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Der Salon. M23. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Mode». Paris, den L3. Mai 1839. Stadtncgligä. Ucberrock von blau und weiß gestreif tem Taffet, vorn mit einem Bausch besetzt, der durch ein Fält chen in zwei Theile getrennt ist; — ein Ueberrock aus roth und grün glacirtcm Köpertaffet, vorn mit einer Reihe grüner Knöpfe besetzt; — Ueberrock aus Foulard mit glacirtcm Blu mengrund, den Leib mit geköpertem Luch ausgeschlagcn und mit einem vier Finger hohen Volant, der vom Gürtel bis herab an den Rock geht, um den er sich rundum zieht. — Shawl aus Cachcmir oder schwarzem Atlas, mit orangefarbi gem Taffet gefüttert. — Hut aus weißem Gros de Pcrsc, oder cilronenfarbcncm Seidenpult, mit glattem Crcpp geschmückt und am Rande des Schirms mit einem Schleierchen aus glat tem Crcpp, welches unter dem Kinn zugebunden wird. — Handkrauscn von Batist, mit Klöppelspitzen besetzt, Kragen ü la Duchesse, mit Valencienner Spitzen besetzt, Taschentuch, gestickt, aus weiß und blauem Cattun. Stadtoilette. Robe aus blauem, Amelie-Moircc, be setzt mit Volans, welche schwarzen Sammetrand haben; Robe aus gewirktem Foulard, von verschiedenen Farben, — Kragen aus Guipure, ähnliche Handkrausen; — Hut aus citroncnfar- bcnem Crepp, und wieder mit Crepp oder mit Spitzen am Rande besetzt. Hut aus blaßblauem Crcpp, mit einem Schleicr- chen von Brüß oder Spitzen besetzt, und einem Bouquet bun ter Rosen geschmückt; — gelbe Handschuhe; — gesticktes Schnupftuch; — Sonnenschirm von Cazal, orangefarbig und grau glacirt, besetzt mit einer orangefarbenen Tuchfranse. Abcndnegligä. Ueberrock von weißer Wollcnmouffelinc, mit Pariser Spitzen besetzt, hochgelbe Schleifen; — Robe aus -blauem, weiß glacirtcm Atlas, besetzt mit einem guirlandcn- formig ausgezacktem Volant; ausgezackte Acrmel, am Vorder arme flach und besetzt über dem Ellenbogen; Spencer aus schwarzem Sammet, halb ausstcigcnd, mit rund zulauscnder Spitze. Abendtoilette. Robe aus blaßrosigem Crepp, besetzt mit zwei Spitzenvolans; Handkrauscn und Leib ebenfalls mit Spitzen besetzt; — Kopfputz aus weißen Maßliebchen und Ro- scnknospcn; — Taschentuch in Guipure gestickt; — Hand schuhe, ebenfalls mit Spitzen besetzt. Uebrigens hat die Form des Leibes und der Aermcl jetzt immer einen Zuschnitt ü la Louis XIII. Sehr beliebt sind die Mützen ü la Dorinc in kleinen Sommcrsoireen. Eine solche trug nämlich zuerst Mademoi selle Rachel im Tartüffe. Es sind dies Mützen mit Streifen und hießen in alten Zeiten ü la Maintenon. Der Spencer hat sich zur Ruhe begeben, aber nicht für immer. Auf Befehl der Mode hat man ihn allgemein bis zum Herbst an den Nagel gehängt. Reue Mäntelchen (Mantillen) sind aufgekommcn; sie haben jedoch gefährliche Rivalen an den Cachemirshawls mit Seiden fransen und den glacirtcn Shawls; um Jedermann zu be friedigen und keinen Unfrieden im Reich der Mode zu erregen, thut man am besten, man trägt von Allem etwas. Unsere Vorfahren wußten nichts von einer Crinoline (Haar stoff) ; sic konnten sich nicht denken, daß man eines Tages auS Haaren solide Stoffe, sogar Lurusstoffe, weben würde. Herr Oudinot-Lutel aber macht aus der Crinoline Mützen, Kragen, Westen und selbst Knöpfe, die an Feinheit mit den Seidenknöpfen wetteifern. Zu den neuesten Schönheitsmitteln gehört die Eau Phä nomenale, das einzige Wasser, welches wirklich im Stande ist, die Haare binnen einer Minute in zwölf Nuancen zu fär ben, und zwar, ohne daß die Farbe schadet oder verwischt werden kann. So kann man sein Haar grau, weiß, roth, schwarz u. s, w. färben. Kleine Wcltschan. Weimar. An dem Tage, wo Schillers Standbild ent hüllt ward, fand auch hier ein sinniges Fest zum Andenken an den großen Dichter statt. Es wurden bei dieser Gelegenheit von Männern, die Schillern persönlich gekannt, sehr interessante Notizen aus dem Leben, wie über das Begräbnis des Dichters mitgetheilt. Sich selbst ein Rezept verschreibend, starb Schiller, die Feder in der Hand. Göthe war so ergriffen von dem Tode seines Freundes, daß er mehre Tage in einsamer Trauer zu brachte und ganz unfähig war, irgend eine Besorgung wegen des Begräbnisses vorzunchmen. Nachts Ein Uhr verließ der Zug Schillers Wohnung, düstre Wolken zogen am monderhell ten Himmel dahin. Bier von den Herren, die Schillern zu Grabe getragen, waren bei dem Feste gegenwärtig. Athen. Diese Tage wurde nicht nur der König, sondern auch das ganze diplomatische Corps, und die gesammte Bewohnerschaft bitter getäuscht. Der Thelegraphier signalisirte plötzlich die An kunft des bairischen Kronprinzen. Der König, welcher so eben den Ministerrath präsidirte, hob denselben mit den Worten auf: „Meine Herren, cs ist eine freudige Veranlassung, welche mich