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„STAHL UND EISEN.“ Nr. 3. 117 erhalten werden können, während die Pumpen auf dem Fufsboden des Raumes stehen. Der vierte Elektromotor dient zum Betriebe einer kleinen Grubenlocomotive, welche in dem gemauerter! Hauptquerschlag auf der Sohle des zweiten Planitzer Flötzes (233,5 m) von 260 m Länge je 50 volle und 50 leere Kohlenwagen pro Stunde fördert. Die Motorachse liegt parallel mit der Richtung der Geleise; am vorderen Ende trägt die Achse ein kleines Keilrad, welches in ein grofses Keilrad greift; die durch das letztere angetriebene Welle liegt unterhalb des Motors und führt durch ein nach unten vollständig ge schlossenes Gehäuse. Die Achse trägt innerhalb des Gehäuses zwei Schnecken und durch diese werden vermittelst Schneckenräder die beiden Laufachsen angetrieben. Das Gehäuse dient zu gleich als Oelbehälter, und für alle Lager ist die sogenannte Ringschmierung vorgesehen. Der Elektromotor ist auf Tragzapfen gelagert und mit Kippvorrichtung versehen, so dafs beim Ausschalten des Stromes zugleich der Eingriff der Keilräder gelöst ist. Der Motor ist mit elektrischer Umsteuerung | und den nöthigen Schaltapparaten versehen; die | Stromzuführung geschieht ähnlich wie bei elek trischen Strafsenbahnen durch einen federnden Bügel, der an der blanken Leitung entlang schleift, die Stromabführung geschieht durch das Wagen- [ gesteh und die Schienen. Die für die Beleuchtung der Falckschächte | aufgestellte Dynamomaschine wird, wie bereits | oben erwähnt, von der 60 pferd. Dampfmaschine angetrieben und leistet bei einem Kraftbedarf von 13,5 HP 75 Ampre bei 110 Volt. Die Maschine ist eine Schuckertsche Flachringmaschine, Modell J. L. 5, und mit Nebeuschlufswicklung auf den I Magneten versehen. Die für die Beleuchtung nothwendigen Mefs- und Controlinstrumente sind auf einem besonderen Schaltbrette ebenfalls in übersichtlicher Weise untergebracht, z. B. Neben- schlufsregulator, Hauptausschalter, Strommesser, Spannungsmesser, Gruppenausschalter und Blei sicherungen , sowie Zasatzwiderstände für die Bogenlampen. Es sind installirt : 5 Bogenlampen ä 8 Ampäre, 2 Bogenlampen ä 12 Ampere (System Piette und Krizik), sowie etwa 70 Glüh lampen ä 16 Normalkerzen. Bei Verlegung der Leitungen ist natürlich allen Bedingungen der Feuer- und Betriebssicherheit Rechnung getragen, wie überhaupt für alle Theile nur das beste Material verwendet worden ist, um allen An forderungen zu genügen. Für die Secundärstationen und für die von der Locomotive befahrene Strecke ist ebenfalls Glühlichtbeleuchtung vorgesehen. Da diese Be leuchtung immer mit der Kraftübertragung zu gleich im Betrieb sein mufs, so sind die Glüh lampen von der Kraftleitung abgezweigt und HLu zwar immer je 5 Stück in Hintereinander schaltung. • Zu erwähnen ist noch, dafs der Betrieb der oberen Pumpe mit Rücksicht auf schleunigste Inbetriebsetzung durch provisorisch aufgestellte Dynamomaschinen, wie sie für Beleuchtung gebaut werden, erfolgte und dafs diese Theile, nachdem einige Schwierigkeiten im Anfang beseitigt waren, monatelang zur vollsten Zufriedenheit gearbeitet haben, trotz der sehr grofsen Ueberlastung; es nahm die Primärmaschine, die für 13 bis 14 HP gebaut war, etwa 25 bis 30 HP auf und der 7 pferdige Elektromotor leistete an der Bremse gemessen 19,2 eff. HP, es wurden mit dieser Leistung 2000 1 Wasser in der Minute auf etwa 18 m Höhe gefördert. Es möge ferner darauf hingewiesen werden, dafs die Anwendung des elektrischen Betriebes für Laufkrähne, Drehkrähne und verwandte Maschinen, welche eine gewisse, wenn auch stark beschränkte Ortsveränderung besitzen, wohl bisher die relativ gröfste Verwendung des Elek tromotors in Werkstätten darstellt. Der trotz grofsen Umfanges in Bezug auf Kraftentfaltung und Geschwindigkeit doch sanfte Betrieb, welcher der leichten Regulirungsfähigkeit sowie der dem Elektromotor eigenen Anpassungsfähigkeit an den augenblicklichen Kraftbedarf zuzuschreiben ist, gewähren ihm für diese Fälle noch einen besonderen Vorzug. Wohl eine der gröfsten Ausführungen dieser Art bietet der seit einiger Zeit zur vollsten Zufriedenheit in Betrieb befind liche 100-t-Krahn in den „Baldwin Locomotive Works“, welcher von zwei oben auf der Krahn- brücke befindlichen Elektromotoren von je 40 HP betrieben wird und imstande ist, die schwersten Locomotiven zu transportiren.* Nachdem so kurz auf die Fälle hingewiesen worden ist, bei welchen der Elektromotor schon allein durch örtliche Verhältnisse den früheren Transmissionen überlegen ist, indem die letzteren mehr oder weniger grofsen Schwierigkeiten be gegnen, möge jetzt etwas näher auf diejenigen Fälle eingegangen werden, bei denen die örtlichen Umstände sehr wohl mechanische Transmissionen zulassen, man aber dennoch durch die Oekonomie auf die elektrische Uebertragung hingewiesen wird. Es ist hierbei natürlich nicht beabsichtigt, auf alle in den verschiedenen Betrieben vor handenen Möglichkeiten der Anwendung von Elektromotoren einzugehen. Dieselbe ist Legion; denn überall, wo eine Riemenscheibe oder ein Seiltrieb sich befindet, könnte man einen Elektro motor dafür anbringen. Es soll also nicht die Verwendung in Mühlen, Spinnereien, Webereien u. s. f. besprochen werden, sondern die Beispiele werden sich im allgemeinen auf die Werkstätten praxis und besonders Maschinenwerkstättenpraxis * „Iron Age“ vom 28. Januar 1892. 4