Volltext Seite (XML)
11 Gemeinnützlichem anwandten. Trotziger Uebermuth war ihre Lust; der Genuß ihrer Macht bestand in Rohheit und Grausam keit, in der Besiegung, Ueberwältigung und Vernichtung alles dessen, was ihnen in den Weg kam. Achtungsvolle Rücksicht und Gerechtigkeit, Billigkeit und Humanität wurde nach ihrer Ansicht von dem großen Haufen nur deßhalb gepriesen, weil man zum Begehen eines Unrechts den Muth nicht hatte und vor dem Erleiden eines Unrechts sich fürchtete. Wer im Stande war, weiter zu greifen, brauchte solche Eigenschaften nicht. Von dieser Gattung Menschen rottete Herkules einen Theil aus, indem er sie auf seinen Wanderungen erlegte; Andere versteckten sich, als er durch die Gegend kam, in ihrer Todesangst, kamen dann zwar wieder hervor, aber ohne ferner beachtet zu werden, weil sie nun in der Demuth blieben. Allein nun begegnete dem Herkules der Unfall, daß er den Äphitus ') tödtete, worauf er sich nach Lydien hinwegbegab und lange Zeit daselbst bei Omphale als Knecht diente, — eine Buße, die er sich selbst für den Mord auferlegt hatte. Jetzt herrschte demnach in Lydien allenthalben Frieden und, Sicherheit; aber in den griechischen Landen kamen jene Schurkereien wieder zur schönsten Blüthe und zum vollsten Ausbruch, weil Niemand vorhanden war, um ihnen Schranken zu setzen und sie einzudämmen. Eine Reise vom Peloponnes nach Athen war somit lebens gefährlich, wenn mair den Landweg einschlug. Pittheus machte aus diesem Grunde dem Theseus eine genaue Beschreibung von jedem einzelnen der Räuber, — wie stark er sei, und was er den Reisenden anthue, — um ihn hiedurch zur Fahrt über das Meer zu bewegen. Aber den Theseus, wie es scheint, brannte schon längst insgeheim der Ruhm von Herkules' Hcldenthaten in den Gebeinen; er äußerte die größte Hochachtung gegen denselben i) JphituS war (nach Apollodor II, k) ein Sohn des Königs Eutytus von Oechalia aus Euböa. Nachdem er dem Herkules viele Dienste geleistet, warf ihn dieser in einem Anfall von Raserei von der Mauer Tirynths herunter. Zwar wurde Herkules von Deiphobns in Amyklä gereinigt, verfiel aber dennoch in eine Krank heit, von welcher er, nach einem Orakel, nur durch dreijährigen Sklavendienst geheilt werden konnte. Er diente deßhalb der Königin Omphale in Lydien.