17 teten für ihn ein Sühnopfer und hielten sodann in ihrem Hause ein Festmahl, während ihm zuvor auf der ganzen Wanderung nirgends die geringste Freundlichkeit erwiesen worden war. Am achten Tage des Monats Kromyos also, den man jetzt Hekatombäon') nennt, soll er in seiner Heimat angelangt sein. Indessen fand er nach seiner Ankunft in der Vaterstadt das ganze Gemeinwesen voll Verwirrung und Zwiespalt in den Gesinnungen; namentlich aber waren die Privatverhältnisse des Aegeus und seines Hauses in einem wirklich krankhaften Zustande. Medea nämlich, welche, aus Korinth geflüchtet, das Ver sprechen gegeben hatte, durch Zaubermittel den Aegeus von seiner bisherigen Kinderlosigkeit frei zu machen, lebte in vertrautem Um gänge bei ihm. Diese merkte zuerst Etwas von Theseus, wäh rend Aegeus noch nichts wußte. Da nun Letzterer ein alter Mann war, der wegen der vorhandenen Parteiungen vor Allem Angst hatte, so bewog sie ihn, den angeblichen Fremden bei einem Mahle zu vergiften. Theseus stellte sich bei dem Essen ein, fand es jedoch nicht für angemessen, zuerst seinen Namen zu nennen; er wollte vielmehr dem Andern den Anfang der Entdeckung über lasten. Deßwegen zog er, als das Fleisch aufgetragen war, sein Messer 2), um mit diesem ein Stück abzuschneiden, und ließ ihn auf diese Weise das Schwert sehen. Kaum hatte Aegeus das letztere erkannt, als er den Giftbecher zur Erde warf und nach einigen weiteren Fragen seinen Sohn umarmte. Alsbald wurde eine Bürgerversammlung veranstaltet, worin er die Anerkennung aussprach. Auch das Volk nahm den jungen Helden mit Freu den auf. Beim Niederfallen des Bechers wurde das Gift, wie die Sage geht, auf den Boden verschüttet — da, wo jetzt im Delphinium^) der umgitterte Raum ist. An dieser Stelle stand nämlich AegeuS' Wohnung; auch eine Herme (Merkurssäule) auf der Ostseite des Tempels heißt die „Statue am Aegeus-Portal". 1) Hekatombäon, erster athenischer Monat, entspricht ziemlich unserem Julius. 2) Auch die homerischen Helden »ragen, an der Schwertscheide hängend, ein große» Messer, durch dessen Herausnehmen hier der Griff de« Schwerte« sichtbar wurde. Brgl. Sl. HI. 271 ff. «) Delphinium, Tempel de« Apollo Delphiniu«. Plutarch. XVIII. 2