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bühnen, welche alle zu schmierenden Theile gut erreichen lassen. Zufolge dieser Einrichtung in Verbindung mit richtig durchgeführter, wirksamer Mantel- und Deckelheizung der Dampfeylinder, sowie zweck- mäfsiger Dampfvertheilung arbeiten derartige Maschinen thatsächlich sehr ökonomisch. Es ist eine viel verbreitete Ansicht, dafs eine Drillings-Reversirmaschine gegenüber dem Zwilling wenig Vortheile biete, dagegen viel complicirter und theurer sei. Bei eingehender Verfolgung der Frage gelangt man jedoch zu anderem Ergebnifs. Auf der beigegebenen Textzeichnung sind die kritischen Kurbelstellungen von Zwilling und Drilling schematisch dargestellt. Als Grundlage zu dieser Darstellung hat der Umstand gedient, dafs bis jetzt keine brauchbare Umsteuerung existirt, welche noch bei 55 bis 65 % Füllung gute Dampfvertheilung giebt und gleichzeitig mehr als 80 % , höchstens 85 % , gröfste Füllung erlaubt. Letztere Füllung entspricht einem Kurbelweg von 135°, so dafs also die 45° Stellung der Kurbel als die Grenze anzusehen ist, bei welcher eine kleine Verstellung nach vorwärts oder rückwärts bedingt, dafs der betreffende Dampfeylinder noch Admissionsdampf erhalten kann oder nicht. Dadurch entstehen die beiden Grenzfälle des Zwillings nach Fig. I und Fig. II, welche der Reihe nach die Momente geben: Mi = 0,6 PR M2 =0,3 PR Ma = 0,8 PR und M< = 0,4 PR wobei P den Gesammtdampfdruck auf die 2 Kolben flächen und R den Kurbelhalbmesser bedeutet. Die Zahlen sind abgerundet, aber im Vergleich zu den thatsächlichen Verhältnissen reichlich genau genug. Setzt man beim Drilling denselben Kurbel halbmesser voraus und bezeichnet mit P den Gesammtdampfdruck auf die 3 Kolbenflächen (nimmt also an, dafs die 2 Kolbenflächen des Zwillings gleich den 3 Kolbenflächen des Drillings sind), so giebt Fig. III in gleicher Weise für den Drilling die Momente: Ms = 0,6 PR und Mc = 0,4 PR Verfolgt man in gleicher Weise die Figur III, wenn die Kurbeln gerade entgegengesetzt stehen, so erhält man die Momente: p M: = (0,8 R X 1,0 R + 0,2 R) 3 = 0,666 P R und Ms = (0 + 1,0 R + 0,2 R) g = 0,4 P R und endlich giebt Fig. IV noch die Momente: Ms = 0,627 PR. Man sieht aus dieser Zusammenstellung der kritischen Momente, dafs beim Zwilling das Ver- hältnifs des Maximalmomentes zum Minimal moment = ~ 0’8 ein viel gröfseres ist, als beim M2 = U,o n .... . Mi = 0,666 Drilling mit Me^M." Daraus folgt als selbstverständlich ohne weiteres, dafs der Drilling viel gleichmäfsiger umläuft, als der Zwilling. Der Hauptvorzug des Drillings gegenüber dem Zwilling ist aber der Umstand, dafs das Minimal moment Ms des Drillings = 4/s mal dem Minimal moment Mg des Zwillings ist. Wenn also die Walze gerade in dem Moment das Walzstück fafst, in dem die Maschine in ihrer ungünstigsten Stellung steht, so ist der Drilling bei gleicher Gesammtkolbenfläche 4/3 mal so stark als der Zwilling. Die Gylinderabmessungen direct angreifender Maschinen müssen aber so grofs genommen werden, dafs die Maschine in jeder Stellung imstande ist, das von den Walzen ge- fafste Stück durchzuziehen. Sie hängen also von dem Minimalmoment der Maschine ab. Für die gleichen Walzenwiderstände kann also die Ge sammtkolbenfläche des Drillings 8/4 von der des Zwillings betragen, einUmstand, der von ausschlag gebender Bedeutung ist. Für gleiche Arbeitsleistung kann ein Dril ling mit demselben Gesammtinhalt der Cylinder stärker expandiren als der Zwilling. Beachtet man den ferneren Umstand, dafs der Wärter jederzeit grofse Füllung geben kann, so folgt daraus, dafs der Drilling viel sicherer walzen wird als der Zwilling und wesentlich weniger Dampf verbraucht. Diese theoretischen Schlufsfolgerungen haben sich vollständig bestätigt an dem ersten Reversir- Drilling mit directem Angriff, den die Firma Ehrhardt & Sehmer im Jahre 1882 für die | Firma Gebrüder Stumm in Neunkirchen I lieferte. Derselbe hat nur 1,100 Kolbendurch- | messer bei 1,200 Hub, also nur 2ls des Gylinder inhalts der vorbesprochenen Maschine. Trotzdem walzt er bei 5 Atm. Dampfüberdruck flott und anstandslos Stablschienen, Flufseisenschwellen und L-Träger bis 320 mm Höhe. Gegenüber direct angreifenden Zwillingsmaschinen läuft derselbe auffallend ruhig und gleichmäfsig um, steuert sich sehr leicht und sicher und hat mäfsigen Dampf verbrauch. Die Betriebsresultate dieses ersten Drillings sind in jeder Hinsicht so günstig, dafs seitdem noch 3 weitere Maschinen nach dem gleichen Modelle nachbestellt worden sind.