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Jahren Anstand gnnommcn, arme Franzosen zu unterstützen, er (Berlioz) sei ein reicher Franzose und müsse demnach auf das Geschenk verzichten. Uebrigcns glaubt man allgemein, daß der große Maestro nächstens das Zeitliche gelegnen werde, da man bei seinem weltbekannten Geize eine Freigebigkeit, wie er sie gegen Berlioz bewies, außer aller Ordnung sinder. Florenz. Hier ward vor Kurzem eine neue Oper ge geben, deren Compositeur Francesco Conti, ein Blindgc- borner, ist. Die Musik gefiel sehr und der blinde Meister ward zu wiederholten Malen gerufen. Goldner Spiegel. Stockholm. Hier werden auch im gegenwärtigen Win ter auf Kosten des Königs öffentliche Säle geheizt, wo Arme ein wärmendes Obdach finden. Wien. Wie verlautet, ist von unserem Cabinctc eine energische Note an den Don Carlos ergangen ob der Grau samkeiten, welche sich seine Generale in dem gegenwärtigen Bürgerkriege haben zu Schulden kommen lassen. Literarische Notizen. Das Jahr 1938 in der Luft. So heißt ein launi ger Vertrag, den vi. Wiest in Leipzig bei Gelgeenheit eines Concerts gehalten und der jetzt in Druck erschienen ist. Die heutigen Progressen des Schnelligkeitsprincips sind dcr behan delte Gegenstand, wo mit vieler Laune dargcthan wird, daß wir binnen hundert Jahren in dcr Luft wohnen werden. Neue Zeitschriften. In Leipzig erscheinen seit Neu jahr zwei derselben, ein „ M i tta gs bla t t von F. Nork", und „Kastalia", eine monatliche Modenzeitung von N. Büchner und Conrad. Auch Herr Wiest soll mit der Idee zu einer originellen Modenzeitung schwanger gehn. Die Düdevant, bekannt unter dem Namen George Sand, arbeitet für die zu Paris erscheinende Zeitschrift: Revue üe cleux Mondes. Für einen Aufsatz von acht Octav- seitcn erhält sie von der Redaction tausend Francs. Mit dem Verleger ihrer Romane hat sie die Ucbercinkunft getroffen, daß er sür jeden Abdruck eines Bandes zwei Francs zahlt. Gewöhnlich schreibt sie zwei Bande, die jeder viertausend Mal abgedruckt werden und ihr also sechszchntausend Francs ein tragen. Wird das Buch zum zweiten Male aufgelegt, so be kommt sie abermals sür das Exemplar zwei Francs. H einrich Rosa ni, ein junger, seit acht Jahren in der Türkei lebender Deutscher, hat Bürgers Balladen in's Türki sche übertragen. Ein Hindu hat das erste Buch von Homer's Jliabe in's Bengalische übersetzt. Die andern Bücher sollen bald nachfolgen. Ferdinand Freiliggrath. Die unlängst bei Cotta erschienene Ausgabe von dessen Gedichten ist bereits ver griffen. , Miszellen. Fossiler Palmbaum. In einer Kohlengrube in der Umgegend von Charleroi hat man cilfhunderl Fuß unter der Oberfläche einen fossilen Palmbaum aufgcfunden. Derselbe stand aufrecht und seine Wurzeln durchdrangen mehrere Fuß tief den Boden. Der Stamm hatte etwa sechsunddrcißig Zoll im Durchmesser. — Ein ähnlicher Fund ward vor einigen Jahren im Königreiche Sachsen, in der Gegend von Grimma, gemacht, wo man in einer Braunkohlengrube eine Palme mit ausgrub. Blumenlicbhaberei. Diese ist jetzt in Paris sehr weit gediehen. Bei jeder feierlichen Gelegenheit sind Zimmcr, Vorzimmer, Treppen, Hausflur reichlich mit Blumen ge schmückt. Und die Blumen sind in Paris ein ziemlich theurer Artikel. So kostete die blumige Dccoration des Pariser Stadt hauses bei Gelegenheit der Vermählung des Herzogs von Or leans allein drcißigtausend Frans; eintausend Gärtner hatten hierzu liefern müssen. Die jüngste Blumenausstcllung in den Sälen des Louvre ward auf vierhunderttauscnd Francs ge schätzt. Schlangenrache. Ein Malaye, welcher eine Reise nach Europa machte, war gezwungen, seine Frau und seine beiden Kinder, deren eins erst zwei Jahre alt war, zurückzu lassen. Er vertraute sie dcr Aufsicht seines Bruders an. Eines Tags sah dieser das kleinste Kind mit einer Schlange spielen, und zwar einer der giftigsten Gattung, Oobru <I« cupellu genannt, die aber, ungeachtet der Neckereien des Kindes, keine Miene machte, ihm zu schaden. Der Oheim, entsetzt von diesem Anblicke, ersah einen Augenblick, wo sich die Schlange etwas entfernte, riß das Kind auf seinen Arm empor und machte Lärm. Ein Schlangenfänger sing die Schlange und mußte sie sortschaffen, da es nach einem bestehenden Aberglauben sündig ist, eine Schlange zu tödten. Ungefähr eine Woche später schlief die Mutter des Kindes, gegen ihre Gewohnheit, im Freien, und erwachte durch einen schmerzhaften Biß in die Brust. Sie erblickte eine große Schlange vor sich, und hatte nur noch Zeit, um Hülfe zu rufen und zu erzählen, was ihr widerfahren, worauf sie ohnmächtig umsank und verschied. Wenige Tage später starb auch das ältere Kind an einem Schlangenbisse, und man vermuthet mit Grund, daß es die selbe Schlange gewesen, welche die Mutter getödtct, und daß es das Männchen dcr früher hinweggefangenen Schlange war, das sich wegen dieses Verlustes so fürchterlich rächte. Wenigstens