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Diplomaten davon zurückgehalten würden. Man glaubt indcß, daß man nicht unverrichteter Sache wieder nach Hause keh ren wird. Belgien. Auch bei uns haben zahlreiche Gewitter, welche große Ueberschwemmungen herbcisührten, bedeutenden Schaden angerichtet. Die Eisenbahn zwischen Bristol und Mecheln wurde überschwemmt; auch haben durch Einsturz von Häusern viele Personen ihr Leben cingebüßt. Paris. Die Franzosen sind unermüdlich in Verschwö rungen. Kaum hat die Polizei eine geheime politische Gesell schaft ausgekundschaftet und aufgelöst, ist schon wieder eine neue da. Die neuerlich entdeckte „Gesellschaft der Jahreszei ten", von dessen Mitgliedern der jüngste Aufstand ausging, hat eine sonderbare Organisation. Die kleinsten Unterabthei- lungen dieser Verbindung bestehen nur aus sieben Personen und führen den Namen Woche. Das Haupt einer jeden heißt der Sonntag. Vier Wochen bilden einen Monat, der mit seinem Haupte, der Juli genannt, neundunbzwanzig Personen umfaßt. Drei Monate bilden eine Jahreszeit, die von einem Anführer befehligt wird der der Frühling heißt, und die mit diesem achtundachtzig Mann zählt. Vier Jahreszeiten bilden ein Jahr und haben einen, der Revolutionsagent heißt, zum Anführer. Die Gesellschaft soll drei Jahre zählen. Ein Paar Monate, die cs nicht erwarten konnten, hatten unlängst losge schlagen. Das heißt im revolutionairen Kalender. Man sicht aber, daß es in Paris viel müßige Köpfe geben muß, daß sie solche Kalender machen. Berlin. Unsere Eiscnbahnangelegenheitcn gewinnen einen immer größer« Umfang. Nach Leipzig hin wird bereits rüstig gearbeitet. Schon wird der Bahnhof hier eingerichtet, ein neues Thor erbaut, eine neue Straße angelegt und man hofft, dis zum Herbste 1840 die Bahn bis Jüterbogk, über zehn Meilen, zu eröffnen, damit man in einem Tage bis Dresden gelangen kann. Auch die Actienzcichnung für die Bahn nach Stettin dauert fort. Die Stadt Berlin wird sich mit zwci- hundcrtsunfzigtauscnd Thaler bcthciligen, und die Wichtigkeit des Unternehmens, durch welches Berlin nur vier Stunden von der Ostsee entfernt sein wird, ist zu einleuchtend, um nicht das größte Interesse zu erregen. In diesem Augenblicke ist auch der Plan vorgcnommcn, die vierzig Meilen lange Bahn über Frankfurt nach Breslau in das Herz der Kornkammer Schle- sten's zu führen, die dann mit der Obcrschlesisckcn und der Fcrdinand-Nordbahn eine Verbindung mit Wien und Warschau hervorbringt. Dies würde die größte und wichtigste aller Un ternehmungen sein und wahrscheinlich auch diejenige, die trotz der Länge und der Kosten von sieben Millionen Thaler ') sich am besten rcntirt. Lm L-ergleiche mit den Kolken der Leipzig-Dresdner Bahn möchte diese Summe wohl kaum reichen. Völkerkunde. Die Frauen in der Türkei. Ein sehr gut geiorie- bcner Aufsatz in der Zeitschrift „Europa", welche beiläusij be merkt, fortwährend ihren Ehrenplatz in der deutschen Jouna» listik behauptet, theilt interessante Aufschlüsse über die hässli chen Verhältnisse der Türken mit. Da heißt cs unter andrn: Man hat über das Loos der türkischen Frauen die irrigsten Urtheile verbreitet. Aber die Gesetzgeber dieses Landes, veik entfernt, das Weib zu unterdrücken, haben alle Sorge gera- gcn, es zu schützen, und die Gewohnheiten haben, das Serk der Gesetzgeber ergänzend, in dem Innern der Familien 8e- stimmungcn eingcführt, welche sämmllich, wie man nicht lug- ncn kann, die Civilisation befördern. Das Familienleben hat im Oriente weit tiefere Wurzclnge- schlagcn, als in Europa. Die Muselmänner, welche die zahl reichen Zerstreuungen, die das Abendland bietet, entbehrn, müssen ihr Glück in den friedlichen Vergnügungen im Innen suchen, und um den häuslichen Frieden zu erhalten, der ihnn vor Allem Bedürfniß ist, bringen sie große Opfer. Um tun unermeßlichen Einfluß zu würdigen, welchen die Familie!« bande auf das Leben der Türken ausüben, muß man auch ih« Gewohnheiten und Steigungen in Betracht, ziehen. Nach seinen täglichen Beschäftigungen begibt sich der Türke vor Sonnenuntergang in den Schoos seiner Familie. Sein: Frau (selten hat ein solcher mehr als eine Gatlin), seine Kim der und seine Dienerschaft umgeben ihn, reichen ihm Säbel, die Pfeife und Kaffee, und überhäufen ihn mir Liebkosungen. DaS Abendessen wird stillschweigend eingenommen. Dann kommen wieder Pfeife und Kaffee, und während die Diener essen, fingen die Sclavinnen, bis der Schlaf den Effendi zur Ruhe einladet. Man darf sich nicht wundern, daß bei einem so zurückgezoge nen Leben und bei so einfachen Neigungen, die Türken auf die Erhaltung des Friedens in ihrer Familie einen so hoher Werth legen; und die Achtung der Ehcstandsgesetze ist für si eine der ersten Bedingungen dieses so erwünschten Friedens. Die ärmeren Frauen sind mit ihrer Haushaltung beschäf tigt, aber die wohlhabenderen haltens für eine Ehrensache, ihr Leben in gänzlichem Müssiggänge hinzubringen. Es ist jedoch nicht wahr, daß sie einen Lheil des Tages zur Besorgung der Toilette verwenden. Die Frauen des Orients legen sich ganz angcklcidet nieder und wissen nichts von den Mannigfaltigkei ten der Toilette, welche zu London, Paris, Wien die müssigen Stunden der Frauen von feiner Bildung ausfüllcn. 5hr Kopf ist stets mit einer kleinen, rvthen Haube bedeckt, te tragen ihre Haare stets in lange Flechten gestochten. Jh Putz ist zuweilen reich und gediegen, aber die Mode brint keinen Wechsel hervor, weder in dem Schnitte der Röcke, nch in der Beschaffenheit der Stoffe. Wenn sie ausgehen, sind simn't einer Art Mantel mit Aermeln bekleidet, von welchem ihr Gestalt ringchüllt und ganz bedeckt ist. Die reichen Fraue zeichnen sich nur durch die Schönheit des Staats und durch ie Minge der Steine aus. Ihre Toilette dauert nicht lange, ußer den Augenblicken, womit sie sich mit Taxetenstickcrci bhäftigcn, in der sie sich auszcichncn, bringen die reichen Frqn mehre