tonnte nicht nach Salheim reisen. Seine Frau ließ ihn nicht allein, und so würbe das Weihnachtsfest, das man erst in der neuen Dilla in Salheim hatte feiern wollen, eben nun wieder daheim in der Fellerschen Wohnung gefeiert. Und Fritz Farnhorst saß am Weihnachtsabend ganz allein in seiner kleinen Wohnung. Auf dem Tisch staust :in Tannenbäumcken. Im Ofen prasselte ein Feuer. Usiter sich hörte er die Kinder Weihnachtslieder singen. Nebenan, sangen sie auch. Dort wohnte Werkmeister Dittrich mit keiner jungen, hübschen Frau. Sie hatten erst vor, drxi! Wochen Hochzeit gehalten. Haren überglMsch, die zches Leutchen. , ..