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19. Unter Verantwortlichkeit der Rcdacti'on der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den St. April 1839. Bei der Vermählung der Mademoiselle von F*"»P**», welche diese Woche dei Saint-Thomas d'Aquin in Gegenwart des Erzbischofs von Paris gefeiert wurde, befanden sich gewiß Leute vom höchsten Range, Leute, welche den Werth der Mode zu schätzen wissen sollten. Dennoch war ein unverzeihlicher Mangel an Luxus, eine übertriebene Einfachheit zu bemerken. Dies heißt, den Augen Europa's, ja der ganzen Welt kein gu tes Beispiel geben. Unverantwortlicher Weise hatte die Braut selbst trotz ihres hohen Ranges kein einziges Juwel am Leibe, n id trug eine ganz gewöhnliche, einfache Robe. Die einzige, leidlich brillante Toilette in der ganzen Kirche war die der Herzogin von Bal""; sie trug über einer spitzenbcsetztcn Robe 'l von indischem Mouffeline, gleichfalls mit Spitzen .. farbiger Seide und Gold gestickt. <rin großartiges, prächtiges Geschenk, welches der persische Hof Ihrer Majestät der Königin Victoria gemacht hat, ist :bcn mit dem Dampfboot Hermes in England bngekom- nen. Das Geschenk des galanten Schah besteht in fünfzig, eis sechszig Shawls, die in Schiras und Jspahan verfertigt vordcn sind. Das Gewebe ist von ungemeiner Zartheit und Eleganz. Die Einfassung einiger dieser Shawls enthält mit allen Details eine Triumphprozcssion mit Gefolge, Kameelc und wabische Pferde, mit köstlichen Decken geziert, Elcphantcn, velche Palanquine tragen, Gruppen von Musikanten und ahlreiche Haufen von Landeshäuptlingen; das Ganze ist mit ben jo viel Genauigkeit als Glanz gegeben. Besonders zeich- icn sich diese Shawls durch den Glanz ihrer Farben, durch >ie Kunst in den Halblinken, und eine Vollendung im Ent- ourf und in der Ausführung aus, wie sie der geschickteste Fa brikant Europa's nicht im Stande ist nachzuahmen. Auf den Wollcnmousselincn und anderen Sommerstoffen Herr chen jetzt vorzüglich die türkischen Muster. Mai? sieht lauter Palmen von allen Schatlirungen, auf zweifarbig gestreiften, der auch auf glattem Grunde. Die Mode der Bolans macht ie gestreiften Muster besonders passend. Auch die gewürfelten leugc machen ihr Glück. Man sieht viele Würselmuster auf ridcnen Stoffen. Es ist dieses Jahr eine ausgemachte Sache, daß man die Spitzen überall und mit Allem, das heißt, mit jeder Toilette ragen kann. Man besetzt mit Spitzen die Roben und Abend- cdingoten zur Promenade; mit Spitzen besäumt man den Pu- crmantcl aus Mouffeline oder Eachcmir, den man beim Nc- tigü trägt. Wir haben sehr schöne Hausroben gesehen, aus Vollenmousseline, glatt, rosafarbig, oder blau; alle besetzt mit Guipuren, mit doppeltem, großem gefüttertem Halstuche (Pe lerine), auf dieselbe Art besetzt, dann Guipurestreifen, die auf der Brust den Schnürleib bilden, abgesehen von den großen Spitzcnmanchetlen, in denen sich die hübschen Händchen, welche von derÖletne des Herrn Guerlain durchduftet sind, wie kleine Juwelen verlieren. Also, wohlgemerkt! Spitzen und Seidenstoffe gehören zu jeder noblen Toilette. Ucbrigens trägt man früh und Abends noch, weil cS April ist, Alias-Paletots und pclzbcsctzte Eachemire. Nach den neuesten Modeordonnanzen hat die Robe nur einen gefalteten, aber nicht gefältelten Volant. Der Leib lang, mit Draperie versehen, und läßt mehr vorn die Brust als die Schulter bloß. Die Aermel haben zwei, drei, selbst vier Lluerstreifen, die immer größer werden, so daß der letzte den ganzen Aermel einzuhüllcn scheint. Man sieht viele Creppcapoten mit einem Halbschleier von Angleterre-Spitzcn, Reisstrohhüte mit Tüllschlcier, die ein Ro senbouquet oder eine Rosenguirlandc festhält. Die Verzierungen dieser Hüte sind Bänder, Federn oder Blumen, natürlich Blumen von Chagot. Die Blumen sind alle zeitgemäß: Veilchen, Flieder, Schneeglöckchen oder Rosen. Auf den genähten Strohhüten sieht man viele dunkelfar bige, hellgestreifte Bänder. Zu den Reisstrohhüten paffen besonders die Pompadourbän- der mit Mosaik-, Frucht- oder Guirlandenverzierung. Das Band von Pfauenfedern, genannt Argusband, ist besonders beliebt. Nicht zu übersehen sind die McublcS aus Gußeisen (von Gandillot, Rue Bellefond kio. 32.). Sie sind eine der köstlichsten Erfindungen unserer Epoche; cs ist ein Eigcnthum, das sich nicht verwüsten läßt, dabei leicht, elegant und höchst ökonomisch. Aber auch der Reichthum kann damit alle seine Launen befriedigen, indem er mit Hülse der schönen Künste, das heißt, des Firnisses und der Malerei, das Eisen in Bam bus, Veilchen- oder Ebenholz, Mahagony, Citronenbaum- oder Ahornholz metamorphosiren läßt. Etädtechronik. Leipzig. Die Dampfwagenfahrten zwischen hier und Dresden erfreuen sich ungestörten Fortgangs. Seit dem Zu sammenstößen der beiden Wagenzüge bei Wurzen, wo einige Personen leicht beschädigt wurden, hat sich kein Unfall zugctra- gcn. In der Regel gehen jetzt Morgens und Nachmittags zwei stark besetzte Wagenzüge von hier nach Dresden ab. Hinauf