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zwischen 0,15 bis 0,75 % schwankt, wird durch jene Probe in 24 Arten, abweichend durch ihre Härte, getheilt, deren jede ihre besondere Be nennung besitzt und dementsprechend gezeich net wird. Der im Tiegel erzeugte hochwerthige Werk zeugstahl der alpinen Werke kommt unter Be nennungen in den Handel, welche dem Käufer sogleich als Richtschnur für die Behandlung dienen: Extrahart, Extrazähhart, Sehr hart, Hart, Mittelhart, Extra mittelhart, Zäh, Weich. Einiges Nähere über die Eintheilung, Aus-, wähl und Behandlung enthält Reisers genannte Schrift auf Seite 43; auch die Firma Gebrüder Böhler & Co. liefert gedruckte Verzeichnisse der Stahlsorten mit Anweisungen für die Be nutzung. Neben dem reinen Kohlenstoffstahl wird in Rücksicht auf die hohen und oft eigen- | artigen Ansprüche, welche die jetzige Friedens- und Kriegstechnik an das Verhalten des Stahls stellt, in Kapfenberg Chrom- und Wolframstahl für harte Werkzeuge in nicht unerheblicher Menge | gefertigt, und in neuester Zeit hat sich hierzu auch die Herstellung von Nickelstahl für Waffen gesellt. Die Ergebnisse bei seiner Prüfung und Verwendung werden als sehr günstig gerühmt, entziehen sich jedoch aus naheliegenden Gründen ! noch der öffentlichen Besprechung. Zur Panzerplattenfrage. 111. Von J. Castner. Die Panzerfrage ist in der That noch immer eine „Frage“, ja es scheint, als ob die Versuche in jüngster Zeit uns von dem vermeintlich nahen Ziele wieder mehr entfernt hätten. Die in das Harveysche Kohlungs- und Härtungsverfahren gesetzten Hoffnungen werden wahrscheinlich nur unter gewissen Bedingungen und Beschränkungen ihre Erfüllung finden. Die gewonnenen Erfah rungen drängen immer mehr dahin, die Verbes serung der Panzerplatten mehr auf dem Wege der Legirung, der sorgfältigen Darstellung des Stahls nach seiner chemischen Zusammensetzung und der zweckmäfsigen Bearbeitung desselben vom Gufs bis zur gebrauchsfähigen Platte, als im Härtungsverfahren zu suchen. Dem letzteren wird vermuthlich nur der Werth eines Hülfs- mittels, welches die Absichten des Hütlenmannes zu unterstützen hat, zuerkannt werden können. Wenn diese Ansicht in der Zukunft Bestätigung findet, so wäre damit der Weg entschieden, auf den wir früher* bereits hingedeutet haben. Bevor wir aber den etwas verschlungenen Pfaden nach gehen, die der Entwicklungsgang der Panzer plattentechnik seit unserer letzten Betrachtung in dieser Zeitschrift** eingeschlagen hat, wird es gut sein, einen Blick auf die Verwendung des Panzers im Kriegsschiffbau und seine Bedeutung für den Seekrieg nach den in neuerer Zeit gel tend gewordenen Ansichten zu werfen. Die drei Waffen, welche dem Seekrieg für den Kampf zur Verfügung stehen: das Geschütz, der Torpedo und der Sporn, sind nicht zu allen Zeiten gleich gewerthet worden; bald wurde die Bedeutung der einen Waffe auf Kosten der anderen überschätzt und umgekehrt. Besonders haben * „Stahl und Eisen“ 1893, S. 147. ** 1893, S. 137 ff. sich Torpedo und Sporn auf Kosten der Artillerie gern vorgedrängt. Um die Mitte der achtziger Jahre wurde so ziemlich allgemein der Torpedo allen Waffen vorangestellt. Aber die Gefahr, die den Trieb der Selbsterhaltung weckt, machte erfin derisch in der Herstellung und im Gebrauch von Schutzmitteln. Die Schiffsbaumeister gaben den Kriegsschiffen einen doppelten Boden mit Zellen- eintheilung und zogen durch das Schiff in seinen einzelnen durch die Decks bezeichneten Stock werken Quer- und Längswände (Schotte) mit wasserdicht schliefsenden Thüren, so dafs die Folgen einer Sprengwirkung sich auf die Räume beschränken lassen, deren Aufsenwand zerrissen wurde. Wenn dann auch einige Räume voll Wasser laufen, so behält das Schiff doch seine Schwimmfähigkeit und ist deshalb nicht verloren. Dazu kommen der elektrische Scheinwerfer, die weittragenden Schnellfeuerkanonen, selbst die grofse Fahrgeschwindigkeit der Schiffe, die alle- sammt dazu beigetragen haben, den Torpedo fast zu einer Gelegenheitswaffe herabzudrücken. Eine ähnlich wechselvolle Beurtheilung hat der Sporn erfahren. Man sprach eine Zeitlang sogar von einer „Rammtaktik“, an welche heute noch der Sporn an allen Panzerschiffen und Kreuzern erinnert, obgleich deren Seeeigenschaften durch den Fortfall des Sporns in seiner heutigen Form als vorspringender Rammbug gewinnen würden. Die Untersuchung, den Untergang des englischen Schlachtschiffes „Victoria“ betreffend, hat keinen Zweifel darüber gelassen, dafs die Eintheilung des Schiffsraumes in wasserdichte Abtheilungen ein wirksames Gegenmittel gegen den Rammstofs ist, vorausgesetzt, dafs ihre Thüren, Luken u. s. w. im Augenblick der Gefahr recht zeitig und sicher geschlossen werden. Die grofse