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das Garn bereits zum Bruch, während die dickeren Fadenstücke für weitere Drehung noch aufnahmefähig wären. Je kleiner nun die Einspannlänge gewählt wird, desto gleichmäßiger wird das Fadenstück sein und desto gleichmäßiger wird sich auch der Draht über dasselbe verteilen. Hieraus ergibt sich, daß die Marschiksche Versuchs anordnung zur Ermittlung der Anfangsdrehung von Jutegarnen einwandfrei geeignet ist, wenn die Einspannlänge 200 mm beträgt. Bei Jutegarnen ist im übrigen durch die gute Faserlage, die genügende Faserlänge und durch die verhältnismäßig geringe Zahl der Fasern im Garn querschnitt auch die bisher übliche Ermittlung der Garnanfangs drehung als ausreichend genau zu bezeichnen und zwar sowohl bei einer großen, als auch bei einer kleinen Einspannlänge. D i e Genauigkeit der Mar sch ik sch en Anordnung ist keinesfalls anzuzweifeln, sofern -die Einspann länge dem Faserstoff angepaßt ist, dies zeigten auch die ausgeführten Versuche mit einer Einspannlänge von 200, 100 und 50 mm, bei welcher stets annähernd gleiche und der wirklichen Drehung entsprechende Werte gefunden wurden. Torsionsfestigkeit wie Bruchdrehung nehmen mit zunehmender Klemmenentfernung ab, wofür die Ungleich mäßigkeit des Gespinstes verantwortlich zu machen ist. Bei 50 mm Klemmenentfernung sollte bereits ein vorzeitiger Bruch eintreten, da anzunehmen wäre, daß der größte Teil der Einzelfasern bereits von beiden Klemmen erfaßt ist, beim Weiter drehen also kein Gleiten der Fasern aneinander mehr möglich ist und die Fasern selbst unter Spannung beansprucht werden. Für die gegenteiligen Untersuchungsergebnisse ist die Erklärung wahrscheinlich in der ungleichmäßigen mittleren Faserlänge im Gespinste zu suchen. Nach S o m m e r l ) beträgt die mittlere Faserlänge in einem Gespinste in der Längenklasse 300—400 mm . . 0,2% 200—300 „ . . 3,5% 100—200 „ . . 24,0% 50—100 „ . . 32,3% unter 50 „ . . 40,0% Ferner schreibt Sommer: „Die meist vorkommende Faser länge beträgt in den Kardenbändern etwa 40—50 mm, in den weiteren Verarbeitungsstufen sinkt sie infolge einer geringen Vermehrung der kurzen Fasern auf 20—30 m m.“ Bei der Feststellung der Torsionsfestigkeit und der Bruch drehung nach der Marschik-Methode tritt zunächst dasselbe ein, wie bei der Ermittlung der Anfangsdrehung. Je kleiner die Ein spannlänge ist, desto gleichmäßiger sind die Fadenstücke, da Schnitte und Noppen mehr und mehr ausgeschaltet werden. Die Durchschnitte ergeben also mit kleiner werdender Klemmenent fernung genauere, einwandfreiere und entsprechendere Werte. Bei 100 mm Einspannlänge sind bereits 27,7%, bei 50 mm 60% aller Fasern von beiden Klemmen erfaßt. Demnach dürfte bereits bei 50 mm Klemmcnabstand der Gleitungsimpuls über wunden sein und das Gespinst würde unter Spannung überdreht. Die Torsionsfestigkeit, sowie die Bruchdrehung müßte mithin bei 50 mm kleiner als bei 100 mm sein, was tatsächlich jedoch *) H. Sommer, Untersuchungen über den Einfluß des Einkarden- spiimverfahrens in der Juteindustrie auf die hergestellten Erzeugnisse und auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebssystems. Verlag von Wilhelm Knapp, Halle 1924. nicht der Fall ist. Nimmt man an, daß bei einer Einspann länge von 50 mm 50% der Fasern beiderseitig festgehalten wer den, die übrigen 50% aber nur von einer Klemme erfaßt sind, oder zwischen den Klemmen schwimmen, so könnte man wegen der geringen Schmiegsamkeit der Faser im Gespinst annehmen, daß nur die Hälfte der Fasern der Beanspruchung unterworfen sind, während die übrigen weder bindenden noch tragenden, sondern nur füllenden Charakter im Faden haben. Die Feinheitsnummer der tragenden Fasern wäre mithin 50% feiner, also statt etwa 3,6 Nmtr. bereits etwa 7 Nmtr. Und je feiner die Garnnummer, desto höher Torsionsfestigkeit und Bruchdrehung. Weitere Versuche sollten der Feststellung dienen, ob bei noch geringerer Einspannlänge die Torsionsfestigkeit auch weiterhin zunimmt. Tabelle 3 gibt die ermittelten Werte wieder. Tabelle 3. Torsionsprobe: Jutegarn. Versuchs reihe Einspann länge mm Nummer metr. Bruch drehung je m Torsions festigkeit je m Anfangs drehung je m Torsions verhältnis % 6 50 4,55 257 96 161 63,0 9 40 3,51 248 88 160 64,2 10 30 3,45 256 92 164 64,0 11 20 3,49 262 95 167 64,0 Obwohl diese Versuche mit äußerster Genauigkeit vorgenom men wurden, sind Beobachtungsfehler bei derartig geringen Ein spannlängen nicht ganz ausgeschlossen, welche, selbst wenn sie noch so gering sind, bei der Umrechnung eine nicht zu verachtende Abweichung ergeben. Trotzdem ist aus den Versuchsreihen 9 bis 11 ersichtlich, daß die Torsionsfestigkeit und die Bruchdrehung nicht mehr wesentlich zunehmen, was auf die Erfassung der größten Faserzahl schließen läßt. Die geringe Zunahme der Bruchdrehung, Torsionsfestigkeit und Anfangsdrehung dürfte auf Ungenauigkeiten beim Ablesen zurückzuführen sein, denn bereits eine Dezimale verändert durch die Umrechnung auf die Bezugs einheit 1 m die Werte bei derartig geringen Einspannlängen nicht unwesentlich. Als endgültige Werte bei einer Klemmenentfernung unter 50 mm, also beim Drehen bis zum Bruch unter Spannung ohne Gleitungsmöglichkeit können in vorliegendem Falle folgende Daten angesehen werden: Anfangsdrehung . . . 160 bei etwa Nmtr. 3,5 Torsionsfestigkeit . . 95 Bruchdrehung .... 255 Torsionsverhältnis . . 63% Da erst die Untersuchungen unter 50 mm Klemmenentfernung genügend genaue Werte über Torsionsfestigkeit und Bruchdrehung ergeben, während die über 200 mm Einspannlänge ermittelten Daten insofern nicht fehlerfrei sind, als die dünnen Stellen durch Aufnahme von Überdraht Fehlerquellen bilden, so ist die „Glei- tungs- und Spannungsdrehung“ bei Jutegarnen nach dieser Me thode nicht feststellbar. Da die Anfangsdrehung nach den Versuchen bei allen Ein spannlängen annähernd dieselbe ist, während Torsionsfestigkeit und Bruchdrehung mit zunehmendem Klemmenabstand abnimmt, so steigt sinngemäß das T o r s i o n s v e r h ä 1 n i s mit zunehmen der Klemmenentfernung. (Fortsetzung folgt.)