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und die Bcvölk-runa lagert auf den Feldern, um nicht von den allenthalben ciGiürzcnden Mauern erschlagen zu werden. Die Erde ist in fortdauernder Bewegung, und ein furchtbares, unterirdisches Geräusch, das kein Ende nehmen will, scheint anzukündigen, daß ein Vulkan sich an der Stelle der Stadt erheben wird. Der Schrecken ist allgemein. Das Haus des französischen Consuls ist eins von denen, die am meisten gelitten daben. (Diese Angaben sind wohl übertrieben, da spätere Nach richten aus jenen Gegenden davon schweigen.) Rom. Dieser Tage stürzte hier ein Theil des Klosters Nunziatina ein und begrub unter seinen Trümmern neun Nonnen, von welchen durch die vereinten Anstrengungen der herbeigeeiltcn Mannschaft der Pompicre, an ihrer Spitze der Prinz Borghese, drei lebend hervorgezogen wurden; fünf Leich name, gräßlich verstümmelt, sind bis jetzt gefunden, während die letzte Nonne noch nicht zu finden war. Vier Nonnen hat ten sich durch ihre Geistesgegenwart zeitig genug gerettet. Das Kloster ist von Pius V. im Jahre 1576, zum Theil auf den Ruinen des Marstempels (Illartis Dltoris) im Bezirk des Fo rums des Augustus gebaut, und von diesem Papst dem Orden der Dominicanerinnen übergeben worden. Man ist allgemein erbittert über die Fahrlässigkeit der Architekten, welche die Baufälligkeit des Gebäudes nich erkannten, wodurch nun mehre Familien der Stadt in Trauer versetzt sind. Aus Mitel-Oesterreich schreibt man im Anfänge die ses Monats: „Die Hitze ist furchtbar, man erinnert sich keiner ähnlichen. Dauert sic noch acht Tage auf diese Weise ohne Regen, ohne Thau, dagegen öfters von nur noch trockner und dürrer machendem Winde begleitet, so ist es um Obst, Kraut und Sommerfrucht, um die beste Hoffnung des Landmannes geschehen. Im Gebirge gibt es Dörfer, wo das Wasser auf Stunden Weges weit herbeigeholt werden muß. Der Monte Santo wird täglich von vielen Tausenden besucht, die von nah und fern mit ihren Priestern an der Spitze hinaufwallfahren, die wunderthätige Madonna um Hülfe, um Erlösung vom Uebcl, um Regen zu bitten. Es ist wirklich traurig, es ist schrecklich! Der Himmel glüht, die Glocken läuten, die Flur ist versengt, die Blätter fallen ab, wie, im Herbst, das Obst fällt ab, wie vergiftet, lechzend hängen von den Terrassen die Weinranken und die Kronen des Mai's, und an ihren trauern den Fluren vorbei ziehen die armen Landleute in Prozession nach den Kirchen, die auf den Gipfeln des-Gebirges stehen, und dann sieht man sie droben in den brennerwen Felsen, auf den glühenden Firsten herumziehen mit ihren Fahnen und Crucisiren, mit lautem Gebet und Sang zum Himmel flehen, und der Himmel ist rein und wolkenleer, und Nachts glühen seine Sterne und funkeln wie grauenhaft. Theater. Fräulein Ungher, die dermalen in Dresden mit au ßerordentlichem Bestalle gastirt ist eine großartige Erscheinung. Nicht mehr in der Blüthe der Jahre, aber eine imposante, einnehmende, Würde und Achtung einflößende Gestalt. Das selbe können wir auch von ihrem Gesänge behaupten. Wir vermissen, zu unsrem Bedauern, jene jugendliche Frische der Stimme, aber sie ergreift uns mit ihrem mächtigen Gesänge, reißt uns mit Begeisterung mit sich fort, zeigt uns im raschen Dahinschreiten, wie sie die mächtigsten Klippen und Felsen der Tonkunst besteigt und besiegt, und führt uns wieder zurück in die friedliche Zelle, und legt uns an ihr Herz und redet mit uns die Sprache des Herzens. Sie gehört zu jenen Sänge rinnen, die die Höhe und die Tiefe ihrer Kunst ganz ergründet; sie beweist uns, daß wir in unfern deutschen Sängerinnen nur die schwachen Copien eines großen M-istcrwcrks erblicken, und sie ist jenes Meisterwerk. Hier vereint sich Alles, das Starke mit dem Zarten, das Kecke mit dem leicht tändelnden Scherze, das Erhabene mit dem Niedlichen. — Sie ist groß in ihrem Gesänge, größer in ih>cm Spiele, am größten, wenn sie, um Beides zu vereinen, vor uns steht. — Vor einiger Zeit wurde an Bord eines in der Themse lie genden Handelsschiffes ein beträchtlicher Diebstahl von Gold staub, im Werth von viertausend Pfund Sterl. verübt. Zwei Juden wurden des Diebstahls schuldig befunden und verur- theilt. Nun ist cs dem Eigenthümer des kleinen Garrick- Theaters, einem Herrn Denvil, eingefallen, ein dreiakiiges Stück, unter dem Titel „der Goldstaub", auf seine Bühne zu bringen, dem jene Criminalgeschichtc zum Grunde liegt. Dies gab Anlaß zu einer ähnlichen Scene, wie sie vor mehrern Jah ren in einer deutschen Stadt bei Aufführung der nun verschol lenen Posse: „Unser Verkehr" verfiel. Eine im Schauspiel haus anwesende Anzahl Juden verübte^ einen so graulichen Lärm, daß man von dem ganzen Stück kein Wort verstand, sondern dasselbe, der Limes zufolge, wie eine stumme Panto mime auf den Brettern vorüberging. Während des Tumultes ward ein junger Mann, Namens Mvcrs, der Sohn eines rei chen Israeliten, verhaftet und nach dem Wachthaus abgeführt, weil er an dem Holzwerk des Hauses Zerstörung angerichtet. Gegen dreihundert Juden, die sich vor.dem Theater versammel' machten zur Befreiung ihres Glaubensgenossen einen hitzigen, aber vergeblichen Anlauf. Nach beendigtem Stück trat Herr Denvil vor und sprach: „Meine Herren und Damen! Wer von Ihnen den Goldstaub wiederholt wünscht, halte eine Hand empor." Die große Mehrzahl des Auditoriums, nämlich der ganze „christliche" Theil, erhob die Hände. Bildende Kunst. Thorwaldfen. Obwohl dieser berühmte Bildhauer sich vorgenommcn hatte, die ihm noch kommenden Jahre in seiner Vaterstadt Copenhagen zu verleben, scheint er es doch nicht dort aushallen zu können, sondern hat den Künstlern in Rom erklärt,-er werde nächstens wieder bei ihnen sein. Es ist oft bemerkt worden, daß wer lange in Italien verweilte — und- Thorwaldfen thal es last vierzig Jahr — sich sehr angezogen