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Der Textil-Ingenieur Aus dem Inhalt: Die Torsion von Jute- und anderen Bastfasergarnen. Von Hans Rudolph, Betriebs-Ingenieur. — Kohle, Öl und Wasserkraft. Von Dr.-Ing. Leiner, Regierungsbaumeister. — Bücherschau. Die Torsion von Jute? und anderen Bastfasergarnen. Von Hans Rudolph, Betriebsingenieur. Die Aufsätze von Professor Dr. Marschik über „Die Tor sion der Garne und Zwirne“ (Leipziger Monatschrift für Textilindustrie 1910, Heft 10—12) und über „Das Torsions- Verhältnis“ (Melliand Textilberichte 1924, S. 619,683) gaben die Anregung zu den nun folgenden Untersuchungen bei Jute garnen. Marschik untersuchte Baumwoll-, Woll- und Leinengarne, welche eine ganz andere Faserbeschaffenheit als die Gespinste aus Jute aufweisen. Diese sind bekanntlich sehr ungleichmäßig in der Stärke, also auch in der Feinheitsnummer. Hierzu tritt noch eine überaus große Spannung zwischen der höchsten und der geringsten Faserlänge im Garnquerschnitt. Die vorliegenden Ver suche sollten nun Aufschluß darüber geben, ob die von Mar schik vorgeschlagene Methode der Torsionsprobe auch auf Jute garne anwendbar ist, und inwieweit das Torsionsverhältnis auch bei dieser Garnart einen Wert zur Beurteilung des Gespinstes darstellt. Im folgenden wurden die von Marschik in seinen Arbeiten verwendeten Bezeichnungen angewandt. Es bedeuten: n = Bruchdrehung; n 0 = Anfangsdrehung; Hf = Torsionsfestigkeit; t = Torsionsverhältnis. Mit Torsionsverhältnis (t) bezeichnet man das Verhält- nis zwischen Bruchdrehung und Anfangsdrehung. Die Berechnung erfolgt nach der Gleichung: t = — • 100 n Das Torsionsverhältnis erlaubt eine Beurteilung der Garnqualität. Aus der Anfangsdrehung ist ersichtlich, wieweit die Drehung des narnes in der Praxis getrieben wurde, stellt ein Maß für den pinnvorgang dar, während die Bruchdrehung zeigt, wieweit die Drehung getrieben werden kann, um das Garn zum Bruch zu : ringen. Sie ist also ein Wert für die Festigkeit und Zähigkeit des Gespinstes. Der Wert t gibt an, wieweit letztere Eigenschaft in der Praxis ausgenutzt werden mußte, um ein einwandfreies Spinnen und ein brauchbares Garn zu gewährleisten. Der Grad des Torsionsverhältnisses läßt ferner einen Schluß auf die Weich heit bzw. Härte des Fadens zu. Je weniger die Bruchdrehung ausgenutzt wurde, je niedriger also das Verhältnis ist, als desto weicher ist das Garn anzusprechen. 1. Die Wahl der Einspannlänge für die Torsionsprobe. Die Wahl der Einspannlänge sowie die Arbeitsweise der Drehungsermittlung wäre zunächst zu erörtern. Ein Garn soll eine möglichst gleiche Drehung aufweisen,- und es wird, sofern dies der Fall ist, bei jeder Einspannlänge dieselbe Durchschnittsdrehung bezogen auf die Längeneinheit ermittelt werden. Je kleiner allerdings die Klemmenentfernung ist, desto größer wird die Fehlermöglichkeit sein. Wird die Einspannlänge kleiner als die durchschnittliche Faserlänge gewählt, so wird ein Gleiten der Fasern aneinander ver hindert, und die Torsionsfestigkeit wird eine geringere sein, als bei einer Einspannlänge, welche größer als die Faserlänge ist. Im letzteren Falle können die Fasern bis zu einem gewissen Grade gleiten, und erst dann tritt eine weitere Drahtaufnahme unter Spannung ein. Diese Feststellungen leitete Marschik ab, und an Hand von Versuchen mit Baumwoll- und Leinengarnen war es ihm möglich, dieselben zu bekräftigen. In Tabelle 1 sind nun die für Jutegarne ermittelten Werte wiedergegeben: Tabelle 1. Torsionsprobe: Jutegarn. Versuchs reihe Einspann länge mm Nummer metr. Bruch drehung je m Torsions festigkeit je m Anfangs dehnung je m Torsions verhältnis °/ /o 1 500 3,73 192 45 147 76,5 2 400 3,85 197 48 149 76,0 3 300 4,06 203 55 148 73,0 4 200 3,o0 220 61 159 72,5 5 100 3,65 235 75 160 68,0 6 50 4,43 257 96 161 63,0 Die Einspannlänge wurde in jeder folgenden Versuchsreihe verkleinert, die Garnnummer war annähernd in allen Fällen die gleiche. Bruchdrehung sowie Torsionsfestigkeit neh men mit kleiner werdender Einspannlänge zu. Marschik schlägt vor, den eingespannten Faden auf- und dann wieder zusammenzudrehen bis zum erfolgten Fadenbruch. Demnach wäre „die zum Bruch durch Torsion im entgegengesetz ten Sinne der Anfangsdrehung notwendige Tourenzahl n r “ n^^ + i^ + n^ und n 0 = 1 / 2 (n r —n z ). Bei den ermittelten Werten für die Anfangsdrehung n 0 sind zwei scharf abgegrenzte Gruppen zu unterscheiden und zwar: a) Einspannlänge 500—300 mm m. durchschnittl. n 0 = 148 b) „ 200- 50 „ „ „ n o = 160 Zwischen diesen beiden Gruppen beträgt die Differenz etwa 10%. Die Garnproben wurden für alle Versuchsreihen einer Spule entnommen. Die theoretische Drehung mußte etwa 168 be tragen. Durch Drehungsproben, welche durch das allgemein übliche Aufdrehen im entgegengesetzten Sinne der Garndrehung bis zum vollkommen aufgedrehten Faden gemacht wurden, wurden die in Tabelle 2 zusammengestellten Werte ermittelt. Tabelle 2. Torsionsprobe: Jutegarn. 1 2 3 4 5 6 Methode Marschik 7 alte Methode 8 (5 + 7) Versuchs» reihe Einspann länge mm Nummer metr. Bruch drehung je m Torsions festigkeit je m Anfangs drehung je m Anfangs drehung je m Bruch drehung je m 7 8 500 200 3,65 3,50 192 220 45 61 147 159 160 159 205 220 Woraus erklären sich nun die Abweichungen einerseits bei den verschiedenen Einspannlängen, andererseits aber auch zwi schen den verschiedenen Versuchsausführungen? Bekanntlich fallen die Jutegarne auf kurze Längen in der Feinheit sehr schwankend aus, in die dünnen Stellen legt sich die Drehung schärfer, als in die stärkeren. Beim Aufdrehen konnte die Beobachtung gemacht werden, daß die stärkeren Garnteile bereits vollkommen aufgedreht waren, während die dünnen Stel len noch 3—4 oder mehr Drehungen auf ein kurzes Fadenstück aufwiesen. Beim Weiter-, also Wiederzusammendrehen, legt sich nun die Drehung zunächst in die dünnen Partien und hier kommt