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182 Stahl und Eisen. Tetmajers neuestes Gutachten über Thomas- Stahlschienen. 15. Februar 1895. Beurtheilung der Entphosphorungsverhältnisse einer Charge einen Grad der Vollkommenheit erreicht hat, der bei einiger Aufmerksamkeit und Pflichttreue das Auftreten mangelhafter Entphos phorung ausschliefst. Der Sicherheit willen werden jedoch auf allen gut verwalteten Werken von jeder Charge der P-Gehalt, nicht selten auch der Mn-Gehalt, chemisch-analytisch nachgewiesen, und wie bereits erwähnt, die Materialbeschaffen heit nicht selten durch eine Stückprobe (Hammer probe) festgestellt. Diese Umstände erklären die Thatsache, dafs auf einzelnen deutschen Thomaswerken mit 12- bis 15 000 Chargen Jahresproduction, oft jahre lang keine Charge fällt, deren Phosphorgehalt Kaltbruch ergeben würde. Wegen Ueberschreitung der vorgeschriebenen Grenze des Phosphorgehalts von 0,10 % mufste unter 465 Thomas-Chargen für Brückenmaterial der St. Gotth.-B. „ • 711 „ „ „ „ Sch.N.O.B., n 201 n n n n Linie Schaff- hausen-Etzweilen, Sa. 1377 Thomas-Chargen, keine einzige beanstandet werden. Der Phosphor gehalt dieser Chargen bewegt sich zwischen 0,03 und 0,10 % ; er liegt der Hauptsache nach zwischen 0,03 und 0,07 %. Für das Material der Fordonbrücke über die Weichsel waren 700 Thomas-Chargen geblasen und abgenommen. Der Phosphorgehalt schwankte zwischen 0,019 und 0,099 % und lag der Hauptsache nach zwischen 0,04 und 0,08 %. Bei 500 Thomas-Darby-Stahlschienenchargen, die in Salgo-Tarjän geblasen und abgenommen wurden, bewegt sich der Phosphorgehalt zwischen 0,01 und 0,09 %. Derselbe lag bei 2 Chargen zwischen 0,00 und 0,01 % , 12 0,01 n 0,02 , • 53 0,02 n 0,03 " „ 184 „ 0,03 JI 0,04 » „124" 0,04 » 0,05 " „103" 0,05 n 0,06 » » 15 » 0,06 » 0,07 „ » 6 » 0,07 m 0,08 „ 1 n » Summa 500 Chargen. 0,08 7 0,09 » Verfasser bespricht dann noch die Bewährung von Thomasmaterial für die Blechfabrication in Peine und Teplitz und schliefst: „All dies wäre selbstredend undenkbar, wenn die Führung des Thomasprocesses nicht jenen Grad der Sicherheit und Zuverlässigkeit erreicht hätte, den sie thatsächlich besitzt.“ Im Kapitel 111 «Verhalten der Thomas stahlschienen im Betrieb“ stellt Tetmajer alles hierauf erhältliche Material zusammen. Wer die Schwierigkeiten kennt, welche mit einer solchen Sammlung verbunden sind, wird den Fleifs bewundern, der hier aufgewendet ist; bei der Durchsicht des Materials fällt auf, dafs er ganz besonders alle, auch die geringfügigsten, | Bemerkungen und Zahlen der Gegner des Thomas- j processes anzuführen nicht unterläfst. Von den Erfahrungen auf den italienischen Bahnen liegen, so entnehmen wir diesem um fangreichen Kapitel, nur spärliche Nachrichten vor, da dort fast durchweg Bessemer-, ausnahmsweise Martinstahlschienen liegen. Zu einer im Jahr 1882 vom Bochumer Verein gelieferten Partie von rund 1000 t Thomasschienen schrieb die Direction dieses Werks an Tetmajer, dafs die mit diesen Schienen auf der italienischen Bahn ge- [ machten Erfahrungen ungünstige gewesen seien, insofern, als nach kurzer Belriebszeit Spaltungen, Abblätterung und starke Abnutzung hervorgetreten wären. Hierzu bemerkt der Verfasser, dafs an sich hier nur eine Erfahrung vorliege, die in der ersten Zeit fast alle Thomaswerke gemacht hätten, i 1882 war der Thomasprocefs noch in seinen I ersten Anfängen, dagegen der Bessemerprocefs | hochentwickelt. Im Thomasprocesse wufste man ebensowenig genügend hartes Material in genügen der Sicherheit herzustellen, als dieses dem Besse- I merprocefs in der gleichen Anfangsperiode ge- i lungen ist. Wie der Letztere 10 Jahre nach I seinem Entstehen nicht mehr mit den ersten | Jahren seines Bekanntwerdens verglichen werden kann, so ist der Thomasprocefs von heute nicht mehr mit dem von 1882 zu vergleichen. Von ganz besonderem Interesse erscheinen | die auf den schweizerischen Eisenbahnen ge- I machten Erfahrungen, weil die Schweiz am Wett kampf der modernen Flufseisen- bezw. Stahl erzeugungsmethoden keinerlei Antheil hat, daher auch die auf ihren Bahnen mit den concurrirenden Materialien gemachten Erfahrungen als unpar teiische Werthmesser angesehen werden dürfen. Ueber die Verwendung von Thomas - Stahl schienen auf den Schweizer-Bahnen giebt folgende tabellarische Zusammenstellung Auskunft: Bessemer-Stahlschienen, weil nach Preis und Lieferungs- Verhältnissen vortheilhafter, verwendet. Bezeichnung der Bahngesellschaft Material der Geleise Menge des Materials in t in km der Geleis länge in °/o der ge- sammt. Geleis länge Normal bahnen Schw. Nord-Ost-B. . Thomasstahl * 14 550 201,521 19,6 Ver. Schweizer B. . 5 500 79,500 22,0 Jura-Simplonbahn . 25 065 361,758 31,1 St. Gotthardbahn . 13 400 169,000 44,0 Centralbahn 19 407 258,071 40,0 N eher 1- und Spee i a 1 b a h nen. Brünigbahn Thomasstahl 1612,0 66,599 100 0 Pilatusbahn 239,0 4,929 100,0 Schw. Süd-Ost-B. . . Bessemerstahl 32.864 100,0 Landquart-Davosb.. — 57,520 100,0 Sihlthalbahn .... Thomasstahl 1048,5 18,200 100,0 * Bis zum Jahre 1889; seither wurden wieder