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108 Nr. 3. .STAHL UND EISEN.“ Februar 1893. In neuerer Zeit wird auch die Rückkohlung durch Zusatz von festem Kohlenstoff in Form von Koks oder Anthracit mit gutem Erfolg vor genommen. Das directe Rückkohlungs-Verfahren, welches zuerst von Darby auf den Stahlwerken zu Brymbo angewendet und später von der Hütte .Phönix“ in Laar wesentlich vervollkommnet wurde, findet sich in .Stahl und Eisen“ Jahr gang 1890, Nr. 11, Seite 920, ausführlich be schrieben. Nach erfolgter Rückkohlung wird der Stahl aus der Birne in die Stahlpfanne gegossen und diese über die zu füllenden Coquillen gebracht. Das Giefsen in die Coquillen ist sehr wichtig und erfordert einen erfahrenen zuverlässigen Arbeiter. Der Strahl mufs je nach der Hitze und Qualität des Stahles regulirt werden. Ist das Metall kalt, so mufs dasselbe rasch und in grofsen Strahlen gegossen werden; dies findet auch bei gewöhnlichem Flufseisen Anwendung. Die Stahlsorten, welche die Neigung haben, zu steigen, lassen sich sehr schlecht giefsen, dem- ungeachtet ist es wichtig, solches Metall in feinen Strahlen zu giefsen und das Verstopfen des Giefs- trichters zu verhindern. Als Personal der Giefsgrube der Thomashütte zu Hayingen waren beschäftigt: 1 Giefser, 1 Gehülfe für letzteren, 3 Mann zum Aufstellen der Coquillen, 4 Mann für das Zumachen der Coquillen, 2 Mann zum Drehen des Centralkrahns, im ganzen also 11 Mann. Die ältere Giefsmethode, welche darin besteht, dafs der Stahl von oben nach unten in die Goquille gegossen wird, hat den Nachtheil, dafs der mehr oder weniger unregelmäfsige Strahl eine Ungleichmäfsigkeit des Blocks verursachen kann. Um dies zu vermeiden, ist zuerst auf dem Stahlwerke zu Creusot das Giefsen mittels eines eisernen, mit feuerfestem Material ausge kleideten Giefskorbes eingeführt worden. Dieser Apparat besteht aus 2 Abtheilungen, welche durch eine kleine Erhöhung voneinander getrennt sind; der Strahl fällt in die eine Abtheilung, das Metall geht von da über den Damm in die zweite, mit einem Giefsloche von 30 mm Durch messer versehene Abtheilung. Die Handhabung des Giefskorbs erfordert grofse Geschicklichkeit und ist nur für heifsen und harten Stahl möglich. Bei weichem Stahl, welcher etwas Neigung hat zu steigen, ist das Verfahren ausgeschlossen. Das Giefsen von unten, welches den Zweck hat, Blöcke mit gesunden Köpfen, namentlich zur Fabricalion von Radreifen, zu erzielen, erfordert sehr heifsen Stahl, damit das Metall in den Zu führungskanälen nicht fest wird. Das Herrichten der Böden und der dazu gehörigen Kanäle aus feuerfestem Material mufs sehr sorgfältig vor genommen werden und ist kostspielig. Im übrigen bietet das Verfahren den Vortheil, dafs mehrere Blöcke auf einmal gegossen werden können, und wäre dasselbe namentlich für den Fall, wo kleine Blöcke gegossen werden, am Platze. Beim Giefsen von Stahl findet eine Saigerung statt, derart, dafs die leichteren, d. h. die un reineren Theile nach oben steigen und die schwereren, also reineren Theile sich nach unten in der Giefspfanne sammeln. Demnach sind die zuerst gegossenen Blöcke die reinsten und die letzten die unreinsten. Wie die chemische Untersuchung zeigt, schwankt der Kohlenstoff nur wenig, doch zeigt der Kohlenstoffgehalt am Schlufs des Gusses die Neigung etwas zu steigen; der Mangangehalt ist beim ersten Block höher als bei dem letzten; der Phosphorgehalt ist beim ersten Block am schwächsten. Diese Resultate finden sich sowohl für Flufs- stahl als für Flufseisen in nachstehenden Analysen bestätigt: Chargen nummer Flufs stahl Kohlenstoff Phosphor Mangan Beginn Schlufs Beginn Schlufs Beginn Schluls 2107 0,38 0,40 0,081 0.146 0,865 0,685 2108 0,43 0,44 0,066 0,091 0,118 0,940 2109 0,41 0,41 0,109 Flufs 0,130 eisen 0,865 0,865 1771 0,16 0,092 0,117 1765 0,18 » 0,119 » 0,720 0,470 Die Unterschiede werden wahrscheinlich um so gröfser sein, je reicher an Kohlenstoff und Phosphor der Stahl ist, d. h. je flüssiger der selbe ist. Ferner hat Palgen diese Saigerung bei einem und demselben Block festgestellt und gefunden, dafs der Untertheil des Blocks reiner, der Ober theil desselben unreiner ist, nur mit dem Unter schied, dafs der unreinste Theil in der Mitte des Blocks, also wo das Metall am längsten flüssig bleibt, sich befindet. Die Versuchsblöcke waren von Chargen Nr. 1771 und 1765 entnommen | und hatten, bei 19 cm Höhe, oben 60 X 60 mm, I unten 72 X 72 mm. Charge Nr. 1771. 1. Block Anfang 2. Block Mitte des Gusses 3. Block Ende des Gusses Oben In der Mitte . . . Unten =0,092 0,112) 0,130/0,117 0,112) 0,130) 0,14250,138 0,130) Charge Nr. 1765. Oben In der Mitte. . . Unten =0,159 0,182) 0,191 JO,180 0,166) 0,257) 0,27810,253 0,225) Auch haben wir gefunden, dafs unreinigungen von der äufseren Kante die Ver- nach der