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^25. Der Salon. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bülletiu der Moden. Paris, den 7. Juni 18-19.' Chantilly, die alte Stadt der Cordes war einige Zeit lang, während der Wettrennen nämlich, der guten Stadt Paris vorzuziehn. Welcher Glanz! welches Gedränge von eng lischen Fashionablcs, Lords und Ladys, Misses und Mistresses, Gentleman und Nichtgentleman, Pariser Financiers und Gra fen aus der alten Zeit. Welch' ein Sternenhimmel von Louisd'ors und Napolevnd'ors und Guineen! Endlich, welche Herrlichkeit, welche bunte Unendlichkeit von Toiletten! Chan tilly ist dadurch für das Reich der Mode für ganz Europa dielen Sommer von der größten Bedeutung! Jede Modistin und jeder Schneider, jeder Stutzer und jede Stutzcrin von der geringsten Autorität, muß sich auf Chantilly berufen. Wie schlank ist jene Dame, wie anmuthig sitzt sic auf ihrem hirschfüßigen Goldfuchs im Sattel! Ihr wißbegierigen Leute, die Ihr Euch belehren wollt, Ihr Geistreichen, die Ihr vielleicht nächstens in einer Novelle eine Halbamazone zu Pferde schildern müßt, geschwind Euere Lorgnette heraus und seht ihre Tracht an, ehe der flüchtige Renner mit seiner schö nen Bürde verschwunden ist. Also: Eine Mütze von Mugnier; lange, schwarze Flech ten fallen an den Schläfen herab; königsblaue Robe, der Leib mit kleinen Rockschößen und Umschlägen bildet eine Shawlweste. Dieses Gilet paßt so vortrefflich, daß sich gewiß darunter ein Schnürleibchen von Jossclin befindet. Die weißen oder Gemsledcrhandschuhe ä la Crispin, an der Handwurzel zuge- häkclt, sind eine herrliche Erfindung; sie schützen das Handge lenk und geben der Hand eine bewundernswcrthc Festigkeit. Um ein Bild von den Spaziertoilettcn von dieser Art zu gr'ven, füdren wir folgende Trachten an: Eine Robe auS gesprenkeltem Organdistoff, der Leib mit Kreuzfalten, englischer Strohhut, mit blauen Kornblumen und Rosen geziert, ein Shawl von schillernder Seide, mit einer Einfassung von weißen Spitzen. Pudermantelrobe, atlasartig, weiß auf weiß gewebtes, ge würfeltes Nesseltuch, italienischer Strohhut mit niederfallendcm Bouquet, der Schirm ä la Jardiniore, indischer Cachcmir. Pudermantel von Wollenmousselin, schwarzer Shawl in Moiree und schwarzen Spitzen, schweizerischer Strohhut von Leiner Form mit schwarzen Sammetbändcrn und gleichfarbiger Vogclverzierung. Schwarze Mantille mit viereckigen Enden, neue Form, Uc- berrock von weißem Crepp mit Rosen und Kornblumen, Pu- decmantel von glattem Mousseline. Azurblauer Crcpp-Ucberrock, mit Spitzen von Alcncon ge ziert, darauf zwei Rosen und Knospen ohne Blätter, Shawl von gestickter Mousseline, Canczou-Robe mit Bauschen auf dem Leibe, den Armen, den Vorärmelchen und dem Untertheil des Rockes. Ein ganz einfacher Strohhut mit einigen Kornblumen ver ziert, Robe von Mousseline mit kleinen, dünnen Streifen, Shawl von schwarzer Seide, mit Jotzannisbecrverzierung glacirt. Eine Asmodec, oder Shawl von schwarzem Tüll auf Sei dengrund, mit einer Robe aus geflammtem Foulard; italieni scher Slrohhut. Im Allgemeinen sicht man viele Ueberröcke von Mousseline, im Genre der Rachel, andere mit Einsatzrosen von Mousseline, haben farbig ausgeschweifte Volans. Doch muß diese Phan- tasicarbeit, um nicht abgeschmackt zu werden, sehr ausgezeich net sein. Männermoden. Die Männermoden sind sich größten teils gleichgeblieben. Nur eine Neuigkeit haben wir zu melden. Die beginnende Hitze hat den Paletot wieder auferweckt, natürlich, einen Sommerpalctot aus leichtem Zeuge. Er ist etwas weit und flatternd, aus sehr feiner, seidenartiger und seidenrcicher Wolle; zuweilen sind diese Stoffe halb weiß und halb grau. Diese Sommerpaletots sind, mit Posamentirver- brämungen ausgeschmückt und vom Herrn Robin zugeschnit ten, wirklich sehr schöne Kleider. Die Männcrhüte sind von Cylinderform, die Krämpen a» der Seite etwas aufgestülpt. Kleine Weltschau Bremen. Noch immer sind keine Nachrichten über das Schiff Amalia, welches sächsische Auswanderer an Bord hatte, cingetroffcn, so daß sich die traurige Bcrmuthung zu bestätigen scheint, es sei dasselbe in den Stürmen vom 28. zum 30. November vorigen Jahres an der Küste von Frankreich untergegangen. Die Zahl der Passagiere belief sich auf drei- undvicrzig Erwachsene und fünfzehn Kinder. Theater. Fräulein von Hagn, die gefeierte Künstlerin, gab vor Kurzem in Dorpat, wo sich kein Theater befindet, eine drama-