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Weberei * Wirkerei * Strickerei • Flechterei Stickerei • Spitzen- und Posamenten-Herstellung Die Herstellung von Kunstseideneffekten auf Baumwollgrund. Von Franz Schmidt, Werkführer. Die Welterzeugung in Kunstseide ist in stetigem Wachsen be griffen, und die große Beliebtheit, deren sich die Kunstseiden artikel erfreuen, bringt es mit sich, daß sich immer mehr Webe reien mit der Erzeugung derselben befassen. Auch auf diesem Gebiete wird sich allmählich die Konkurrenz immer mehr fühlbar machen, sodaß es zur zwingenden Notwendig keit wird, Mittel und Wege zu finden, welche die Artikel verbilli gen und die Herstellung beschleunigen. Daß sich mehr Fachleute mit diesem Problem beschäftigen, beweist der Artikel über „Verfahren zum Schlichten von Kunst seide“ in dieser Fachzeitschrift, Heft 5 (1925), S. 182. Da die Kunstseide viel teurer ist als die Baumwolle, wird man natürlich bestrebt sein, mit möglichst wenig Fäden schöne Effekte zu erzielen. Daß man schon mit 6 Fäden hübsche Muster erzeugen kann, beweist vorliegendes Muster. Um dies Muster herstellen zu können, wird man es zuerst auf Dichte, Bindung und Einzug untersuchen. Da die 24 Grundfäden gerade 1 cm betragen und es sich in diesem Falle um einen Stück färbeartikel handelt, wird man die Einstellung im Blatt mit 22 Fä den je cm annehmen können. Um eine Breite der fertigen Ware von 80 cm herauszubekommen, wird die Einstellung im Blatt 90 cm betragen müssen, da die Ware gekocht, gefärbt und appre tiert wird. Weil die Ware bei den Effektstreifen 4fädig einge stellt ist, benötigt man 90X22 Fäden = 1980 Grundfäden. Das Blatt müßte also 990 Rohre auf 90 cm haben. und 4. Grundschaft gehoben. Der 1. Effektschaft bindet: 1 unten, 7 oben, 1 unten, 1 oben, 1 unten, 1 oben, der 2.: 1 unten, 3 oben, 1 unten, 3 oben, 1 unten, 3 oben. — Da bei den Hattersley-Maschi- nen jede Karte 2 Reihen besitzt, muß man 2 Rapporte schlagen (12 Karten), weil der Zylinder 8 Ausnehmungen für die Karten hat. Die zu solchen Artikeln verwendete Kunstseide wird aus dem Grunde zweifach mit leichter Drehung genommen, weil ein ein facher Faden, ungedreht und nicht imprägniert, nicht verarbei tungsfähig ist, stark gedreht jedoch zu wenig deckt. Durch den eingangs erwähnten Aufsatz, worin unter anderem bemerkt wird, daß das Schlichten der Kunstseide nach den be kannten Verfahren so gut wie keinen Erfolg gehabt hätte, da die Fäden an Haltbarkeit verlieren würde, fühlte ich mich angeregt, Versuche darüber anzustellen. Da die Kunstseide die Farpe beim Färben in viel stärkerem Maße absorbiert als die Baumwolle, warum sollte dies also nicht auch beim Schlichten der Fall sein, nur darf natürlich auf die nassen Kunstseidenfäden kein Zug ausgeübt werden. Um zu erproben, ob es möglich ist, auf einer gewöhnlichen Schlichtmaschine mit der sonst üblichen Schlichte die Kunstseide imprägnieren zu können, machte ich folgenden Versuch: Ich ließ aus ungedrehter Kunstseide 120 den. 2 Schußspulen anfertigen, die ich hinter den Schärwalzen an beiden Seiten auf 2 provisorisch in den Fußboden geschlagene Nägel aufsteckte und zog die Fäden zwecks Bremsung um einen 5 cm starken Holzstab einmal herum, worauf ich sie mit durch die Schlichtmaschine Fig. la. E-mn □□EEJD 3E.JI ■ ■ LI. !£EBD stmu □□saaa ■ ■■ gtlSEBB SLJLMB (JOEEÜB EEQJBB Karte. Fig. 1b. ,EJEÜ EnEDEDEDEDEnEDEa □EQEUBJB-BaB JBOB EJSuEB »1BEBEB ’.B • B □ECK’ B B B BUB ■ • • • ’B’B’B’B* □EUE B B B BuBB • • ’B’B’B’B • • B B B B B B Eusasaa. ™ □SaSuBUL^— BaSDEB•JE-EUSnEB Gewebebild. Fig. lc. izn c rcmocBCBcazi □□□□□■□> .oanjaaoB BoöraaööSaozEzra • . .•• Einzug. Fig. 2. 1 2 3 4 5 6 Walze 1 r r r r r Jl 2 r r k k r r 1» 3 r r r r r r Jl 4 r r k k r r J) 5 - r r 1 r r n 6 r r k k r r Ein Rapport besteht aus 30 Grund- und 6 Effektfäden, folg lich ergibt 1980:30 = 66 Rapporte über die ganze Breite. 66X6 = 396 Kunstseidenfäden. Material: Grundkette 24er engl., Kunstseide 140/2 leichte Drehung, Schuß: 10er engl., 14 Schuß je 1 cm. Da man die Leinwandbindung in der Praxis meist mit 4 Schäf ten herstellt, benötigt man zur Erzeugung des vorliegenden Artikels 6 Schäfte. Die 24 Grundfäden zieht man „gesprungen“ ein (1, 3, 2, 4), während man die Grundfäden des Effektes auf den 1. und 2. Schaft verteilt. Um die Litzen für die Schäfte zu berechnen, multipliziert man für jeden Schaft die Litzen eines Rapportes mit der Gesamt rapportzahl. Folglich kommen (von rückwärts gezählt): auf den 1. Schaft: 4 X 66 = 264 Litzen (Helfen) „ „ 2. „ 2X66 = 132 „ „ „ 3. „ 9X66 = 594 „ „ „ 4. „ wie 3. Schaft „ „ 5.U.6. „ 6 X 66 = 396 „ „ Benutzt man eine Hattersley-Schaftmaschine, so ist die Karte laut Abb. 1 zu schlagen bzw. Pflöcke zu stecken. Die Schlag patrone wird aus Gewebebild (Bindung) und Einzug abgeleitet. In folge des Sprungeinzuges werden abwechselnd der 1. und 2. — 3. laufen ließ und konnte feststellen, daß die Kunstseide die Schlichte tatsächlich in stärkerem Maße aufsog, als die Baumwolle, sodaß sie sich roßhaarähnlich anfühlte.' Durch den günstigen Ausfall des Versuches ermutigt, ließ ich eine kurze Partie schären und die Kunstseidenwalze mit den Grundwalzen gleichzeitig schlichten, natürlich ließ ich die Kunst seidenfäden fast ungebremst durch die Maschine gehen. Dies zeitigte beim Weben ein vorzügliches Resultat. Die Effektfäden müssen in diesem Falle selbstverständlich durch die bekannte Aushebevorrichtung ausgehoben werden, wenn man nicht den Grund ebenfalls in einer lockeren Bindungsart arbeiten läßt. Doch macht sich selbst der durch das Ausheben verursachte Abgang an Kunstseide bezahlt, wenn man bedenkt, daß z. B. 1 kg Kunstseide 140 den. rund 14 schwz. Frs., 1 kg von derselben Nummer, zweifach, lockere Drehung, jedoch 17 schwz. Frs. kostet und der Zwirn nur die Hälfte der einfachen Nummer ausgibt. Doch ließe sich auch der durch das Ausheben verursachte Ab fall vermeiden, wenn vor der Schlichtmaschine eine zweite Auf bäumvorrichtung angebracht würde, zwecks Aufnahme der Effekt kettenfäden. Es würde dadurch viel Zeit und Geld gespart. Auf meine diesbezügliche Anfrage bei der Sächsischen Web stuhlfabrik vorm. Louis Schönherr, welche Firma anerkannt vor-