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Stund des Tags, auf Divans ausgestreckt, damit zu, Lic- bcsgepte zu singen, worin sie von ihren Sclavinnen begleitet werd/, welche kleinen Lauten sanfte, einförmige Töne ent locket Den Rest der Zeit benutzen sie zum Baden, Spazie rengien und machen Einkäufe, und geben Besuche zurück. Ä machen türkische Frauen eine Vergnügungspartic zu eine(Faniilie ihrer Bekanntschaft. Diese Ausflüge dauern im Wiirr nur einen Tag, im Sommer aber, wenn sie auf das Laut gehen, oft viel länger. Mit Sonnenaufgang verlassen die flauen in Begleitung ihrer ganzen Familie, die Män ner Ausgenommen, ihr Haus. Sie werden von einer Truppe Sätzer und Musiker begleitet, mit größter Herzlichkeit em- pfaitzen, und die Stunden verfliegen eilig unter Freuden der Mu'ik, der Tafel und des Tanzes. Miszellen. . t „Philister". Der allbekannte Studcntcn- scrnvns schreibt sich vom Musensstze Jena her. Hier kam cs närsich einst ,in einem WirthshMe der Lobedaer Vorstadt zu soll einer grandiosen Rauferei zwischen den Musensöhnen und aniirn Sterblichen, dvk-der Kampfplatz mit Leichen von bci- deisParteien bedeckt und die Geistlichen Sonntags darauf von del/Kanzcln herab gegen solchen.Scandal losdonncrtcn, wobei siedie Geschichte.von Simson, wie er mit den Eselskivnbackcn di/Phtlistcr schlägt, zum Text erwählten. Seitdem iwnnt der ccle Musensohn Jeden, dessen Stammbaum nicht bis zu den Düsen hinaufrcicht, „Philister", auch wenn er gerade kein Emson ist. Herbe Charakteristik Leipzigs. Im Planeten schreibt ein Vetter Asmus von Thuringus: „Leipzig er schein >nrr wie ein langer, schmuziger Jude, der sich nur mit Gold- actar wäscht, wie ein kalekuttischer Hahn, der gern Windeier Man sollte in das Leipziger Wappen einen Gcldsack malen. Laube lltNilt Leipzig einen vlattgedrücktcn Gedanken. Ich habe blos nöthio. das Tageblatt anzusehn, und ganz Leipzig steht vor mir mit seinem Treiben und Rei ben. Es ist der Spiegel des Materialismus, der hier herrscht; des Eigennutzes, welcher den Beobachter angrinzt; der Groß- thucrei, welche sich aller Orten breit macht; der Eitelkeit, wel cher so viel gestöhnt wird. Mit Entzücken liest man die An zeigen von Wurst- und Gurkcnfestcn, von Vogelschießen und Tanzmusik, von Schweinefleisch und Sauerkraut, von Rinder braten und Wichiwaschi. Mit welcher Andacht sitzen die guten Seelen und verschlingen die erfreulichen Nachrichten aus dem Lande der Krame, der ehrlichen Finder und vergeblich suchenden Vcr'icrer, der davmgelaufencn Hunde und der gesuchten Dienst zeit sür ledigeHerrcn u. s. w." Ei, ei, Herr Thuringus, das ist etwas stark.. Sie sind ja ein wahrer Coriclon -gegen Ihre Vaterstadt. Helgolands Z.uku nst. Im Jahre 1010 umfaßte die Jnss noch drei. Fünftel Luadratmeile. Vergleicht man damit ihre fetzige Größe, so dürfte die Behauptung ihres allmäligen Unterganges gerechtfertigt werden. Der Felsen ist beinahe an allen Punkten der Insel mürbe und brocklich, so daß man den äußern Rand nicht ohne Gefahr betreten kann. Regen, Frost und Hitze arbeiten vereint an der Zerstörung der Felsenmaffe, und wenn auch in gewöhnlichen Zeiten die Verminderung des Umfanges der Insel unmerklich ist, so treten die Folgen all- mäliger Zerstörung bei Sturmfluthen um so furchtbarer hervor. So stürzte vor einem Jahre bei einem fürchterlichen Sturme der sogenannte „große Mönch" zur Hälfte in's Meer; auch löste sich ein Theil des Klippenranbes da, wo die Insel am höchsten ist, ab und rollte unter donnerähnlichem Getöse in die Tiefe. Wer also sich noch baden will, thue dazu. So viel ist ausgemacht, daß binnen zehn Jahren die Düne, der ljetzige Badeplatz, unter Wasser steht. Animalische Raketen. Bei dem großen Feuerfeste im Oriente, Schep Sezö genannt, war man so kanniba lisch, große Bündel dürrer Brennstoffe anzuzünden, die man an wilde Vögel gebunden hatte, diese dann fliegen zu lassen und so Erde und Himmel zu illuminiren. Die republikanische Erzieherin. In der fran zösischen Schrcckenszeit ging die Vorsteherin einer Erziehungs anstalt sür junge Mädchen, in ihrem republikanischen Eifer so weit, daß in allen Liedern, welche die Zöglinge zu singen hat ten, das Wort „amour" (da ein echter Patriot weder an einen noch an mehre Götter glauben sollte) gestrichen und dafür „tainbonr" gesetzt werden mußte, wodurch allerdings der Name gerettet wurde. Welcher andere Unsinn aber durch diese Ver sion zu Tage kam, kann man sich denken. Ein Hagcl-Ableiter. Arago zu Paris, als Phy siker „le grami" genannt, hat einen Plan vorgelegt, bei Ge wittern die Wolken ihres elektrischen Fluidums zu berauben, und so das häufige Vorkommen von Hagelschlägen zu' verhü- tcn, weil der Hagelschlag in der Rogel durch zwei Wolkenzüge, wovon der eine negativer, der andere positiver Natur, die einander kreuzen, veranlaßt wird. Sein Vorschlag geht daher dahin, einen kleinen, zweckmäßig gesicherten Ballen, auf metal lischen Spitzen, der mit dem Boden durch ein mit Draht um wundenes Seil in Verbindung steht, in der Lust und zwar in bedeutender Höhe über der Strecke, die vor Hagel geschützt werden soll, schwebend zu erhalten. Arago glaubt, daß man dadurch einer Wolke alle Elektrizität entziehen könne, so daß kein Schaden verursacht und zum Mindesten die Heftigkeit des Hagels bedeutend vermindert würde. Bewährt sich diese Ent deckung, so ist sie ein Schlag für die Hagclaffecuranzen. Schwedisches Brot. Es ist bekannt, daß die Schwe den ohne Zahnpulver und Bürsten überaus weiße und gesunde Zähne haben. Das kommt von ihrem Brote. Der Bauer und das Volk bäckt des Jahres nur ein Paarmal seine runden, in der Mitte durchlöcherten Brötchen aus Roggen- und Ha fermehl. Der Bauer reiht diese Brötchen an Stangen und