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5616 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Amtlicher Teil. ^ 106, II. Mai 1S10. Herr Artur Seemann-Leipzig: Hochgeehrte Herren! Ich fühle sehr den Wert der Auszeichnung, die darin liegt, daß Sie mich an eine hervorragende Stelle im Buchhandel berufen haben. Ich fühle aber zugleich den schweren Druck der Ver antwortung, der auf denjenigen gelegt wird, der an dieser Stelle steht. Wer wie ich feit Jahrzehnten in verschiedenen Ausschüssen des Börsenvcrcins gewirkt hat, hat überall die mächtige Einwirkung des Börsenvereinsvorstandes aus alle diese einzelnen Organe gespürt und hat immer größeren Respekt bekommen vor der Arbeit, die an dieser Stelle geleistet wird. Noch heute haben wir aus dem Munde des verehrten Herrn Vorsitzenden gehört, daß die Arbeitslast der Geschäftsstelle von Jahr zu Jahr zunimmt, und wer ein Amt in dem Vorstand annimmt, weiß, daß er da sehr viel zu tun haben wird. Ich hoffe, daß es mir möglich sein wird, dem großen Vertrauen, daß Sie in mich setzen, zu entsprechen; ich danke Ihnen und nehme die Wahl gern an. (Bravo.) Vorsitzender Herr vr. Vollert: Meine Herren! Ich begrüße auch Herrn Seemann als neugewähltes Mitglied des Vorstandes. Herr Seemann hat, wie er uns eben selbst gesagt hat, in verschiedenen Ausschüssen des Börsenvcrcins mitgearbeitet, und besonders in den letzten Jahren an den schwebenden Aufgaben des Vereinsausschusses, an der Schaffung der neuen Verkehrsordnung. Wir kommen Herrn Seemann mit vollstem Vertrauen entgegen, und ich habe die feste Überzeugung, daß der Vorstand in ihm ein arbeitsfreudiges, verständnisvolles und liebes Mitglied gewinnen wird, ich heiße Herrn Seemann herzlich willkommen. (Bravo.) In den Rechnungsausschuß ist gewählt Herr Emil Opitz-Güstrow mit 863 Stimmen; ich frage, ob er die Wahl annimmt. Herr Emil Opitz-Güstrow: Ich nehme die Wiederwahl dankend an. (Bravo.) Vorsitzender Herr vr. Vollert: Ferner ist in den Rechnungsausschuß gewählt Herr Alfred Staackmann-Leipzig mit 872 Stimmen. Ich frage, ob er die Wahl annimmt. (Wird bejaht.) Ferner ist in den Rechnungsausschuß gewählt Herr Hans Lichtcnhahn-Basel mit 875 Stimmen. Er ist, wie ich höre, nicht anwesend. Herr Alexander Francke-Bern; Herr Lichtenhahn ist nicht in Leipzig, ich glaube aber, in seinem Namen erklären zu dürfen, daß er die Wahl mit Dank annimmt. Zum Wahlausschuß sind zwei Wiederwahlen erfolgt: Herr Alexander Francke-Bern mit 867 Stimmen, Herr Kommerzienrat Otto Nauhardt mit 866 Stimmen. (Die Gewählten nehmen die Wahl dankend an.) In den Verwaltungsausschuß des Deutschen Buchhändlerhauses sind gewählt: Herr H. G. Wallmann mit 868 Stimmen, Herr K. F. Kochler-Leipzig mit 865 Stimmen, ' Herr Fr. Lampe-Vischer-Leipzig mit 866 Stimmen, Herr Carl Linnemann-Leipzig mit 869 Stimmen. (Herr Wallmann und Herr Koehler sind nicht anwesend, Herr Lampe-Vischer und Herr Linnemann erklären, daß sie die Wahl dankend annehmen.) Meine Herren, damit sind die Ämter im Vorstand und in den Ausschüssen wieder besetzt, und ich möchte de» Herren, die in die Ausschüsse gewählt sind, bestens dafür danken, daß sic die Wahl angenommen haben, insbesondere aber auch den Herren, die aus einem Ausschuß ausscheiden: Herrn Georg Thieme-Leipzig, Herrn Wilhelm Crayen-Leipzig und Herrn Theodor Weicher-Leipzig für die dein Börsenverein in den von ihnen bisher verwalteten Stellen geleisteten Dienste herzlich danken. Meine Herren, wir sind damit am Schluffe unserer Geschäfte angelangt, und ich erteile noch das Wort Herrn Hartmann-Elberfeld, der sich dazu gemeldet hat. Herr Bernhard Hartmann-Elberseld: Meine Herren! Gestatten Sie mir noch einige wenige Worte. Mit dem heutigen Tage schließt die Tätigkeit unseres verehrten Herrn Vorstehers Or. Vollert, und es ist wohl uns allen ein Be dürfnis, ihm für die aufopferungsvolle Tätigkeit, die er in den drei Jahren geleistet hat, unseren herzlichsten Dank auszu sprechen. (Bravo.) Als Herr vr. Vollert vor drei Jahren das Amt eines ersten Vorstehers übernahm, sprach er die Worte aus: »Der Buchhandel kann nur gedeihen, wenn seine einzelnen Zweige im Frieden und Eintracht miteinander arbeiten; niemals werden wir einen gedeihlichen Fortschritt im Kampf gegeneinander, sondern nur im gemeinschaftlichen Streben miteinander er ringen«. Nun meine Herren, ich fordere Sic alle als Zeugen auf, daß Herr vr. Vollert nicht nur diese Worte geredet hat, sondern daß er in den darauffolgenden drei Jahren getan hat, was er uns vor drei Jahren versprach. Diesem Mit einanderarbeiten ist seine Tätigkeit gewidmet gewesen. Wenn ich es in ein Wort fassen soll, so muß ich sagen: Die ihm eigene Herzenswärme ist es gewesen, die es ermöglicht hat, daß in diesen drei Jahren der Börsenverein Erfolge errungen hat, wie sie einzig in ihrer Art dastehen. Meine Herren, ich erinnere Sie daran, daß eine Verkaufsordnung geschaffen worden ist, daß wir heute eine Verkehrsordnung neu festgesetzt haben; ich erinnere Sie daran, daß heute etwas beschlossen worden ist, was seit 25 Jahren alle Vorstandsmitglieder erhofften, aber niemals haben durchsetzen können, nämlich den so genannten »Verlegerzwang- in die Satzungen hineinzubringen. (Bravo!) Wer die beiden Bände unserer Publikation: «Die Rcformbewegung im Deutschen Buchhandel« gelesen hat, wird verstehen, was ich meine. Meine Herren, wem ver danken wir es, daß die gesamten Verleger diesem zugcstimmt haben? Wir verdanken es dem Vertrauen in die Tätigkeit des Vorstandes des Börsenvereins, von dem alle überzeugt sind, daß er diese großen Verpflichtungen maßvoll ausführen wird. In diesem Sinne ist unser verehrter Vorsteher vr. Vollert tätig gewesen und hat durch die ihm eigentümliche Herzens - Wärme, wie ich noch einmal betonen möchte, alle für sich gewonnen. Verehrter Herr Or. Vollert, wenn Sie heute aus dem Amt scheiden, so können Sie sich sagen, daß Sie nicht einen einzigen Feind während Ihrer Tätigkeit sich errungen haben (Bravo!), wohl aber Freunde überall, Freunde auch bei den sachlichen Gegnern, die Ihnen vielleicht entstanden sind; Ihnen persönlich ist man ein Freund geworden; so fühlen wir alle zu Ihnen, nicht ich allein, der ich den Vorzug hatte, mit Ihne» im Vorstand arbeiten zu dürfen; wir alle fühlen, daß ein Freund von uns und von dem Amt scheidet, und diesem Gesühle wollen wir Ausdruck leihen, indem wir uns von unseren Plätzen erheben und ausruscn: Es lebe unser lieber vr. Vollert! (Dreimaliges Hoch. Lebhafter anhaltender Beifall.)