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230 Stahl und Eisen. Die grofsen Eisenerzablagerungen in Schweden und Norwegen. 1. März 1895. in den beiden Erzfeldern noch nicht statt gefunden. Das Nebengestein der genannten Erzlager wird als Quarzporphyr von grauer und rother Farbe bezeichnet. Die Gellivara-Bergwerksgesell- schäft hat auch hier den gröfsten Theil der Gruben felder erworben, so dafs ihr von anderer Seite keine Concurrenz entstehen kann. Das Erzvorkommen von Svappavara, wiederum ein zu Tage ausgehendes Massiv von Magnet eisenstein, liegt 43 km südöstlich von Kirunavara, östlich derprojectirten Eisenbahn inmitten zwischen Tornio- und Kalixelf, es erstreckt sich in der oberen Partie eines Höhenzuges auf 624 m Länge bei 53 bis 98 m Breite und bedeckt am Aus gehenden einen Flächenraum von 3,73 ha. Der Phosphorgehalt der Erze soll höher sein als der der vorbeschriebenen Erzvorkommen, das über der Ebene anstehende Eisenerz wird auf 6 700 000 t geschätzt. Das Nebengestein ist Glimmerschiefer und feinkörniger Quarzit von grauer und röth- licher Farbe. Die Geschichte der Erzablagerungen von Gellivara, Kirunavara und Svappavara ist aufser- ordentlich interessant, so dafs ich dieselbe hier kurz streifen will. Diese Erzvorkommen sind seit Mitte des 17. Jahrhunderts bekannt und in ganz minimaler Weise bis zum Anfänge des 18. Jahrhunderts ausgebeutet. Bis Ende des 18. Jahrhunderts ruhte dann dort der Bergbau ganz und wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts wieder mit gröfstem Eifer und unter grofsen Opfern vom Baron Her melin aufgenommen. Dieser Herr liefs Wege bauen, zog Ansiedler heran und erbaute Hochöfen und Eisenhämmer, aber mit sehr zweifelhaftem Erfolge, die Erzgewinnung mit Ausnahme von Gellivara wurde aufgegeben und vegetirle auch dort nur traurig weiter, da der Transport der Erze mittels Rennthierschlitten ein sehr schwieriger war. Die ungeheuren Besitzungen bei Gellivara gingen aus einer Hand in die andere, aber alle Anstrengungen scheiterten an dem Mangel ge eigneter Transportmittel; so ging es fort, bis sich in Mitte der 60er Jahre eine englisch schwedische Gesellschaft zur Ausbeutung von Gellivara bildete, diese wollte die Luleelf kanali- siren und so die Erze ans Meer schaffen, die Regierung unterstützte die Gesellschaft mit 1 Million Kronen, aber das Geld wurde verbraucht und nichts zustande gebracht. Die schwedische Re gierung hat stets der Ausbeutung der Mineralien schätze in Lappland bis in die neueste Zeit hinein das gröfste Interesse entgegengebracht und sich verschiedentlich durch dorthin gesandte Commis sionen eingehende Berichte erstatten lassen. Eine 1817 dorthin gesandte Commission berichtete officiell, dafs bei Gellivara alle Vorbedingungen erfüllt seien, um eine Industrie zu schaffen, welche den ganzen Eisenbedarf von Europa decken könne. Im Jahre 1875 ging auf Veranlassung des Gouverneurs der Provinz Norrbotten wiederum eine Expedition nach Gellivara. Dieselbe sollte geologische Untersuchungen vornehmen, das Terrain behufs Anlage einer Eisenbahn unter suchen und geeignete Plätze zur Anlage von Hochöfen und Eisenhütten aussuchen. Die Expe dition bestand aus hervorragenden Männern und erstattete einen umfassenden Bericht, dem ich Folgendes entnehme: Gellivara wurde zum erstenmal in einem officiellen Berichte von 1704 erwähnt, welcher vom Generalinspector der Bergwerke dieses Di stricts herstammt und in welchem die Gegend Illuvara genannt wurde. Im Jahre 1735 wurde das Erzvorkommen einem Lieutenant Tingvall verliehen und demselben drei Jahre später das Privilegium ertheilt, daselbst 2 Hammerbütten und 1 Hochofen zur Verwerthung seinet Eize zu errichten. Kurze Zeit darauf überliefs Tingvall seine Rechte einem Director Steinholz, welcher eine Gesellschaft unter Leitung eines Mannes Namens Meldercantz gründete und 1742 den Hochofen baute. Die Ausbeutung der Grube war anfangs sehr unbedeutend und bekam erst eine gewisse Bedeutung, als Baron Hermelin den gröfseren Theil des Gebirges an drei Pachthöfe theilte und neue Gruben durch den General inspector der Bergwerke untersuchen liefs. Ein einziger Bergmann baute in 2 Jahren 900 t Erz ab, und diese Erze wurden im Winter auf Renn thierschlitten zur Hütte gebracht, mehr als 300 t konnten aber pro Winter nicht abgefahren werden. Im Jahre 1825 eröffnete man die Grube vor der Koskuskulle für die Hütte von Gyljen, welche im folgenden Jahre erbaut wurde und 750 t Erz abfuhr; diese und die Kaptens-Grube blieben eine Reihe von Jahren die einzigen nennenswerthen Arbeitspunkte. Bis zum Jahre 1827 fanden eine sehr grofse Anzahl von Feldesverleihungen statt, diese Verleihungen fielen grofsentheils wieder ins Freie und neue Verleihungen erfolgten, so ging es fort bis 1872 und es wurden in manchen Verleihungen nur so viel Erze gefördert, als zur Sicherung des Bergwerkseigenthums erforderlich war. Danach kam der Gellivara-Erzberg an eine englisch-schwedische Gesellschaft „the Gellivara Company limited“, welche sich alsbald unter dem Titel „the new Gellivara Company limited“ con- stituirte. Im Jahre 1884 begann die neubegründete „the Svedish and Norwegian Railway Company, limited“ die Eisenbahn und vollendete dieselbe 1887 bis Gellivara. Eine zweite Gesellschaft „the Anglo-Scandinavian Steamship Company“ verband sich mit der Eisenbahngesellschaft zum Export der Erze, und eine dritte Gesellschaft „the Magnetic Iron Mountain-Smelting Company limited“ wollte zu Walker on Tyne, Eigenthum von „Bell Brothers Limited“, die Erze ver schmelzen. Das zuerst erblasene Roheisen ent-