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18 Nr. 1. .STAHL UND EISEN.“ Januar 1893. Paris ausgestelltes Eisenchrom von Adour (St. Ghamond) neben 65 % Chrom 12 % Kohlen stoff, und zwar vollständig im gebundenen Zu stande. Hadfield versuchte mehrfach, Graphit bildung im Eisenchrom hervorzurufen, sei es durch Verzögerung der Abkühlung, sei es durch Zusatz von Graphit zu dem geschmolzenen Metalle,* jedoch vergeblich. Grofse Schwierigkeiten verursacht bei der Verhüttung der Chromeisenerze die Strengflüssig- keit der Schlacke, welche den Zuschlag reich licher Mengen von Alkalicarbonat, Flufsspath, Borax oder Kalk erforderlich macht. Zum Theil liegt auch in diesem Umstande der Grund, weshalb alle Versuche, chromhaltiges Roheisen zu ver- puddeln, erfolglos gewesen sind; die erfolgende Schlacke ist so strengflüssig, dafs sie sich nicht vom Eisen trennt. Reiche Eisenerze finden sich in Tasmanien; aber sie sind chromhaltig, und das erfolgende Roheisen hat : aus diesem Grunde wenig Werth (vergleiche die unten folgenden Analysen). Eine ansehnliche Menge dieses Roh eisens wurde 1878 nach England eingeführt, Riley prüfte dessen Verhalten und berichtete darüber dem Iron and Steel Institute. Beim Puddeln mit Einsätzen aus 1/10 Ghromroheisen und 9/10 grauem Puddelroheisen wurde das Ver fahren verzögert; das Chrom fand sich bald nach dem Einschmelzen in der Schlacke. Die fertigen Stäbe zeigten nichts Besonderes. Das Ghromroheisen allein dagegen liefs sich nicht puddeln. Nachtheilig war auch der hohe Schwefel gehalt dieses Roheisens, woraus Hadfield folgert, dafs Chrom nicht, wie Mangan, den Schwefel abscheidet.** Obschon die Reduction des Chroms aus seinem Oxyd an und für sich leichter von statten geht als die des Mangans — vermuthlich, weil die Verwandtschaft des Chroms zum Sauerstoff ge ringer ist — ist doch die Erzeugung von Legi- rungen mit 30 bis 40 Hunderttheilen Chrom im Hochofen schwieriger und erfordert weit mehr Brennstoff als die Darstellung von Eisenmangan mit 80 bis 84 Hunderttheilen Mangan. Die Thatsache ist vermuthlich zum Theil durch die beträchtlich höhere Schmelztemperatur des Eisen chroms, zum anderen Theile durch den Um stand begründet, dafs beim Schmelzen kein oder nur wenig Ghromoxyd in die Schlacke gehen darf. Man hat beobachtet, dafs, wenn die Schlacke nur 5 % Chrom enthält, das Metall nicht flüssig genug wird, um aus dem Ofen zu fliefsen; und * Dafs ein Zusatz von Graphit nicht ohne weiteres Graphitbildung im erstarrenden Metalle hervorrufen kann, ist selbstverständlich. Erfolgreicher wäre vielleicht ein Zusatz von Silicium oder Aluminium gewesen. Der Bearbeiter. ** Die Zusammensetzung dieses Roheisens ist in der unten folgenden Tabelle der Zusammensetzung verschiedener Eisenchromlegirungen enthalten. man hat die Vermuthung ausgesprochen, dafs die Gegenwart einer chromreichen Schlacke eine Entkohlung oder Entsilicirung der Legirung herbei führt, wodurch diese strengflüssiger wird. Wenn diese Vermuthung zutrifft, liegt in dem Umstande ein Beweis, dafs das Chrom in seinem Verhalten dem Eisen näher steht als dem Mangan; denn bei der Darstellung von Spiegeleisen oder Eisen- manganen ist die Reduction des Mangans nichts weniger als vollständig, und selten werden mehr als 80 Hunderttheile des gesammten Mangan gehalts der Erze gewonnen. Manganoxydul aber macht die Schlacke gewöhnlich dünnflüssiger, während es sehr schwer ist, Ghromoxyd zu ver flüssigen. Diese Unterschiede in der Eigenart der Oxyde der beiden Metalle erklären die Abweichungen in ihrem Verhalten bei manchen Vorgängen, wo sie eine Rolle spielen. Vor einigen Jahren wurden durch Holgate Versuche über die Reducirbarkeit des Chroms angestellt. Er schmolz unter gleichen Verhältnissen einmal ein Gemisch von Eisen- und Chromerzen, ein anderes Mal ein Gemisch von Eisen- und Manganerzen mit Kohle und entsprechenden Zuschlägen im Tiegel. Während bei dem ersten Versuche das Eisen und Chrom reducirt waren, blieben in dem zweiten Falle etwa zwei Drittel des Mangans unreducirt. Eisenchrom mit 60 Hunderttheilen Chrom wird sich im Hochofen schwerlich darstellen lassen; keinesfalls aus gewöhnlichen Chromerzen, welche ein Molecül Cr2Os auf ein Molecül FeO zu enthalten pflegen, so dafs theoretisch über haupt nur 65 % Chrom erfolgen könnten, während durch den Eisengehalt der Koksasche der Eisen gehalt der Legirung noch fernerweit erhöht wird. Eisenchrom mit 35 bis 40 % Chrom, obschon es beim Abstechen aus dem Hochofen sehr dünn flüssig und weit stärker erhitzt ist als Eisenmangan mit 80 bis 84 % Mangan, erstarrt doch sehr rasch. Ein Beweis der hohen Temperatur des geschmolzenen Metalls ist das Zusammensintern, fast Schmelzen, des Formsandes in den Giefs- betten da, wo er mit dem Metalle in Berührung tritt; er kann thatsächlich nur schwierig davon losgetrennt werden. Bei Eisenchrom mit 10 bis 20 % Chrom ist die Erscheinung weniger deutlich. Chromhaltige Schlacken zeigen an der Oberfläche stets gelblichbraune Färbung. Einer Mittheilung des New York Mining and Engineering Journal zufolge benutzt man mitunter Bessemerschlacke als Zusatz zu Chromerzen, um Eisenchrommangan-Legirungen darzustellen. Die Schlacke wird gemahlen, mit dem Erze vermischt, und unter Zusatz von Theer zu Blöcken geformt, welche im Hochofen geschmolzen werden. Wenn beispielsweise die Schlacke enthält: 45 % FeO MnO