10 Stahl und Eisen. Ueber Darstellung von Werkzeugstahl u. s. w. 1. Januar 1895. Auge ist erforderlich, um sie mit Erfolg anzu wenden. Von der Sorgsamkeit der Prüfung aber hängt, wie bekannt, zum nicht geringen Theile der Ruf einer Bezugsquelle für Werkzeug stahl ab. In Kapfenberg wird die Prüfung beim Be triebe im wesentlichen so angestellt, wie es der verdiente Leiter dieses Werks, F. Reiser, in seiner bekannten Schrift „Das Härten des Stahls in Theorie und Praxis“, auf welche hier Bezug genommen werden kann, auf Seite 48 bis 60 beschreibt. Besonderen Werth legt man auch auf Anstellung der auf Seite 22 des genannten die Wirkung besonderer Zusätze zum Stahl er mitteln will. Gufswaaren aus Kapfenberger Tiegel stahl zeigten nach dem Ausglühen eine durch schnittliche Festigkeit von 70 kg bei 8 bis 10 % Dehnung und 8 bis 10 % Querschnitts verringerung. In Bruckbach und Sophienhütte geschieht die Prüfung auf Schmiedbarkeit, Härtbarkeit u. s. w. in ähnlicher Weise wie in Kapfenberg; ein be sonderes Verfahren aber hat man ausgebildet, um Bessemerstahl seinem Verhalten, insbesondere seinem Härtegrade, gemäfs zu sondern und in jedem einzelnen Falle der ins Auge gefafsten Abbild. 21. Stahlwerk Sophienhütte. Buchs erwähnten Warm- oder Blaubruchprobe. Sie erweist sich vorzugsweise dann nützlich, wenn man Grund hat, anzunehmen, dafs ein Block nicht frei von Hohlräumen sei. Man schmiedet oder walzt ihn zu einem Quadratstabe von etwa 50 mm Stärke aus und bricht diesen sofort nach der Bearbeitung in Blauhitze durch. Alle Gasblasen und Saugstellen, welche auf der Bruchfläche des kalt durchgetheilten Stabes nicht sichtbar sein würden, zeigen sich jetzt deutlich dem Auge. Von Zeit zu Zeit werden Festigkeitsprüfungen angestellt, besonders dann, wenn Aenderungen im Einsätze vorgenommen sind, oder wenn man Verwendung gemäfs auszuwählen. Obgleich man das Verfahren gesehen haben mufs, um seine Bedeutung ganz richtig zu verstehen, möge doch eine kurze Schilderung hier folgen. Der zu prüfende Stahl wird zu einem Flach stabe von 400 mm Länge, 12 mm X 4 mm Querschnitt ausgeschmiedet, welcher an einem Ende auf eine Länge von 70 mm keilförmig aus läuft. Dieses keilförmige Ende erwärmt man im Holzkohlenfeuer zur Rothgluth und stellt es dann senkrecht, mit der Kante nach unten, ohne es zu bewegen, in Wasser, welches eine Temperatur von etwa 20° G. besitzt. Wenn die Probe voll ständig abgekühlt ist, wird sie herausgenommen