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Ne. IS Gberlauflher Helmatzeitung Maukendorf das Schwarzwasser und, in östlicher Richtung vorstoßend, zwischen Neudorf und Wittichenau die schwarze Elster überschreiten, um dadurch in die Gegend südlich von Bröthen zu gelangen. Auch wir erraten die Absicht des Füh rers! Indem der Feind durch den Reiterangriff im Rücken überrascht worden war, konnte sodann der Angriff der In fanterie frontal erfolgen. Eine preußische Batterie fand bei Alt-Pohla, nördlich unserem heutigen Spohla, Aufstellung. Und von bestem Erfolge sollte das Unternehmen gekrönt werden! Zu spät brachen die völlig überraschten Österreicher aus ihrem Lager auf, um in den rückwärts gelegenen Wal dungen eine schützende Stellung zu beziehen. Schon waren das Husarenregiment von Gersdorf, zwei Regimenter Dra goner und ein Regiment Kürassiere nach eiligem Ritt an gelangt. Und das Gefecht beginnt. 4000 Österreicher sind es, die unter dem Oberbefehl des Generals v.Wehla den Preu ßen gegenüberstehen. „Auch am Schiebhaus entwickelt sich ein erbitterter Kampf. Nachmittags um 5 Uhr wird General von Wehla mit seinem ganzen Detachement beim Galgen gefangen genommen. In der Kirche werden die Österreicher während der Nacht untergebracht und die sechzig Gefallenen in sechs Gräbern auf dem Kirchhof bestattet." So war also unsere Heimat bestimmt, an dem großen, für Preußen so ruhmvollen Kriege Anteil zu haben. Die Sympathien unserer Vorfahren werden sich freilich mehr den Österreichern und Sachsen zugewandt haben. Denn seit dem Prager Friedensschlüsse von 1635 war unsere Ober lausitz sächsisches Land. Anderseits werden auch unsere Väter den Erfolgen der preußischen Waffen ihre ungeteilte Bewun derung gezollt haben. Wie eigenartig waltet das Geschick! Schon nach etwa fünfzig Jahren gelangte unser Kreis unter Preußens Oberhoheit. Auch wir ehren in dankbarem Gedenken die Großtaten der Vergangenheit und winden dem Heldentums jener Zeit den Lorbeerkranz und wollen neuen Lebensmutes voll und in unermüdlicher Pflichterfüllung den kommenden Tagen entgegenschauen! In der Geschichte aber lebt es fort, was sich hier ereignet: „Des neuen Kriegstheaters 13. Supplement. Action, welche den 25. September 1759 zwischen einem österreichischen und einem Kgl. preußischen Corps bei Hoyerswerda in Sachsen vorgefallen." Gedächtnis-Ausstellung Neumann-Hegenberg Walter Dittmann-Görlitz n dr Oberlausitzer Gedenkhalle zu Görlitz wurde am l4. September eine Kunstausstellung eröffnet, die dem Andenken Neumann-Hegenbergs galt. Er war unver mutet, allerdings nach langem Kränklichsein, am l. August gestorben, 3 Wochen nach seiner Rückkehr aus Italien, erst 40 Jähre alt. Sein trotz allem Leiden nie geschwäch tes Temperament, seine lebhafte Beteiligung an künstlerischen Veranstaltungen, seine Dortragspläne für den nächsten Winter — er wollte mit selbstgefertigten Lichtbildern über das Geheimnis des Raumes sprechen — das alles hatte uns und ihn getäuscht. Er kam als Todgeweihter aus Italien zurück. Die Görlitzer wußten sofort, obwohl dem Lebenden das Schicksal des Heimat propheten nicht ganz erspart geblieben war, daß ihnen etwas Un ersetzliches genommen war. Neumonn-Hegenberg war als künst lerische Gesamtpersönlichkeit vielleicht noch stärker denn als Maler, so selbständig und ehrfurchtsordernd auch der Ton seiner reifsten 26S Bilder geklungen hatte. Er war eine Führerpersönlichkeit und durfte es wagen, in großem Stil öffentlich für Kunst und ästhe tische Kultur einzutreten: er hatte organisatorische Kraft, stand auf beträchtlicher Geisteshöhe und sah Zusammenhänge und Bedeu tungen, die sich dem wachen Instinkt für alles rhythmisch Kräftige und Besondere erschlossen, sei es in Kunst, Musik, Literatur oder Philosophie. Das alles wurde als seltene Weitung des durchschnittlichen Bildungshorizontes und ungewöhnliche Anregung dankbar empfunden, man kann sagen: in allen Schichten. Denn mit seinen Schülern, alles werdende Handwerker, drang sein Wille und seine Auffassung auch in Kreise, zu denen sonst die Verbindung unsicher ist. Und diese Dankbarkeit zeigte sich nicht nur sofort in der allgemeinen Forderung nach einer Ausstellung, sondern auch in der Beteiligung bei Begräbnis und Eröffnungsfeier. Was in den heimatlich verödeten Großstädten unmöglich geworden ist, dieses tätig aufleuchtende Gemeinschaftsgefühl, trat hier einmal schön in Erscheinung. Fritz Neumann-Hegenberg war Schlesier, in Strehlen ge boren, in Breslau ausgewachsen, zur Zeit Poelzigs auf der dortigen Kunstakademie, in Weimar besonders v. d. Velde, in Berlin Corinth und Orlik nahe. Der Stil seiner reifen Werke verrät keinerlei Abhängigkeit. Erstaunlich ist auch, wie wenig seine Reisen spürbar sind, wie wenig Skizzen oder Bilder er nach Hause brachte. Er war viermal in Italien, hat es vom Süden zum Norden durchwandert und war allem Formgewor- denen hingcgeben wie selten jemand. Aber um Landschaftsmotioe oder genrehäfte Bolkstypen war es ihm stets weniger zu tun als um die Gesamterscheinung, um die Erkenntnis des Wesentlichen der betreffenden Natur, des Ursprünglichen in ihrer Kultur, des Geistigen in der Kunst. Trotzdem begann er als Impressionist und leistete bald Imponierendes in schlichten Motiven. Ein Stettiner Hafenbild ist da, das von Kallmorgen sein könnte, und mehrere Stilleben, deren ganze Schönheit aus dem Wunsche er wuchs, die natürliche Leuchtkraft besonnter Blumen festzuhalten. Da sind rote Blumen in simpler Aufmachung mit soviel Glanz und Kraft gegeben, daß bei aller impressionistischen Einstellung doch der künftige Mystiker schon zu spüren ist: seiner Meinung nach sein bestes Bild. Viele leuchtende Heidebilder, Blicke auf Görlitz, Königshain usw. aus demselben Geiste. Ein neues Bekenntnis zum unvergänglichen Quell aller Malerei enthalten nun auch die jüngsten Zeugen seines Schaffens: die italienischen Skizzen dieses Frühlings. Nach der expressionistischen Periode höchst überraschende Dinge. Ohne Problematik, ohne eine Spur von Müdigkeit des Todkranken, ganz Frische und freudigste Erregtheit: jeden beglückend, weil der Künstler selber beglückt war. Aber: der Naturalismus war nicht innerste Bestimmung. Der andere Pol, das Verlangen nach freier Form, wirkte stärker, und die Grundveranlagung, die sich durchsetzen wollte, war mystischer Erkenntnistrieb. Beides wurde eines Tages, scheinbar nach dem Erlebnis Maröes, Hodlers, van Gochs be wußt, und damit begann die eigentliche Neumann-Hegenbergsche Entwicklung, die ihn schließlich zum Begründer des Jakob Böhme- Bundes machte. Kühne Absage an die natürliche Farbe, rück sichtslos und willkürlich anfänglich, noch ohne positive Gestaltung, ohne Nuancen und Übergänge, aber Wucht und freie Registrie rung in der Farbenmusik. Die Form war noch naturgebunden, das Resultat wenig einheitlich. Einige Skizzen vertreten diese Zeit in der Ausstellung. Aber: „Diese Richtnng ist gewiß! Immer schreite, schreite! Finsternis und Hindernis drängt mich nicht zur Seite." (Goethe). Er fühlte nur zu gut, woran es fehlte. Die freie Form wird nun mit Intensität gesucht. Der „Einsame Reiter" gehört hierher; in der Farbe garnicht gesteigert: als hätte alle Aufmerksamkeit der Linie gehört. Manches überhaupt in spar samster Verwendung der Farbe, ganz Form, altmeisterlich reif, etwas fremd heut inmitten der vollblütigen Musik: „Aufstieg" (Nr. 185 des Kat.). Wie von Feuerbach. Bei aller Bändigung stark und feierlich wie die tiefen Klänge der Nachtbilder, die da neben hängen. Der „Abend", die „21urm"-Studien u.a. stammen