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Industrielle Rundschau. 1. Januar 1895. Die dringend nothwendige Kanalisirung der Mosel, die, wie wir des öfteren schon ausgeführt, eine Lebens frage für die niederrheinisch-westfälische Hochofenindu strie bildet, ist auch im Geschäftsjahr 1893/94 in keiner Weise gefördert worden. Dafs der von der Königlichen Staatsregierung dem Landtage der Monarchie vor gelegte Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Bau eines Schiffahrtskanals vom Dortmund-Ems-Kanal nach dem Rhein vom Hause der Abgeordneten abgelehnt worden ist, haben wir lebhaft bedauert. Dem ab gelehnten Gesetzentwurf war bekanntlich das Project IV, die südliche Emscher-Linie, zu Grunde gelegt, das unter Führung des Magistrats der Stadt Dortmund zu Gunsten des Projects I, der Lippe-Linie, heftig be kämpft wird. Wir hoffen jedoch, dafs die Königliche Staatsregierung auf der Ausführung der Südemscher- Linie beharren und in der nächsten Tagung des Preufsischen Landtags den in der vorigen Tagung eingebrachten Gesetzentwurf nochmals unverändert zur Vorlage bringen wird. Die Ausführung der Lippe- Linie würde uns zum Vortheil von Dortmund schwer schädigen: der Dortmunder Bezirk, der einen natür lichen geographischen Vorsprung nach Osten hat, würde sich im Falle der Kanalisirung der Lippe auf Kosten der übrigen Bezirke auch einen Vorsprung nach Westen erobern, den er z. Z. nicht besitzt und zu dem seine geographische Lage ihn nicht berechtigt. Die Einnahme für verkaufte Erzeugnisse betrug im Geschäftsjahr 1893/94 31864 583,13 • gegen 29699462,07 • im Vorjahre. Für Neuanlagen wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 1000060,97 K auf gewendet. Die Kohlenförderung betrug in 1893/94: = 1 175534 t gegen 1094317 t im Vorjahr, mithin in 1893/94 mehr 81217 t= 7,4%. Von dieser Mehr förderung entfallen: auf Zeche Oberhausen 39 942 t = 7,3%, auf Zeche Osterfeld 40067 t = 9,3%, auf Zeche Ludwig 1208 t = 0,8 %, zusammen 81217 t. Mit durchschnittlich 7,1 im Betrieb befindlichen Hoch öfen wurden in 1893/94 258089 t Roheisen erblasen, gegen 259171 t in 1892/93, somit weniger 1082 t = 0,4%.“ Aus der vergleichenden Uebersicht über die Erzeugung in den verschiedenen Geschäftsjahren theilen wir die letzten Rubriken mit: Production 1892/93 t 1893/94 t Gegen 189 mehr 2/93 weniger t °/o t ’/o Roheisen . . . 259 171 258 089 1082 0,4 Walzwerkserzeug- nisse in Eisen und Stahl . . 151 630 173 214 21584 14,2 Maschinen,Dampf kessel, Brücken, Gufswaaren etc. 28 310 37 689 9 379 33,1 Kohlen .... 1 094 317 1 175 534 81 217 7,4 Eisenerze . . 139 592 145 141 5 549 4,0 - Kalksteine . . . 54 842 53 042 — 1800 3,3 „Zur Ausführung verblieben am 1. November 1894 an Aufträgen insgesammt 108065 t. Der Verein be schäftigte am 30. Juni 1894, ausschliefslich der bei der Rasenerzgewinnung und mit Aufstellungsarbeiten beschäftigten Leute, an Beamten und Arbeitern 10 799 gegen 10017 am Schlufs des Vorjahres. Die Zahl der auswärts mit Aufstellungsarbeiten beschäftigten Arbeiter bezifferte sich am 30. Juni 1894 auf 212 gegen 344 zu derselben Zeit des vorhergegangenen Jabres. An Löhnen und Gehältern wurden im Ge schäftsjahr 1893/94 bezahlt 11 159123,99 gegen 10 688046,03 N im Vorjahre. Im abgelaufenen Ge schäftsjahr zahlten wir: an Einkommensteuer 58550 3, an Gewerbesteuer 14 935,33 ., an Grund- und Gebäude steuern 5982,94 an Gemeindesteuern 171 993,86 Jt, zusammen an Steuern 251462,13 ; an Beiträgen ' zur Kranken- und Pensionskasse 77 184,75 , an Bei trägen zur Knappschaftskasse 123 247,41 an die I rheinisch-westfälische Hütten- und Walzwerks-Berufs genossenschaft (Beitrag für das Kalenderjahr 1893) 92 054,53 , an die Knappschafts-Berufsgenossenscbaft (Beitrag für das Kalenderjahr 1893) 102 721 , an die Invaliditäts- und Altersversicherungs-Anstalt 71 747,14 3, an Bergwerkssteuern 127 798,77 ins gesammt 846 215,73 , mithin einen Betrag, der die Dividende, welche unsere Actionäre beziehen, nicht unerheblich übersteigt und der 5,28 % des Actien- kapitals darstellt.“ Phoenix, Actien • Gesellschaft für Bergbau und Hütten betrieb in Laar bei Ruhrort. Dem Directionsbericht für 1893/94 entnehmen wir: »Die am Schlüsse unseres vorigjährigen Berichtes aus gesprochene Hoffnung, dafs es gelingen werde, unseren Werken ausreichende Arbeit zu verschaffen, ist, be sonders in betreff der Hütte zu Laar, voll und ganz in Erfüllung gegangen und sind wir infolgedessen in der angenehmen Lage, Ihnen heute einen verhältnifs- mäfsig günstigen Abschlufs für das vergangene Jahr vorzulegen. Die in dem ersten Semester herrschende Stille auf dem Eisenmarkte wurde gegen Ende des Jahres 1893 durch gröfsere Lebhaftigkeit unterbrochen, so dafs die mit Ende des Jahres eintretende Auflösung des Walzeisensyndicats fast ganz ohne den befürchteten Einflufs auf die Eisenpreise blieb und es gelang, grofse Abschlüsse in Halb- und Fertigfabricaten im Inlande zu machen. Wesentlich trug zur Befestigung des Marktes der Abschlufs des russischen Handels vertrags bei, der nicht nur das Vertrauen in die Be ständigkeit des Marktes hob, sondern auch, besonders den in den östlichen Provinzen gelegenen Werken, Gelegenheit gab, grofse Quantitäten an Walzeisen und anderen Stahl- und Eisenfabricaten nach Rufsland abzusetzen und dementsprechend den deutschen Markt zu entlasten. Hiervon abgesehen blieb die Lage des Geschäfts mit dem Auslande eine wenig zufrieden stellende. Sowohl in Eisenbahn- wie in Schiffbau material, in Draht und Handelseisen war die Nach frage auf dem ausländischen Markte eine schwache und nur zu verlustbringenden Preisen die Möglichkeit zu Abschlüssen gegeben. Wie oben angedeutet, konnte die Hütte zu Laar mit nur geringen Unterbrechungen in allen Theilen in flottem Betrieb gehalten werden, dagegen hatte die Hütte zu Eschweiler-Aue häufig unter Mangel an Aufträgen sowohl in der Radsatz fabrik wie in dem Blechwalzwerke zu leiden. Die Hochofenwerke zu Berge-Borbeck und Kupferdreh wurden in gleichem Umfange betrieben wie im Jahre vorher. Während des ganzen Geschäftsjahrs war der Betrieb auf allen Werken von gröfseren Störungen frei, bis gegen Ende desselben am 20. Juni, aus nicht aufgeklärten Gründen, das Dach über dem Thomas werke mitten im Betriebe zusammenbrach und leider 3 Arbeiter erschlug, während 4 andere, glücklicher weise nur leicht, verletzt wurden. Der materielle Schaden und die Störung war ziemlich bedeutend, da der Betrieb des Thomaswerks vollständig unterbrochen wurde und erst am 18. Juli, und zwar unter freiem Himmel, wieder aufgenommen werden konnte. Die Wiederherstellung des Gebäudes im Laufe des vorigen Jahres war nicht möglich und ebensowenig die Fest stellung der dadurch entstehenden Kosten. Es dürfte deshalb zweckmäfsig sein, zur Deckung dieser Kosten eine entsprechende Summe dem sogenannten Erneue- rungs- und Dispositionsfonds, der zur Deckung gröfserer Ausgaben für Ersatz abgängiger Bauten und Einrich tungen bestimmt ist, aus dem Gewinn zuzuweisen. Um den eventuellen Bedarf an Minette-Erzen uns zu angemessenem Preise zu sichern, haben wir, unter Zustimmung des Administrationsraths, in Verbindung mit der Gutehoffnungshütte von einer sieh uns