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Der Salon. ^§8. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Lese-Zimmer. Neuestes Bulletin der Mode». Paris, den 1 Februar 18NS. Herren modcn. Wir hoffen zur Ehre des guten Ge schmacks in Frankreich, daß endlich das letzte Stündlein des Paletot geschlagen. Er hat keine Stimme mehr für sich, und dieses Jahr ist das letzte seiner Herrschaft. Die Nachwelt wird cs kaum glauben, wenn sie unsere Mode-Albums durchblättern wird, daß die französische Grazie so lange sich selbst verleug nen konnte. Die Pantalons zum Ball sind aus schwarzem Eachemir. Auf großen Bällen sind die Pantalons auch weiß. Die stärk sten, geschmeidigsten und elegantesten Seidentricot-Pantalons sieht man im Magazine des Lluson <Ies clmussiers «I« ?aris. Daselbst findet man auch schottische Garnstrümpse mit durch brochenen Zwickeln für den Ball. Die elegantesten Ball-Gilets sind hellfarbig, perlgrau, oder weiß; man trägt sie auch aus Sammet, gestickt mit kleinen Seidenbouqucts, Gold, Silber oder aus Atlas mit gestickten Mustern. Diese Gilets sind für den Shawl eingerichtet und haben cisclirte Goldknöpfchcn. Man trägt auch Gilets, deren Taschen mit kleinen Klappen zugedeckt sind, mit drei Enden, an b^-n jedem ein goldenes Knöpfchen sitzt. i elegantesten sind die Cachcmirgilets mit zwei Reihen eidenknöpfen. L->e Ballkleider sind dieses Jahr, wie im vorigen Winter. Die dunklen Farben sind die beliebtesten. Niedrige Kragen, enge Aufschläge mit einer kleinen, seidenen Rundschnur, die Frackschöße mit gewirkter Seide gefüttert. Herr Robin hat für diese Schöße einen eigenen Schnitt erfunden. Die Knöpfe sind von ausgearbeiteter Seide. An blauen Kleidern bleiben die goldenen und ciselirten Knöpfe Mode. Die Winterübcr- röcke sind kurz, mit Pelzsutler besetzt, doppeltem Sammetshawl und verzierten Knopflöchern auf der Brust. Eine neue Herrenmode, die täglich mehr gefällt, von der Erfindung des Herrn Robin, ist der Burnouß. Herr Robin hat Burnouffe aus goldsandfarbigem Luch, mit Stickereiver- brämungcn, seidenen Troddeln und sehwarzsammetnen Treffen. Die Kaputze ist, wie der übrige Theil dieses Burnouß, mit Seide oder scharlachrolhem Merino gefüttert. Die Hcrrenvcrkleidungcn von Babin sind wahre Carne- valkostüme. Es kann nichts Komischeres geben, als diese my thologischen Personen, in Rosaatlas gekleidet, um die natür liche Flcischfarbe naehzuahmcn; gepuderte Pcrrücke, Haarkno- tcn, Schuhe mit Absätzen, gestickte Strümpfe, Manchettcn und Atlascravatcn. Denkt Euch einen ganzen Olymp, nach der Oper des achtzehnten Jahrhunderts gekleidet, Mars mit einem Hicber aus Seehundsfell und stählernem Degengriff, Jupiter mit dem Klapphut unter dem Arme, und Neptun, den Schnupf tabak von der Busenkrause schüttelnd. Bei Dömazy ist der Firniß von Fly, den der Londoner Jockei-Club angenommen hat, zu bekommen. Der Glanz dieses Lacks ist unglaublich. Dem Leder gibt er ohne Ucbcrtrcibung den Glanz des polirlesten Metalls. Er wird sowohl znm Putzen von Männcrschuhen wie von Frauenschuhen gebraucht. Damenmoden. Auf dem Hause des Herrn Gagclin (Rue Richelieu No. 9Z) steht das Wort Providence (Vor sehung). Das Haus verdient wirklich diesen Namen. Was das Haus Gagclin an arabischen Mänteln, Burnoufsen, Pel zen, Pelerinen, Shawls aus grünem, blauem, oder rothem Sammet, an Shawls leistet, deren Faltenwurf so eingerichtet ist, daß man Haupt und Arme, ja den ganzen Leib mit Grazie darein hüllen kann, wäre unsterblichen Ruhmes wcrth, wenn etwas im Reich der Mode unsterblich sein könnte. Um die schönen Tage Ludwigs XIV., oder vielmehr um dessen schöne Nächte, macht sich besonders das Haus Camille verdient. Seine Costüme sind aus den Zeiten des berühmten Monarchen. Die Schnürleibchen Josclin's haben einen europäischen Ruf erlangt. Am russischen Hofe sind sie mit großem Enthu siasmus ausgenommen worden. Madame Joffelin hat nach blos cingeschicktcm Maaß Schnürleibchen verfertigt, die in ihrer Art Meisterstücke zu nennen sind. Sie machen die Taille nicht stärker, aber geben der ganzen Haltung unbe schreibliche Grazie. Kopfputz Memphis. So nennt man einen neuen Kopfputz, eine Vereinigung von Gaze und Blumen, der in Turbangestalt sich um den Kopf windet und als Schleier auf den Hals herabsinkt. Die Rosen, welche zwei anmuthsvolle Bogen auf den Wangen bilden, geben dem Schleier eine ent zückende Wellenbewegung. Die Rosen halten den Schleier zu gleich an beiden Seiten fest. Die Erfindung der Coiffüre Memphis gebührt der Mademoiselle Seguin. Lotion de Gowland. Dieses Waschwasser erfrischt die Haut, macht sie glänzend weiß, vertilgt die Sommerflecken und enthüllt vielleicht das Gehcimniß jener schönen Flcischtinten, die wir an den Engländerinnen bewundern, die sich gewöhnlich dieses Schönheitsmittels bedienen. Dieses Mittel enthält alle