Volltext Seite (XML)
21 „Erstlingsgabe von Menschen" nach Delphi und unter diesen über sandten Menschen seien auch Abkömmlinge von Jenen mitgekom men. Als sie aber nicht im Stande waren, sich daselbst fortzu bringen, seien sie zuerst nach Italien hinübergefahren und hätten sich dort in Japygien ') niedergelassen; von Japygien seien sie dann wieder nach Thrakien ausgewandert, wo sie Bottiäer ge heißen hätten; daher komme es, daß die Jungfrauen der Bot tiäer bei einem gewissen Opfer unter Anderem die Worte singen: »Laßt uns ziehen nach Athen." Man sieht, wie mißlich es ist, sich einen Staat, der Wort und Lied besitzt, zum Feinde zu machen. Auch Minos blieb hin fort für alle Zeit ein Gegenstand des Schimpfs und der Schmä hung in allen attischen Theatern. Es war für ihn umsonst, daß ihn Hesiod den „besten König" oder Homer „den Vertrauten Ju piters" genannt hatte 3). Die Tragiker gewannen's und verbrei teten von den Brettern der Bühne aus überallhin den bösen Ruf seiner Grausamkeit und Härte. Und doch soll Minos ein König und Gesetzgeber gewesen sein und Rhadamanthys ein Richter, der die von Minos festgestellten rechtlichen Bestimmungen sorgfältig einhielt! Cap. 17. Als nun die Zeit des dritten Tributs herankam und die Väter, welche noch unverehelichte Kinder besaßen, diese zum Loosen stellen mußten, da wurden abermals gegen Aegeus die alten Ver wünschungen laut. Alle Bürger äußerten ihren Schmerz und Unwillen: „er sei an der ganzen Sache schuldig und dabei der Einzige, der von der Strafe keinen Theil tragen müsse; während er einem unebenbürtigen, fremden Kinde die künftige Herrschaft zuerkannt habe, kümmere er sich nichts darum, daß die Bürger l) Japhgta, eine Landschaft im südlichen Italien. >) Die Bottiäer wohnten an der thrakischen Küste, in der Nähe von Thessaloniki. ») Homer Od. XIX, I7S. Die hesiodische Stelle findet sich nicht mehr.