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Heft 2, 1926. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL INDUSTRIE. 39 fähigkeit dem Scheuereiiifluß ausgesetzt werden. Hier soll ledig lich die Wirkung des Scheuerns auf verschiedenes Material unter sonst gleichen Bedingungen gezeigt werden, man wird also für alle Arten auch die gleiche Gegenfläche nehmen, z. B. Nessel. Es gibt weiterhin auch Fälle, wo die Befolgung unseres Prin zips an der Unmöglichkeit der Ausführung scheitert. Sollen z. B. Seheueruntersuchungen an verschiedenen Linoleumsorten oder ver gleichend an Linoleum und einem Ersatzprodukt gemacht werden, dann läßt sich wohl zur Not ein Streifen des Materials plan in die Klemmen spannen, aber eine benagelte Schuhsohle, die hier als Gegenfläche zuständig wäre, um den Belastungskörper zu spannen, ist nicht möglich. In solchem Falle greift man wohl am besten zu Schmirgelleinwand von einer und derselben Sorte für die ganze Versuchsreihe. Besonderer Behandlung bedürfen Gewirke. Infolge ihrer Elastizität hat man kein Maß für die Spannung, unter der man sie in den Apparat-einspannen soll. Auch rutschen sie bei den Hin- imd Hergängen des Apparates zu sehr auf ihrer Unterlage, infolge dessen muß man den Wirkwaren eine besondere Unterlage schaffen und diese spannt man dann ein. Man schneidet Streifen von der erforderlichen Breite aus der zu untersuchenden Ware fadengerade aus und näht sie auf Nesselstreifen auf. Als Gegenmaterial nimmt man, der beschriebenen Eigentümlichkeit der Gewirke Rechnung tragend, am besten Nessel. Zwei interessante Scheuerversuche seien noch beschrieben. Es sollen zwei im Material verschiedene Stumpfstrümpfe vergleichend gescheuert werden. Es wurde, wie für Wirkwaren beschrieben, ver fahren, doch zeigte sich, daß beide Sorten eine außerordentliche Haltbarkeit aufwiesen, sodaß ein Unterschied kaum festgestellt werden konnte. Man suchte daher nach einer stärkeren Bean spruchung des Materials, um auf diese Weise evtl, einen Unter schied erkennen zu können. Die Strümpfe wurden daher naß ge scheuert, was der Tatsache entspricht, daß der Strumpf beim Ge brauch der Feuchtigkeit des Schweißes ausgesetzt ist. In dieser Hinsicht hätte man anstatt destillierten Wassers, das zur Be feuchtung verwendet wurde, sogar Zusätze der in Frage kommen den organischen Säuren erwägen können. Die ganze Naßscheue rung verlief nun folgendermaßen: Zunächst mußte der eiserne Ein satz des Sockels mit ölgetränktem Karton abgedeckt oder gegen einen hölzernen (auch messingnen) vertauscht werden (auch Über ziehen des eisernen Einsatzes mit Kollodium kommt in Frage). Man tränkte den Streifen Strumpf auf seiner Unterlage mit destil liertem Wasser, quetschte von Hand aus und scheuerte. Es ergab sich, daß der Streifen bald trocken wurde, wobei die angegriffenen Partien schrumplig wurden und ihrerseits Bahnen in den als Gegenmaterial eingespannten Nesselstreifen rissen. Diese Er scheinung machte klar, daß mit einer einmaligen Befeuchtung nichts zu erreichen war. Es wurde daher nach einer kontinuier lichen Befeuchtung getrachtet, die dem zu scheuernden Material annähernd so viel Wasser zuführen sollte, als normalerweise an der Luft und darüber hinaus infolge der Reibungswärme ver dunstet. Nach manchen Änderungen wurde diese Befeuchtung folgendermaßen durchgeführt. Die Unterlagestreifen wurden durch Auskochen leichter saugend gemacht. Nun spannte man mit dem auf der Nesselunterlage aufgenähten Untersuchungs streifen auch noch einen Streifen gutsaugendes Fließpapier um den Belastungskörper, dessen Enden soweit hervorragten, daß sie oben über diesem übereinandergelegt werden konnten. Auf die so ent standene Brücke ließ man aus einer darüber angeordneten Bürette, mit Schraubenquetschhahn und Durchgangshahn geregelt, die er forderliche Wassermenge tropfen. Von dem Fließpapier drang das Wasser durch die ausgekochte Unterlage, über die ganze Fläche gleichmäßig verteilt, in das poröse Gewirke. Sozusagen als Indikator dafür, daß die Flüssigkeit am Boden angelangt und weiterhin während des Scheuerns dort noch vorhanden war, hatte man, von außen sichtbar, ein Stückchen buntes Löschpapier zwi schen Warenstreifen und Unterlage gesteckt: je nach seiner grö ßeren oder geringeren Feuchtigkeit erschien dies dunkler oder heller. Diese Befeuchtung ergriff also nicht lediglich die Ober fläche, sondern zeichnete sich gerade dadurch aus, daß sie das ganze Material durchdrang, indem die Flüssigkeit sich durch dieses durcharbeiten mußte. Daß sie zweckentsprechend und ein wandfrei war, zeigte dann die Übereinstimmung der Ergebnisse der Untersuchungen. Ferner sei noch eine Scheuerung beschrieben, die die Vielseitigkeit der Verwendung des Müll er sehen Apparates dar tut. Es waren zwei Sorten Kordel, die für Webgeschirre Verwen dung finden sollten, auf ihre Reibfestigkeit zu prüfen. Man ver wendete zu dieser Prüfung an Schnüren vielfach wohl die zu einer entsprechenden Apparatur umgearbeitete Schmirgelscheibe. Er fahrungen mit einer solchen zeigten aber, daß die Schnüre sehr bald einen polierten Reif auf deren Umfang ziehen, der die Wirk samkeit des Scheibenmaterials vermindert, abgesehen davon, daß die zu prüfende Schnur einen unnatürlichen Zug in der Drehrich tung der Scheibe erhält und unter Umständen zu vibrieren beginnt. Für die Untersuchung auf dem Müller sehen Apparat wurde als Gegenfläche auch Schmirgel in Gestalt von feinem Schmirgel papier genommen. Die Fäden wurden in die horizontale Ein spannvorrichtung genommen, das Schmirgelpapier um den Be lastungskörper gespannt. Bei der zunächst gegebenen Anordnung, die Fäden einfach gerade von Klemme zu Klemme, d. h. in der Scheuerrichtung einzuspannen, ergab sich das Vermutete, nämlich daß diese ebenfalls unwirksam werdende polierte Riefen in das Schmirgelpapier zogen. Daher wurde die Richtung der Fäden zur Scheuerrichtung verändert. Es wurden je zwei Fäden eingespannt und diese durch zwei ungleich lange Stäbchen, die an den beiden Enden der Fäden zwischen diese gespannt wurden, aus ihrer zu einander und zur Scheuerrichtung parallelen Lage gebracht. Bei dem nunmehrigen Scheuern zeigt sich weder ein Einschneiden in das Schmirgelpapier noch ein Polieren desselben. Um bei mehreren Versuchen immer die gleichen Bedingungen zu haben (das wäre, abgesehen von der Spannung, die immer die gleiche ist, einesteils der gleiche Winkel zur Scheuerrichtung und andererseits unver brauchtes Schmirgelpapier) verfährt man folgendermaßen: Man stellt sich je zwei Stück Stäbchen von J / 2 —4 cm, jedes 1 /i cm länger als das vorhergehende her und wählt dann zum Auseinan derhalten der Fäden, wie oben beschrieben, je 2 Stäbchen mit 2 cm Unterschied in der Länge, also z. B. Stäbchen von 3 1 / 2 cm und Stäbchen von l x /2 cm Länge. Mit den Stäbchen 2—4 cm bzw. 0—2 cm kann man 5 Scheuerungen vornehmen. Auf diese Weise zeigt das Schmirgelpapier nach dem Scheuem zwei Partien Scheuerstreifen, die unter sich parallel verlaufen und die beide zur Scheuerrichtung den gleichen Winkel bilden. Schließlich sei noch einer Verwendung des Scheuerapparates Erwähnung getan, die außerhalb seines eigentlichen Aufgaben kreises liegt. Man kann mit ihm die im allgemeinen von Hand nach Vorschriften vorgenommene Bestimmung der Reibecht heit von Färbungen ausführen. Reibt man allerdings nur die planen Scheuerflächen gegeneinander, so bemerkt man kein Abfärben des gefärbten Stoffes auf dem weißen. Man muß, der Wölbung des Fingers beim Handversuch entsprechend, der einen Reibebene ein kalottenartiges Stück Gummi oder etwas ähnlich Elastisches auflegen. Die gleiche Zahl- Hin- und Hergänge wird für verschieden echt gefärbte Ware verschieden tiefe Farbstreifen auf der weißen Ware hinterlassen. Der Scheuerapparat ist vor kurzem in einem neuen Modell er schienen und wird von der Firma H u g o K ey 1, D r es d e n, ge baut.