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1839 und rundlich geformt sind, Sammtbändcr, wogende Federn, Blumentrauben und Astwcrkc haben. Und die beliebteste Ver zierung bleibt stets die mit Sammt en torsuües, an der Seite geknotet, oder wohl auch mit einer gewundnen Feder, Blume u. s. w. Die Vermischung des SammtcS mit Spitzen oder ihre ar tistisch-harmonische Nebencinanderstellung ist ohne allen Wider spruch von großartigem, graziösem Effecte und nur diese Er findung hat die Capoten gerettet, die von Sammt und Sammt- blumcn geschützt werden. Wie wir schon einmal erwähnt, ist die Mode, Bänder in den Haaren zu tragen, wieder sehr zu Gunsten gekommen, aber man trägt sic mehr auf der rechten Seite und fast immer bro- chirt oder bordirt mit Gold oder Silber, zuweilen bestehen sic aber auch nur aus leichten Seidenfädcn. Die Guirlanden haben eine sehr verschiedene Form, die am meisten bevorzugten, sind die mit sehr dünnen Umrandungen in der Mitte und nach dem rechten Ohre schräg ablaufend. Zum Schluffe muß ich noch erwähnen, daß sich auch eine eigene Art von stillschweigender Abänderung der Visitenkar ten eingestellt hat. Dieser einem Elegant gewiß unentbehr liche Gegenstand ist von scher ein Qual für unsere bezüglichen Artisten gewesen, bis man denn endlich jetzt auch Relief, go- thische Verzierungen, Lorbcerkränze und Eckschnörkel beseitigt hat und man nur seinen werthen Namen mit winzig kleinen Buchstaben und zwar farbig graviren, das übrige aber weiß läßt, um wenigstens auf etwas den Schein der Unschuld zu bewahren. So sehen Sie denn, daß im Ganzen genommen noch immer keine Umwälzungen im Reiche der Mode zu Stande gekom men sind, und cs läßt sich dies wohl nicht eher erwarten, als bis Mchemcd Ali mit der hohen Pforte endlich zur Ruhe ge kommen sein wird, damit die höchsten Personllgcn mit der be liebten Energie wiederum in die Triebräder des Luxus sorgen frei eingreifen können. Ltlieu, mon xlaisir u. s. w. Unter Verantwortlichkeit der Rebaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. Kleine Welt schau. Wir können nicht unterlassen, der Neue» Zeitung folgende Notiz aus Hamburg zu entnehmen: Herr Salomon Heine hat am vcrwichencn Sonnabend (9. Novbr.) den De- liberationen des i^elitischcn Gemcindcvorstandcs über die Mit tel und Wege zur Anlegung eines neuen Krankenhauses für Israeliten dadurch ein schnelles Ende gemacht, daß er die zu diesem Zwecke erforderlichen achtzigtausend Mark Banco (vier zigtausend Thlr.) aus seinen alleinigen Mitteln gegeben hat.— Neuestes Butletiu der Moden. Paris, den 2V. November 1838. Wenn ich Ihnen diesesmal, meine vielgeliebten blauäugi gen oder schwarzlockigcn Nebenschwcstcrn, über besondere Vor züge und interessante Seltenheiten aus dem Bereiche der gebe- nedeitcn Mode etwas berichten soll, so muß ich Sic nothge- drungen in den herrlichen Saal des Renaissance-Theater füh ren und zwar an dem Abende als der Proscribirte von Früderic Souliü gegeben wurde und er sowohl als die Heldin des Stückes, Madame Dorval, den lebhaftesten Bei fall und die gerechteste Anerkennung erhielten. Aber cs ist mir nicht so leicht, die Aufgabe zu lösen und in Einzelnheiten cinzugehcn, denn wohin ich mich wende, werden meine Augen von dem pomphaften Staate geblendet und lange schweifen sie, lichtesübcrschwänglich umher. Zuerst muß ich Ihnen eine Robe von Constance in der neuen Wicncrstraße kio. 57, (irren Sie sich aber nicht und glauben Sie vielleicht, auch unser Groß- Leipzig habe seine Straßen anders benamset, wie es seine kleine coquctle Nebenbuhlerin jüngst gcthan) nennen. Sie war von künstlich gehäkeltem Chamoissamml, leichthin rosa glacirt und vorn, so wie im ganzen Umfange mit zwei Reihen engli schen Spitzen besetzt. Das Leibchen war mit einem Range Spiz- zen garnirt und von einer Art Chemisette beherrscht, die zu beiden Längenseiten sich in Aermeln mit Engageants en digten. Dann fand ich sehr ausgezeichnet eine Robe von der Ma dame Larckcr rus Vivienne klo. 8. Sic war von Cröpe, mit auf verschiedene Weise verflochtenen Satinbändern verziert, die an den Spitzen des Leibchens ihren Anfang nahmen, und nach vorne in eine Art Schürzchcn verliefen und bis ganz nach unten sich ausdchnten. Ferner gewahrte ich eine Robe von schottischem Satin, ohne Verzierung, aber mit breiter Garnitur von Königinspiz zen. Die Wiederaufnahme einer solchen alten und verbrauch ten Mode, die man schon längst zu den Tobten gezahlt (ich glaube, wäre das in Deutschland der Fall gewesen, so hätte man ihr allbereits ein Monument projcctirt) ward dennoch von der eleganten Welt goutirt und mit neuem Genüsse betrachtet. Da die Kälte vorige Woche hier noch nicht so intensiv war, so zeigten sich die Pclzmodearlikel etwas spärlicher, ich habe indeß manche niedliche Sachen in diesem Genre bemerkt, unter anderm eine gar nette Garnitur von Grübe, (Tauchcrvogeldu- ncn) die große Aufmerksamkeit erregte. Mäntel von indischem Cachemir waren und sind noch recht en voxue. Sie sind wirklich im Ganzen so reich, frisch und originell construirt, wie die köstlichsten Shawls und verdienen demnach das Lob und die Verehrung, die ihnen das geschmack volle Frankreich — Paris — zollt. Von Hüten halten sich noch immer diejenigen, welche klein