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472 Schöpfer- und Lebenskraft zur That und Praxis bringt. Wollen sehen! Theater. Im Theater franrais in Paris ist eine neue fünfaktige Tra gödie, „Laurent de Mcdicis", von Leon Bertrand, mit sehr gc- thcillcm Beifallc aufgeführt worden. Ein Reccnscnt nennt so gar Bcrtrand's Werk eine Schularbeie. Der Stoff ist der Ge schichte der Mcdicis entnommen und fallt in die Zeit des sechs zehnten Jahrhunderts. Bei einem Liebes-Rendezvous ermordet Lorenzino seinen angeblichen Bastardbrudcr Alexander, und ent flieht dann. Diese That wird aus Patriotismus begangen, Lo renzino ^wollte sein Vaterland Florenz von einem Tyrannen befreien. Nach eilf Jahren erreicht den Mörder dor Tod in der Verbannung. Das Drama erregt weder Mitleid noch Schrecken. Gold n er Spiegel. In dem Fürstenthum Schwarzburg-Sondcrsha ei sen wird den Gemeinden von der Kirchenbehörde des Landes das schöne Zcugniß gegeben, daß die Berichte über das religiös sittliche Leben der Gemeinden höchst erfreulich lauten, daß auch der Sonntag heilig gehalten, die Gotteshäuser fleißig besucht werden und sich die Früchte im Leben zeigen. Literarische Notizen. Robert Patterson, ein enthusiastischer Verehrer Frxrind der Natur, hat seine befriedigt, daß er so eben: „Briefe über die Narucge schichte der inS hake s- peare's Dramen erwähnten Insekten", herausge- geben hat. In diesem Werke zeigt er auf eine sehr anziehende Weise, wie Shakespeare nicht blos den Schall des Namens benutzt, sondern bis in die verborgensten Geheimnisse des Thier lebens gedrungen sei. Miszellen. Schwarzwälder Wanduhren. Ich unterhielt mich mit einer alten, wackcrn Frau unterwegs in einem Dorfe des Schwarzwaldes. Es war in derjenigen Gegend, dessen Ein wohner sich mit der Fabrikation der bekannten hölzernen Uhren beschäftigen, die durch alle Welt vertragen und versandt wer den. Da merkte ich im Gespräch, daß cs sich die guten Leute mit ihrer Geographie höchst bequem machten. Sie theilen die ganze Welt, nicht wie Fichte, in ein Ich und Nicht-Jch, son dern in zwei Landstriche ein, nämlich in den Schwarzwald, wo man hölzerne Uhren macht, und in das Uhrcnland, wo man sie verkauft. Auf meine Frage, um die Anzahl ihrer Fa milie, sagte die gute Frau: „Mein ältester Sohn ist in's Uh rcnland gezogen." Gleichviel, ob nach Rußland oder Spanien. Sir Philipp Francis und der Prinz-Regent. Einmal, als cs dem Prinzen-Regenten (nachmaligem Könige Georg IV. von England) gefiel, eine Erzählung über eine un bedeutende Sache unendlich lang auszudchnen, lehnte sich Sir Philipp Francis, dem die Geduld ausging, in seinem Stuhle zurück und fragte: „Nun, was wurde endlich s" Dadurch ver letzte er die Empfindlichkeit des Prinzen, der sich sogleich vor nahm, den Mann zu züchtigen, der sich unterstanden hatte, in seiner Gegenwart Langeweile zu fühlen. Deshalb begann er die Geschichte auf der Stelle wieder von vorn und dehnte sic noch viel mehr aus. — Eine andere hochgestellte Person drängte den Sir Philipp Francis während einer Erzählung in eine Ecke, und hielt die Unruhe und die Gebcrden desselben für große Theilnahmc an der Erzählung, die sie dem Patienten eben beibrachle, erschrak deshalb nicht wenig, als Sir Philipp Francis, dessen Geduld völlig zu Ende war, den Erzähler plötzlich am Kragen faßte und mit einem derben Fluche ausrief; „Mehr kann eine menschliche Natur nicht aushaltcn!" Hochadeliger Einzug in die Hölle. Als Bo leslaw VI., Herzog zu Oppeln in Schlesien, (starb am,28. Mai 1460) seine Todesstunde herannahcn sah, befahl er, sein bestes Roß zu satteln und vor sein Siechbette zu sichren, weil (wie er zu den erstaunten Umstehenden sagte) er in die Hölle nicht wie ein Dieb zu Fuß gehen, sondern wie ein Fürst hin- cinrcitcn wolle. Vatcl, der Küchenmeister, der in Verzweiflung gerieth, weil ihm ein Gericht mißlungen, hat eine Nachfolgerin brro^ men. Vor einigen Tagen sprang die Magd eines Speisen,.':- thcs in Elboeuf, in der Nähe von Paris, in's Wasser. Ein Arbeiter, der am Ufer beschäftigt war, sprang ihr nach und rettete sic wieder. Als sie gefragt wurde, weshalb sie diesen verzweifelten Schritt gethan hätte, gab sie als Grund an, sic habe geglaubt, ihr Essen würde nicht zu rechter Zeit fertig werden. Noch ist keine Widerlegung der letzten neuesten Schrift einer englischen Dame über Kaspar Hauser erschienen. Es scheint also zugegeben zu werden, daß Hauser ein uneheliches Kind einer verheirathctcn deutschen fürstlichen Frau und eines Kavalerie-Licutenants war, dann in Ungarn aufcrzogcn und von einer Gouvcrnanün Dalbou und einem Diener des Vaters cingcsperrt gehalten, und endlich nach Nürnberg zu dem Ritt meister, nachherigen Major von W., gebracht wurde, — daß' der Lord Stanhope von den Verwandt-m. und namentlich von Hausers Halbbruder, die dessen Tod » und daß endlich der unglückliche Haust- --- ihn cingcsperrt gehalten, in Ansbach ermordet wurde Wagt sich denn seit Fcuerbach's Tod Niemand unter die Resen vor