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610 Eeschichtchcn das an Glaubhaftigkeit gewinnen würde, wäre der Name des Schauspielers genannt." Göthe, ein Geisterseher. Virgil, einZaubcrcr. An Göthc's Garten in Weimar knüpft sich manch reizendes Mährchcn. Um Mittag, heißt cs, würde es darin urplötzlich todtenstillc, kein Lüstchen regte sich,,die Gräser legten sich der Länge nach und schliefen ein und'her.schmeichelnde Wind wagt' cs nicht die Blumen zu küssen. Zn diesem Garten nämlich (durch die Kunst des Großhcrzogs später zu Göthe's Besitz- thum geworden), hatte die reizende Jlmenirc Erlindc vor lan ger Zeit mit dem goldlockigcn Knappen eines alten Herzogs gebuhlt, und eine süße Erinnerung fesselt sie noch immer an die Grotten und Büsche, wo sie einst so warm geküßt und so glücklich gewesen. Wenn Göthe aus dem Theater nach seinem Garten ging, den er im Sommer bewohnte, soll er sie oft ge sehen haben, wie sie im Mondschein traurig und händeringend enis dem Brückchen stand, das über das Flüßchen führt. Als eines Tages ein reizendes junges Mädchen, das wie überirdisch schien, die gefallenen Blätter in seinem Garten auflas, und dann emsig umhcrfcgte, fragte der Dichter: Wer bist Du hol des Kind und wie kommst Du hierher? Ei, erwiederte das Mädchen: Und kennst Du mich denn nicht? Ich wohne ja seit langer Zeit mit Dir unter diesem Dache und sehe Dir zu wie Du denkst und dichtest! Ich bin ja Erlinde! Der alte Dichter hatte oft dies seltsame Abenteuer im trauten Familien kreise erzählt und das ungläubige Lächeln seiner Zuhörer mit dem hamletischen: „Es giebt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsre Philosophie nichts trÄMif läßt," in einen stillen Glauben, cseisrerwclt umgewan delt. — Aber auch Virgil, der mantuanische Barde ist zum Zau berer geworden! Seine Mutter hieß Maja und sein Großva ter Majus oder Magus. Daher hält der Mönch HelmanduS ihn für bewandert in magischen Künsten. Um so mehr, als Virgil in seiner siebenten Ekloge über einige heilige Gebräuche und in der achten über magische Gegenstände schrieb. Auch im sechsten Buch sind die Geheimnisse der unbekannten Welt von ihm so mystisch behandelt: „Götter ter Nacht, die den Seelen gebeut, und versiummend» Schatten, EhaoS und Phlegelho» auch, weltschweixende Orte des Nachtgrauns, Sei mir Gehörtes zu reden erlaubt, und mit euerer Vollmacht Aufzudecken, was Iles Erdreich und Finsterniß einhüllt." Auf eines der Thore von Neapel setzte er eine mctallne Fliege, die hier acht Jahre blieb, und während dieser Zeit kei ner andern Fliege in die Stadt zu kommen erlaubte. Eben daselbst errichtete er Fleischbänke, in denen das Fleisch niemals roch noch verdarb. Auf einem hohen Berge errichtete er eine eherne Statue, die, wenn der Nordwind blies, so laut in eine Trompete stieß, daß der Rauch des Vesuv nach dem Meere getrieben wurde. Er machte ein öffentliches Feuer, an dem jeder sich frei wärmen konnte. Neben dasselbe stellte er einen mctallncn Bogenschützen mit gespanntem Bogen und de. In schrift: Wenn mich jemand berührt, werde ich meinen Bogen abschicßcn. Zuletzt geschah es auch, daß, als ein Mann den Schützen berührte, er diesen erschoß und in's Feuer warf, daß es augenblicklich erlosch. Als Neapel von einer großen Menge giftiger Würmer hcimgesucht wurde, warf er einen goldenen Wurm in den Brunnen und augenblicklich war die Stadt von der Plage befreit. Er baute eine eherne Brücke, die ihn über all hintrug, wohin er wollte, u. s. w. u. s. w. Solche legen denartige Mährchcn haben Franzosen und Engländer zu einem Eyclus von Romanzen begeistert. Scene aus der pariser Schreckenszeit. Ein junger Mann, vierundzwanzig Jahr alt, von der Natur ver schwenderisch, mit körperlichen Reizen und Geistesanlagen aus gestattet, Gircy Dupr«, Mitredactcur des Patriot« iranoais, erschien, um zu zeigen, was er von dessen Richtern und ihrer Gerechtigkeit halte und wie wenig er ihren Ausspruch fürchte, vor dem Tribunal ohne Halsbinde, mit abgcschnittcnem Haar, das Hemde über den Kragen des Kleides zurückgeschlagen, die Hände hinten auf dem Rücken und sagte: „Hier habt Ihr mich gleich fertig und bereit." Nicht wenig erstaunt, fragte der Präsident ihn dann, ob er Bristol gekannt habe, und er erwiederte: „Allerdings, auch bezeuge ich, daß er wie Aristides gelebt hat und wie Sidnei als ein Märtyrer der Freiheit ge storben ist." — Weiler wurde das Verhör nicht fortgesetzt; der wackre junge Mann eilte den andern Morgen dem Schaf- fotte^',Lng auf dem vcrhängnißvollen Karren noch ein Couplet, das er die Nacht vorher gedichtet hatte. Erklärung der Modcnkupfer. t. Kurzer Rock mit Ueberschlagkragen und einem runden Kragen; halbwcitc Aermcl mit breitem Aufschlag; Seitcnta- schcn und einer Reihe Knöpfe. Beinkleider anliegend. Stie feln mit hohen Absätzen. 2. Ballcostüm. Gescheiteltes Haar mit einer Goli f r befestigt; das Hintcrhaar niedrig; offene Buffen mit .mm Pfeil durchstochen. Robe von Crcpp mit Spitzen-Dol^,^, Paletot mit Capüchon von Atlas mit Pelz besetzt; Taille zogen; Aermcl gerafft und einer Atlasschleise befestigt. 2. Kopfputz von Marabouts und Gold durchwirktcn Bloi- < den. Atlasrobe mit breiter Volant. Mantel von Sa unnr, mit Hermelin gefüttert und besetzt. Die Handschuh oben g.c, nirt und einer Schleife geziert. 4. Schlangcnlockcn; an der Seite eine auf den Nacken al- lende Feder. Spitzenrobc; Taille mit Scvignüe; kurze obnc Aermcl, gerafft und einem Edelstein befestigt, darunter ein eng anliegender Aermcl mit Garnitur. Die Robe cberalls an der einen Seite gerafft. (Hierzu ein Zntelligcnzblatt.) Hierzu eine literarische Beilage von (». .tzoffniann in Stuttgart.