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Blumenguirlande bildet eine Mancini auf den Wangen; zwei große Streifen aus blauem Tüll fallen auf die Blumen nieder und umhüllen sie mit einem Gcwölke, welches das Gesicht umgibt und einen azurnen Wicderschcin hcrvorbringt, der jeder Physiognomie vollkommen steht. Eine andere Mütze von demselben Genre in Rosa-Gaze, und auf weißer Seide gestickt, ist wunderhübsch. Musi k. Miß Shaw. Ein Leipziger Referent drückt sich über die genannte Sängerin in seiner Begeisterung also aus: „Es gehört ein sehr kurzes Gesicht dazu, diese Grcnadicrgestalt zu übersehen und diese Kanonenichläge zu überhören!" E. Evers. Bon diesem jungen, talentvollen Eomponi- sten sind diese Tage sechs Lieder für Singstimmcn mit Piano- fortbegleiiung erschienen, welche dem größern Publikum zu empfehlen sind, da sie in mehren Leipziger Conzcrten ausneh mend angcsprochen haben. Der neueste Walzer von Strauß hat den Namen: „Ach wenn ich nur mit der Abendrölhe einmal persönlich ge sprochen hätte!" Mendelssohn-Bartholdi hat zu dem Drama „Ruy- Blas" eine Ouvertüre geschrieben, die in Leipzig mehr als das ganze Stück angesprochen hat. Gold n er Spiegel. Berlin. Der Professor Gubitz Hal zum Besten der Witwe des dramatischen Dichters Meddlhammcr, bekannt unter dem Namen Albani, eine musikalisch-deklamatorische Morgcnuntcrhallung, unterstützt von den Mitgliedern der kö niglichen Bühne, veranstaltet, die sehr zahlreich besucht war. — Als nicht zum „goldnen Spiegel" gehörige Nachschrift: Albani hat durch seine Stücke Tausenden und abertausenden manchen heitern Abend bereitet, und die Theaterkassen befan den sich immer wohl, wenn der Name Albani auf dem Thea terzettel zu lesen war. Gleichwohl fristete der Dichter durch Sprachunterrichr nur kümmerlich sein Dasein und hinterließ eine Witwe in den bedränglestcn Umständen. Wenn ein Dichter Frankreichs nur zwei solcher Albanischen Stücke geschrieben, so war seine Existenz sicher gestellt. Selbst Rußland hat auf ehrenwcrthe Weise für seine dramatischen Dichter gesorgt, in dem seine Gesetze dem Verfasser die ungeschmälerte Einnahme jeder dritten Aufführung zusprechen. Rur Deutschland, Michel, hstpp, hopp, Land der Hosräthe, Börne, Sonntag, göttlich — Und die Deutschen zerbrechen sich die Köpfe, wie das zugche, datz^sie kein Lustspiel haben. Heitere Journalscka». Laut dem Wiener Humoristen hat die Fleckeisensche Buch handlung in Helmstadt einen Band Gedichte angezcigt. Der Titel lautet: „Gedichtetes von Theodor Martin David Stock fisch — mit dem Motto: Heißt wirklich so, ist aber keiner, Nicht trocken, nicht dumm, von Geschmack auch feiner. Bleibt, wie er hofft, noch lange frisch. Paßt aber nicht auf jeden Tisch. Literarische Notizeu. Jean Paul. Wie "verlautet, wird von dessen Werken eine neue Ausgabe veranstaltet. Das ist sehr schön, nur ist zu wünschen, daß diese neue Ausgabe besser ausgestatlet und auch billiger werde, als die erste. Es ist dies der einzige Weg, den großen Humoristen dem größern Publikum zugänglicher zu machen. — Ein Gleiches wäre zu wünschen mit Julius Mosen, diesem hcchzuehrcnden deutschen Lyriker, der goll- begabter dastcht, als ein Anastasius, gesünder als ein Lenau, klarer als ein Karl Beck und urkräftiger und reiner als ein Heinrich Heine. Julius Mosen ist der Gesundbrunnen der deut schen Lyrik; nirgend sprudelt der heilige Quell so urkräftig, so klar, so goldkörnerhaltig. Mosen's Lieder sind Magnet steine, die man nicht sowohl auf der Brust als in der Brust tragen muß, um von ihrer wunderthätigcn Kraft überzeugt zu werden. Wer traf den Ton des Volksliedes grundehrli cher? Wer stimmte die Harfe gigantischer für's Vaterland? Lieder, Posauncntöne, Sturmrufe, gegen die sich die gutge meinten KLrner'jchen Tiraden wie Geschmetter einer Kin- dertrompcte ausnehmen; wer träumte süßer mit den Blumen in der Frühlingsnacht? und will man den Weltschmerz ken nen lernen, den — wahrhaftigen, der lese das Lied vom „treuen Schwan", den „Krcuzcsschnabcl", die beiden Lieder „Vision" überschrieben. Und dieser Meister des Gesanges ist weniger bekannt als Ernst Ortlcpp, als Gustav Pfizer, als Lud wig Bechstcin, als die Gräfin Ida von Hahn Hahn, ja inner halb der vier Kreisdirectionsbczirke des Königreich Sachsens selbst unbekannter, als der Doclor Ewald Victorin Dietrich. Woran liegt das? Nicht daran, daß Mosen in der periodi schen Presse keinen Anklang gefunden hatte; im Gegentheil, die achlungswcrthestcn journalistischen Institute haben dem Dichter volle Anerkennung zu Tyeil werden lassen und mehr fach auf ihn hingewiesen; noch vor Kurzem thaten dies der Freihafen und die Zeitung für die elegante Welt. Der Grund ist vielmehr der, daß die Vcrlagshandlung die Mosen'scheo Lieder in ^o obskurer und dürftiger Ausstattung erscheinen ließ und die Ankündigung derselben unter Anzeigen von Ue- bcrsctzungen pariser Scandalosigkeiten vergrub, welche letztere freilich nicht geeignet waren, den Dichtungen des Verfasser« vom Ritter Wahn als empfehlende Folie zu dienen. — Wenn der Herr Verleger klagt, daß von Mosen's Liedern nur eine geringe Anzahl verkauft worden seien, so muß er sich die Schuld beimcssen und nicht dem Dichter oder dem indifferenten Publi-