Volltext Seite (XML)
Januar 1893. STAHL UND EISEN. Nr. 1. 17 Technologie ein vortrefflicher Bericht erschienen, welcher manche nützliche Mittheilung über diesen Gegenstand enthält.* Die Darstellung des Eisenchroms und die Fundstätten seiner Erze. Wie bereits erwähnt wurde, hat man früher wohl Versuche gemacht, durch Zusammen schmelzen von Chromerzen aus schmiedbarem Eisen Chromstahl zu gewinnen. Auch Baur arbeitete zuerst in dieser Weise; aber er ver mochte erst Erfolg zu erlangen, als er zur Be nutzung von Eisenchrom als Zusatz überging. Die erste Aufgabe zur Herstellung brauchbaren Chromstahls mufs daher die Erlangung eines Eisenchroms von bestimmter und gleichmäfsiger Zusammensetzung sein. Verschiedene Wege hat man hierfür einge schlagen, von welchen das Tiegelschmelzen und das Hochofenschmelzen sich vorzugsweise bewährt haben. Ersterer Weg ist kostspieliger und wird deshalb vornehmlich zur Erzeugung von Legirun- gen mit hohem Chromgehalte benutzt. Ver- I schiedene Firmen, welche Chromstahl darstellen, erzeugen ihr Eisenchrom selbst; es bildet indefs in der Jetztzeit auch einen ständigen Handels gegenstand und kann mit einem Chromgehalte bis zu 70 Hunderttheilen gekauft werden. Nur versuchsweise hat man Legirungen mit 80 und 84 Hunderttheilen Chrom erzeugt. Der Preis für die reicheren Legirungen ist noch hoch; wenn aber der Bedarf daran steigen sollte, ist es nicht zweifelhaft, dafs der Preis sinken wird, da es zahlreiche Fundstätten für geeignete Erze gieb t. Chromeisenerze bilden das gewöhnlich be nutzte Material. Sie finden sich auf den Shet- landinseln Uist und Fetlar; bei Portsoy in Banfshire; im Departement Var in Frankreich; in Schlesien und Böhmen; in Griechenland und in reichen Mengen in Kleinasien; zu Brusa und Harmanjik, südlich von Pera; im Ural; in Neu- Galedonien, wo reiche Mengen vorhanden sein sollen; in Maryland, Sidney und Californien. Letzterer Staat hat in den verflossenen sieben Jahren etwa 15 000 t im Werthe von 270 000 $ gefördert. Das Erz enthält 40 bis 50 Hundert theile Chromoxyd. Seit 1884 hat indefs die amerikanische Erzgewinnung durch fremden Wettbewerb gelitten; 1888 wurden Chromerze im Werthe von 46 000 8 eingeführt. In Antiochia (Centralamerika) sollen nach Boussingaults • * Die in Schweden angestellten Versuche über die Bereitung und die Eigenschaften des Chromstahls, über welche nach den „Jernkontorets Annaler“ 1887 und nach dem «Blad für Berghandlerings vänner inom Örebro Län“ auszugsweise in „Stahl und Eisen“ 1888 S. 53, und 1887 S. 142 berichtet worden ist, scheint Hadfield nicht gekannt zu haben. Anmerkung des Bearbeiters. i Mittheilung Chromeisenerze in solcher Menge vorkommen, dafs man sie zum Häuserbau be nutzt hat. Die Darstellung des Eisenchroms durch Tiegel schmelzen. Eisenchrom mit 21 bis 26 Hunderttheilen Chrom wurde seit 1869 im Tiegel durch Bauer in Brooklyn erzeugt. Das Chromerz wurde zu Pulverform zerkleinert, mit 6 bis 8 Hunderttheilen Holzkohlen oder reinem Anthracit und einem aus Fluorcalcium oder Fluornatrium bestehenden Flufsmittel vermischt, worauf man noch Kalk oder Borax hinzufügte. Die Mischung wurde in Graphittiegeln in hoher Temperatur geschmolzen. Später stellten Sergius Kern in Petersburg Eisenchrom mit 74 % und Brustlein in Unieux solches mit einem Chromgehalte bis zu 84 % Chrom dar. Solches reiche Eisenchrom läfst sich nur aus besonders dargestelltem Chromoxyd gewinnen, wodurch die Kosten wesentlich ge steigert werden. Eine Tonne Eisenchrom mit 66 bis 70 % Chrom kostet 1800 bis 2000 6, während Legirungen mit 28 bis 30 % Chrom, wenn sie im Hochofen dargestellt wurden, zu 500 •6 für die Tonne zu haben sind. Wie aus einigen von Hadfield vor mehreren Jahren angestellten Versuchen sich ergiebt, ge lingt eine theilweise Reduction des Chroms ziemlich leicht. Ungefähr 40 Pfund gewöhn liches Hämatitroheisen Nr. I wurden in einem Tiegel geschmolzen, worauf man allmählich unter Umrühren während 11/2 Stunden 20 Pfund Chrom erz hinzufügte. Man erhielt ein Chromroheisen mit 4,37 % Chrom. Aus dem grauen Roheisen war ein Roheisen mit spiegeleisenartiger Bruch fläche geworden. Ein Zusatz von 15 Pfund Chrom eisenerz bei einem zweiten Versuche rief eine ähnliche Wirkung hervor, dagegen blieb seltsamer weise das Roheisen durch einen Zusatz von 10 Pfund Erz bei zweimaligem Versuche un- beeinflufst und war auch nicht chromhaltig ge worden. Die Darstellung im Hochofen. Der höchste Chromgehalt der im Hochofen erzeugten Legirungen beträgt 40 Hunderttheile, obschon, wenn alles Chrom aus dem Chrom eisenstein reducirt würde, der Gehalt meistens etwas gröfser sein müfste. Der Brennstoffverbrauch ist höher als selbst bei Darstellung von reichem Eisenmangan und beträgt ungefähr das Dreifache von dem Gewichte der erfolgenden Legirung; heifser Wind und hohe Windpressung sind er forderlich. Wie bekannt, steigert ein Chromgehalt das Sättigungsvermögen des Eisens für Kohlen stoff, und zwar in noch stärkerem Grade als Mangan. Während der Kohlenstoffgehalt des reichsten Eisenmangans nicht über 7 % hinaus zugehen pflegt, enthielt ein im Jahre 1889 in 1.13 3