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Alljährlich fast werden die großen Raubvögel, die sich bei Unwettern verfliegen, im Norden der Lausitz gesichtet oder erlegt. Sie horsten in unserer Heimat nicht und sind nur als unfreiwillige Gäste anzusehen. Lauban, 9. September. Bo in Flußkrebs. Nach jahre langer, durch die Krebspest verursachter Zwischenpause beginnt der Flußkrebs nun wieder im Queis und seinen Zuflüssen heimisch zu werden. Die auf Krebstellern gefangenen Krebse sind mittel groß. Es empfiehlt sich, diese wieder auszusetzen, einmal, um ihre Vermehrung zu begünstigen, andererseits, um im nächsten Jahre große Krebse, die das Kochen lohnen, zu fangen. Guben, 17. September. Eine Seidenraupenfarm ist bei der Stadt Guben im Entstehen. Dort hat der Vorsitzende des Entomologischen Vereins, Herr von Waldenburg, ein etwa 1,5 Morgen großes Gelände vom Kreise gepachtet und mit Maul beerbäumen und -Sträuchern bepflanzt, um darauf die Raupe des Seidenspinners im freien Lande zu züchten. Es ist geplant, die Seidenraupenzucht auf ein Gelände von 22 500 Quadrat metern auszudehnen. Seitens des Landkreises Guben besteht der Plan, die geschaffene Anlage und damit den Betrieb der Seidenraupenzucht in eigene Bewirtschaftung zu übernehmen und auszubauen. Zittau. Ein R iesenpi lz, der nicht weniger als 72 Pfund wog und zu besten Transport man einen Handwagen benötigte, wurde jetzt von dem Arbeiter Franz Louda in Grottau gefunden, Louda fand schon in vergangenen Jahren an dieser Stelle gleiche Pilze im Gewicht bis zu 10 Kilo. Der Pilz gehört zweifellos zu den sogenannten Korallenpilzen und ist wahrscheinlich eine Krause Glucke, Stockschwamm genannt. Reichenau. Wie häufig die Kreuzotter» Heuer austrcten, erhellt u. a. daraus, daß an einem Tage auf dem hiesigen Gemeinde amt 39 Stück abgeliefert worden sind, ein Rekord, der bisher erstmalig zu verzeichnen sein dürfte. Insgesamt sind in diesem Sommer bisher 238'Kreuzottern abgeliefert worden. Beeren- und Pilzsuchern muß größte Vorsicht angeraten werden. Lauban. Flucht vor der Heidespinne ergriffen die Imker mit ihren Bienenkästen aus der niederschlesischen Heide. Inner halb weniger Tage hat die Spinne mit ihrem dichten Netz die Blüten des Heidekrautes so umsponnen, daß das Honiglragen für die emsigen Bienen eine gefährliche Arbeit wird. Imker, die ihre Stöcke acht Tage länger stehen lasten, als nötig ist, büßen durch die in den Spinnennetzen hängenbleibeaden Bienen oft ganze Völker ein. Forst, 9. September. Der BercinfürHeiinatkunde unternahm einen Ausflug durch die herrliche Landschaft des Neißetals südlich des Stadtgebietes. Zwischen Scheuno und Kl.- Badmeuscl zog ein sogenannter „Pontischer Hügel" die Auf merksamkeit auf sich mit seiner südosteuropäischen Steppenländern verwandten Vegetation: Winterschachtelhalm, ähriger Ehrenpreis, Böhmers Lieschgras, Rispen-Flockenblume. Dort leben auch noch einige wenige Weinbergschnecken, die in unserer Gegend wegen mangelnden Kalkes nicht häufig ist. Die Weinberg- schnecke soll von den Römern in Deutschland eingeführt und hier im Osten von den Mönchen an den Klosterorten zur Ge winnung von Fastenspeise ausgesetzt worden sein. Sie kann in wendischen Ansiedlungen des ll.und 12. Jahrhunderts noch nicht nachgewiesen werden. In „Schulzes Winkel" findet man die feinhalmige Binse, eine in Amerika, Australien, auf Madeira und den Azoren einheimische Pflanze. Zweifellos ist sie aus Nordamerika eingeschleppt worden. 1840 wurde sie zuerst in der Lausitz beobachtet. In Brandenburg ist sie vor 1870 sonst nicht festgestellt worden. Im Garten des Gasthauses in Kl.-Badmcusel sah man den Platz einer ehemaligen Wasserburg, wo noch 1668 freie Ritter saßen. Der Weg durch die Karauschen ließ dann eine ganz merkwürdige Vergesellschaftung von seltenen und schönen Pflanzen sehen: Sibirische Schwertlilie, Hirschwurz, Gottesgnadenkraut, Wilder Efeu, Lungen-Enzian u. a. Aus Teuplitz zu übersteigt man darauf einen Endmoränenrücken, wo an einer verhältnismäßig kleinen Waldblöße ein riesengroßer Steinhaufen zusammengelesen war. Görlitz. Aberglaube in der Gegenwart. Einen billigen Einkauf konnte bei dem hiesigen Jahrmarkt ein junges Mädchen tun. Bei einem Händler mit Damenwäsche besah sich die Käuferin die Auslagen, als dieser sie bat, ihm 25 oder 50 Pfg. zu geben. Verwundert über dieses Ansinnen, schlug sie die Bitte ab, die der Händler jedoch immer dringender mit der Begründung wiederholte, nach einem alten Glauben werde das Geschäft gut gehen, wenn ein junges Mädchen die erste Käuferin sei. Das Mädchen gab ihm schließlich das erbetene Geld, und der Händler gab ihr darauf für diesen unglaublich billigen Preis 2 Wäsche stücke, die bedeutend höheren Wert hatten. Beglückt zog das Mädchen mit der Ware ab. Neuhammer QL, 19. Sept. Ein eigenartiges Natur schauspiel, das gewiß selten zu sehen ist, konnte Dienstag abend hier beobachtet werden. Der Mond war eben aufgegangen. Ein dichter Wolkenschleier zog von Westen herauf, aus dem es anfing, leise zu regnen. Da wurde am westlichen Himmel ein wunderschöner Mondregenbogen sichtbar, der an beiden Seiten bis zum Horizont hinabreichte. Nur kurze Zeit blieb das sonder bare Phänomen sichtbar; dann fing es an, von Norden her lang sam zu verblassen. Friedrich Schiller läßt einen solchen „Mond regenbogen" in seinem „Wilhelm Tell" in der Rütli-Szene die Leute von Unterwalden beobachten und schildert ihn mit folgenden Worten: „Ha, seht: Ein Regenbogen mitten in der Nacht! Es ist das Licht des Mondes, das ihn bildet. Das ist ein seltsam wunderbares Zeichen! Es leben viele, die das nicht gesehn." Warnsdorf. Die Kropfkrankheit nimmt in Nordböhmen aus unerklärlicher Ursache stark überhand. Die schulärztliche Untersuchung von etwa 1700 Schulkindern ergab, daß von 800 Volks- und Bürgerschülerinnen nicht weniger als 42 Prozent Ansätze zum Blähhals aufwiesen. Gegenüber dem Vorjahre be deutet das eine Steigerung um 11 Prozent. Es ist befremdend, daß die Sanitätsbehörden noch kein Mittel zur Bekämpfung der Erscheinung angeordnet haben. — Der in den meisten Fälle» auf eine Erkrankung der Schilddrüsen zurückzuführendc Kropf ist auch in der sächsischen Oberlausitz gegenwärtig in der Zunahme begriffen. Bei den schweren Schäden, die u. U. eintreten, wäre es sehr zu begrüßen, wenn behördlicherseits die schnellste Er forschung dieser Kulturkrankheit gefördert würde. Warnsdorf i. B., 19. September. Wild mangel in Nordböhinen. In den Jagdgebieten Nordböhmens kommen die Weidleute Heuer nicht auf ihre Rechnung. Allgemein wird Klage geführt, daß man Heuer fast keine Rehe sieht. Nur Reb hühner werden viele angetroffen. Unter den Hasen scheint eine Seuche zu herrschen, da man öfter verendete Tiere findet. — Wenn die nordböhmischen weidgerechten Jäger darauf hallen würden, daß solche Leute, die 5 nebeneinander schwimmende Iungenten (OHZ. 1924 S. 194) auf einen Schuß erlegen, lieber ihre Schieß lust bei einer Schützengilde auf Scheiben als auf das jagdbare Wild ausüben würden, so würde sicher der Wildbestand gehoben werden. Auf Jäger reimt sich noch immer Heger! Bautzen. Am 18. September abends gegen 9 Uhr hörte ich einzelne Schreie der nach Süden ziehenden Wildgänse. Der Abend war milde; leichtes, tiefliegendes Gewölk bedeckte den Himmel; der Mond trat hin und wieder aus den Wolken. Die Zugrichtung lag genau Nord-Süd. Die Vögel waren nicht sichtbar, doch scheinen sie bei ihrem Zuge keine große Höhe ein gehalten zu haben, schätzungsweise wenig über 100 Meter nach dem Klange der heiseren Stimmen. Ähnliche Beobachtungen wolle man freundlichst der Schriftleitung mitteilen. Fünf Hefte Volkserzählungen enthaltend Beiträge von Friedrich Lienhard, Frida Schanz, Julius Freund, Mchard Blasius versendet der THsspis-Vsrtrisb, Dad Schandau gegen Doreinjendung von SV Pf. in Briefmarken.