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Der Metallsarg nächst der Tür ist 2 m lang, in ihm steht ein Holzsarg. Die Leiche mag zunächst in einen Hölzsarg gelegt und unter einer einfachen Trauerfeier in der Gruft beigesetzt worden sein. Dann wurde der Metallsarg in Arbeit gegeben und die Ver wandtschaft zu dem feierlichen Begräbnis eingeladen. Wir finden in den Diehsaer Kirchenbüchern mehrmals Beisetzung und Be gräbnis auseinandergehalten. Zwischen beiden Feierlichkeiten liegen fünf bis sieben Wochen. Die Schrift ist auf den Metallsarg aufgemalt, Wappen und Figuren sind getrieben. Der Deckel des Sarges hat folgende Inschriften: Linke Seite: Ich habe einen guten Kampf gekempfet... bis Erscheinung lieb haben. In den ändern S. Pauli am 4. Capitel, Vers 7 (2. Thim. 4, 7). Rechte Seite: Ich weiß, daß mein Erlöser lebet... in meinem Fleische Gott schauen. Herr, wenn ich nur dich habe... so bist du doch, Gott. — Oben: Das Blut Jesu Christi... Sünde. — Fußende: Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn. Apoc. I. Der eigentliche Sarg. Fußende: Wappen wie Nr. 2, nur zeigen die Schwänze der Fische alle nach links. UI O H. — Kopfende: George von Rückhart Obrister ward geboren ao 1610 den 27 November und seelig im Herrn entschlafen uo 1658 den 26 Ian. darunter Wappen Nr. I. — 6 V U O (George von Rückhardt, Obrister). Links: Ich liege und schlafe... daß ich sicher wohne. Rechts: Also hat... Leben haben. Ev. Ioh.... Der Name des Herrn ist ein festes Schloß, der Gerechte läuft dahin und wird beschirmet. Damit sind auch die Wappen an der Wand erklärt. Georg von Rückhardt entstammt einer Görlitzer Familie. Sein Baler Gott fried (geb. 1587, gestorben 1633) wurde 1631 mit seinen beiden Schwestern Anna Maria und Rosina in den Adelsstand erhoben. Er besaß Mengelsdorf und Holtendorf. Er war zweimal vermählt. In erster Ehe mit „Martha filia George Heldreich". Das Wappen am Fußende des Sarges ist also das mütterliche Wappen, und die Inschrift Ul O Ul bedeutet Martha George Heldreich. — Die Wappen Nr. 2 und 6u sind Wappen von Verwandten der mütter lichen Seite. Die zweite Ehe ging Gottfried von Rückhardt mit Elisabeth Emrichin (geb. 1594, gest. 1631) ein. Das weist auf Wappen Nr. 7 hin. 1507 fiel Leopoldshain an Georg Emrichs Tochter Dorothea, vermählt mit Sebastian Schütz. Der Vater des Obersten George von Rückhardt muß übrigens ein angesehener und wohl auch wohlhabender Mann gewesen sein. Bei der Taufe seiner Tochter Martha Elisabeth (geboren 1621) stand Kurfürst Johann Georg I. Pate. Der Großvater war Petrus Rücker, Erbsaß auf Deutsch-Ossig und Görlitzer Bürger. Er besaß den Schönhof in der Brüdergasse und war vermählt mit „Rosina filia George Rößl Praet. Gorl." (Wappen Nr. 4). Der Urgroßvater war Blasius Rücker, Rustika zu Deutsch- Ossig. Von George v. Rückhardt wissen wir, daß er aus den langen Kriegsdiensten mit geschwächter Gesundheit zurückkehrte. Da ihm sein Landesherr nicht sämtliche Forderungen auszahlen konnte, so sollten ihm von seinen Gütern nach und nach 3000 Taler von Steuern und Gefällen erlassen werden. Das sollte auch seiner Witwe zugute kommen, bis die 3000 Taler bezahlt wären. George von Rückhardt war vermählt mit Anna Emerentia Flickerin. Da die Ehe kinderlos blieb, hing man bei seinem Tode Wappen, Degen und Handschuhe in der Kirche auf. Diese Gegenstände sind heute noch vorhanden. Im zweiten Metallsarge liegt Anna Emerentia geb. Flickerin. Der Deckel zeigt folgende Inschrift: Hier ist ihrer Ruhe und der Heyl... Weyland hochedelgeborene Fraw Freifraw Anna Emerentia geb. Flickerin, Fraw auf Diesa, Mengelsdorf und Scheiplitz ward geboren in dem Hochedtl. Hause .. erbach in Vogtlands ao 1612 äe 16 Ian. Starb im wahren Glauben an Christo Jesu ihren Erlöser und seeligmacher auf ihrem hochadel- geb. Hause Diesa ao 1675 den 9 August und erwartet nun der fröhlichen Auferstehung zum ewigen Leben. Nachdem sie ihr Alter christlich vollbracht auf 63 Jahr, 28 Wochen, 7 Stunden, deren Seele Gott genade. Am Kopfende steht: Anna Emerentia geboh- rene Flickerin. Rechts und links sind auf dem Sargdeckel noch Bilder biblischen oder symbolischen Inhalts zu sehen. Der eigent- liche Sarg zeigt acht getriebene Wappen, die Deutung ist nur bei zwei Wappen gelungen. Eins gehört der Erfurter Familie von Schütze, das andere zeigt die Umschrift LUO ? (Anna Eme rentia Lützow gebohrene Flickerin). Das gleiche Wappen mit der gleichen Inschrift befindet sich neben dem Altar, den sie wohl mit ihrem zweite» Gemahl zusammen gestiftet haben mag. Das Kru zifix auf dem Altar hat folgende Inschrift: Anna Emerentia ge bohrene Flickerin Ulertu 1612 venutu 1675. Dieses Crucifix ist zum stets wehrenden Gedächtnis in die Diesaische Kirche Ver ehret worden. Die Witwe Georgs von Rückhardt war in zweiter Ehe mit Aschen Claus von Lützow verheiratet. Er ist im dritten Metall- sarge beigesetzt. Dieser Sarg ist aufgerissen, der Deckel liegt ver kehrt. Innen ist er mit braunem Samt ausgeschlagen und sehr prächtig gearbeitet. Der Sarg zeigt zwölf Wappen, von denen wieder nur zwei gedeutet werden konnten „von Lattorf" und „von Lützaw". Auf dem Deckel findet sich keine Inschrift, sondern nur Bilder, z. B. eins stellt einen großen Leuchter in einer Landschaft dar. Darüber steht: Ich leichte hell. Der Lebenslauf des Verstor benen ist am Kopfende des Sarges angegeben: Der Weyland Hochwohledelgebohrene strenge hochnamveste und hochbenamte Herr Aschen Claus von Lützaw und Hülseburg auf Dihsa Men- gelsdors und Tzscheiblitz Churfl. Durch!, zu Sachsen Hochbestalter Cammerherr und Oberster Lieutenant zu Roß ward gebühren auf dem hochadl. Hause Hulseburg in Mechlenburg gelegen 1635 den 6 Januar starb a Christ! 1687 den 13 dezember auf der Reise zu Hermsdorf im Bogtlande. Aet. 53 Jahr weniger 14 Tage. Eine ähnliche Inschrift hat das prächtige, aus Holz geschnitzte Epitaph, welches in der Kirche hängt. An einer Seite des Altars befindet sich das Lützowsche Wappen mit den Buchstaben6 VU (Aschen Claus v. Lützow). Die beiden noch vorhandenen Leuchter tragen die Inschrift H.. 6. V. 6. 1671 (Aschen Claus v. Lützow). — Ein dritter Leuchter wurde bei irgend einer Gelegenheit ein geschmolzen. Auf ihm haben die Buchstaben UUlVUOV? 1688 gestanden (Elisabeth Marie von Lützow geb. v. Ziegler). Er ist von der zweiten Gemahlin des Herrn Aschen Claus von Lützow geschenkt worden. Wer in den Holzsärgen beigesetzt worden ist, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Nach dem Diehsaer Sterberegister haben in der Gruft ihre Ruhestätte gefunden: 1. Marie Elisabeth von Lützow geborene von Ziegler und Klipphausen, gestorben am 5. Januar 1708 zwischen 6 und 7 Uhr abends, wurde am 13. (15.?) Januar beigesetzt, am 29. Februar wurde das Begräbnis gehalten. 2. Heinrich Albrecht von Wehlen. Er war der zweite Gatte der Marie Elisabeth v. Lützow geb. v. Ziegler und Klipphausen. Ihm zum Gedächtnis wurde ein schönes, heute noch tadellos er haltenes Epitaph in der Kirche angebracht. Die Inschrift lautet: Der Wohlgebohrne Herr Herr Heinrich Albrecht von Wehlen auf Diehsa Ihro Lhurfl. Durch!, zu Sachsen Hoch meritirt gewesener Obrist Lieutenant, ist aus dem Hoch Adelichen Wehlischen und Kottwitzschen GeschlechteH.o 1659 den 14. April auf seinem väter lichen Gülte zu Reppen in Niederlausitz gebohren worden hat sich 1641 den 24. April mit der Wohlgeb. Frauen Frau Maria Elisabeth v. Lützau geb. Zieglerin und Kliphausen auf dem Ad- lichen Hauße Nostitz in dem heyl. Ehestand begeben und mit Ihr I Sohn und 2 Töchter gezeiget, starb in Budissin TVo 1715 den 7.12. seines Alters 55 Jahr 8Monath weniger 1 Tag. — Das Sterbe- register zu Diehsa enthält folgende Eintragung: 7.12.1714. Ist abends um I I Uhr sanft und seelig verschieden der Weyl. Wohl- geborene Herr Herr Heinrich von Wehlen Obrist Lieutenant ge wesener Collator hiesigen Ortes, 13. darauf in seiner Gruft bei gesetzt und den l9.Februar 1715 das Begräbnis gehalten worden. Aet. 55 Jahr 8 Mon. 3. Henriette Helene von Czettritz geb. von Wehlen, gestorben am 26. Mai 1762, am 31. Mai beigesetzt, vier Wochen lang von I I—12 Uhr ausgeläutet, 2 p. T. den Lebenslauf verlesen, alt 68 Jahr, 5 Mon. i Tag. Sie war eine Tochter Heinrich Albrechts