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Literarische Notizen. Deutsche Viertcljahrschrif tcn.. Davon erscheinen bereits drei. Die Cottaischc Vicrteljahrschrist machte den An fang; dann folgte der „Freihafen" und dieses Jahr sind die „Jahreszeiten", herausgegebcn von H. Marbach, dazugckom- mcn. An allen drei Instituten sind die bedeutendsten Literaten dethciligt. Nationalversammlung deutscher Lyriker (Grimma, bei Gebhards, davon wird in Kurzem der dritte Band, welcher aber bedeutende Lyriker der Gegenwart durch ihre gelungendstcn Lieder poetisch repräscntirt, vollendet. Der zweite Band, der die Lyriker von Goethe bis Heine umfaßt, erscheint im Laufe des Sommers. Hermann Marggraf, dessen erfreuliches dramatisches Talent sich durch das „Täubchen von Amsterdam" hinlänglich bekundet hat, arbeitet an einem neuen Drama. Julius Hammer. Von diesem schätzbaren Novellisten erscheinen nächstens zwei Bände Novellen bei Engelmann in Leipzig. London. Hier erscheint seit einiger Zeit ein journalisti sches Curiosum, d. h. eine Zeitung, die den Zweck hat, die vorkommenden Ehebruchs-Prozesse zu referircn und zu bespre chen. Außer den gerichtlichen Theil enthält das Journal ein schlägig Gedichte, NoveMtcn und historische Züge. Heitere Journalschau. Alte und junge Hunde. Ein berühmter Philolog und Denker bemerkte einmal, daß die Griechen ihr «v nach Reichlinischcr Weise ausgesprochen, sähe man deutlich aus Chri- stophancs. Dieser lasse die Hunde «v, «v! bellen, was unser Wau, wau! sei. „Aber, Herr Professor," siel ein Zögling ein, „dies ist kein Beweis; es können ja junge Hunde gewe sen sein, und diese bellen baff, baff, aff, aff." Der Philolog gcrieth in Verlegenheit und Entrüstung. „Was da!" rief er, „es waren keine jungen Hunde, sondern erwachsene Sonderbare Hofsittc. Am englischen Hofe gibt cs noch einen besondern Rattenfänger, der zum Hofstaate gehört, zweiundachtzig Pfund jährlichen Gehalt bezieht, einen rvthen Rock mit goldnen Borden trägt, worin Mäuse gewirkt sind. Miszellen. Paris. Im Jahre 1838 hat Paris über siebe »zig tausend Ochsen, achtzigtausend Kälber, vicrhun- dcrlzwanzigtausend Schaafe verspeist. Abgesehen der unzähligen Mäuse, Ratten, Hunde, Katzen, die in Würsten verabreicht wurden. Im Allgemeinen hat Alles sehr gut ge schmeckt, da in Paris viel weniger Unterlcibsbcschwcrdcn, Ma- genschwächcn, Hypochondrie und Hysterien vorkommen, als in Deutschland. Neue, wohlschmeckende und äußerst wohlfeile Medizin für Damen. Der Doctor Philobasius in Lip penburg hat eine solche erfunden, welche besonders an nervö sen Uebcln leidenden, bleichsüchtigen, zur Schläfrigkeit geneig ten, an zu viel venösem Blute laborirenden und sonst irgendwie krankhaften Mädchen als Universalmcdizin zu empfehlen ist. Sie werden »ach dieser Medizin, mäßig und mit reinem Her zen genossen, blühend, heiter, lebenslustig; das arterielle Blut nimmt zu, pulsirt schneller und wärmer, das stickstoffhaltige, venöse Blut wird nach und nach ganz in arterielles verwan delt. Cerebral- und Ganglicnsystcm arbeiten lustig und wohl gemut!), das Erstere für Gefühl, Gcmüth, Geist und Herz; das Letztere für Magen, Muskeln und Nerven, so daß der Körper aufblüht wie eine von der Sonne gekoste Rosenknospe, und der Geist darin rimhertanzt, als würde ihm ein straußi- scher Walzer vorgespielt. Zu dieser Medizin gehören vier In gredienzen, welche man mit reinem, warmem Herzen zusam- menbringcn muß, damit aus den vier Bestandthcilen die höhere Einheit und Quintessenz, die eigentliche Medizin, hcrvorgeht. Diese vier Bcstandlheile sind zwei Lippen von einem männli chen und zwei Lippen von einem weiblichen Individuum. Bringe sie zusammen, so entsteht die Medizin — der Kuß, sehr wohlfeil und sehr wohlschmeckend. Der Doctor Philoba sius in Lippcnburg, bei Licbenwerthe, hat den Kuß chemisch untersucht und gefunden. Laß die eigentliche Quintessenz der vier Lippen ein göttlich-süßes, ätherisch-würziges Etwas ist, welches als das feinste Fluidum von der Welt, eine Art ver gelsterter Electrizitätsmaffe, sich blitzartig durch Körper und Geist zugleich verbreitet, und auf Beide heilsam, belebend und erwärmend wirkt, und besonders gut in nervösen Uebeln, in der Bleichsucht und Schlafsucht, anzuwendcn ist. Der Doctor fügt aber hinzu — nur wenn keine Herz- und Gewissensfchler da sind. Im letzter» Falle kann die Medizin sehr nachtheilig wirken. Herz- und gewissensfehlcrsreie Damen wissen nun, was sie zu thun haben. Zwei Bcstandlheile der Medizin tra gen sie selbst unmittelbar mit sich herum, die andern Beiden sind sehr leicht zu bekommen und verursachen gar keine Kosten, als das — Herz. Ohne das Letztere hilft die Medizin nicht nur nichts, sondern schadet sogar. (Gescllsch.) t Der Pudel des Barbiers. Ein Fremder in einem der kleinen Gasthöfe Berlin's ließ sich einen Barbier holen, der in Begleitung eines großen Pudels erschien. Während des EinscifenS setzte sich der Letztere auf die Hinnrkicine und schien, da er die Vorderpfoten bewegte, um etwas zu betteln. Dem Fremden ward etwas unheimlich zu Muthe, und er fragte mit halb unterdrückter Angst, was der Hund begehre? Der Barbier entgegnete mit Ruhe: „Es hat nichts zu be deuten. Zuweilen fällt so ein Stückchen Fleisch ab und da langt er gern zu."