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^ 106, 11 Mai 191». Amtlicher Teil. aus dem Börscnvercin der Deutschen Buchhändler zu Leipzig wegen fortgesetzter Veröffentlichung und Ver breitung unzüchtiger Schriften, Abbildungen und Ankündigungen gemäß Z 8 Absatz 2 Ziffer 2 der Satzungen beschließen. Dieser Punkt ist dadurch erledigt, daß das frühere Mitglied Herr Carl Wilhelm Stern in Wien freiwillig seinen Austritt aus dem Börsenverein erklärt hat; wir haben also keine Veranlassung mehr, uns mit diesem Antrag zu beschäftigen. Wir kommen dann zu dem letzten Punkt der Tagesordnung: 12. Neuwahlen: Es sind zu wählen: Vorstand: Der erste Vorsteher an Stelle des Herrn vr. Ernst Bollert-Berlin; der zweite Vorsteher an Stelle des Herrn vr. Erich Ehlermann-Dresden. Rechnungs-Ausschuß: Drei Mitglieder an Stelle der Herren Emil Opitz-Güstrow, Georg Thieme-Leipzig und Arnold Huber-Fraucnseld. Wahl-Ausschuß: Zwei Mitglieder an Stelle der Herren Alexander Francke-Bern und Kommerzienrat Otto Nauhardt-Leipzig. Verwaltungs-Ausschuß: Vier Mitglieder an Stelle der Herren Wilhelm Crayen-Leipzig, Theodor Weicher- Leipzig, Alfred Staackmann Leipzig und Heinrich Wallmann-Leipzig. Nach der Feststellung des Wahlausschusses sind bei den heutigen Wahlen abgegeben worden 238 Stimmzettel mit 885 Stimmen; die absolute Mehrheit beträgt 443. Zum ersten Vorsteher des Börsenvcreins ist Herr Kommerzienrat Karl Siegismund-Berlin mit 807 Stimmen ge wählt worden; ich frage Herrn Kommerzienrat Siegismund, ob er die Wahl annimmt. Herr Kommerzienrat Karl Siegismund-Berlin: Meine Herren! Bereits vor drei Jahren, als unser allverehrter, lieber Freund und Kollege vr. Bollert sein Amt als Nachfolger von Albert Brockhaus übernahm, gab er uns die Erklärung, daß er nicht länger als drei Jahre sein Amt zu führen i» der Lage sei. Alle unsere Überredungskunst, ihn von diesem Entschluß zurückzubringen, ist vergebens gewesen. Nachdem auch der zweite Vorsteher, der Wohl in erster Linie dazu berufen gewesen wäre, an die Stelle des ersten Vorstehers zu treten, aus Gesundheitsrücksichten glaubte, eine Kandidatur nicht annehmen zu können, habe ich cs für meine Pflicht erachtet, trotzdem ich bereits fünf Jahre ein Vorstandsamt be kleidete, dem Ansuchen des Wahlausschusses nicht weiter zu widersprechen, und habe mich bereit erklärt, mich zur Wahl stellen zu lassen. Meine Herren, Sie sind dem Vorschläge des Wahlausschusses beigetreten, Sie haben mich gewählt, ich kann Ihnen nur für dieses Vertrauen, das Sie in meine Person setzen, und für die Ehre, die Sie mir damit bewiesen haben, den herzlichsten Dank aussprechen. Ich erkläre ferner, daß ich bereit bin, die Wahl anzunehmen und den Vorsteherposten zu übernehmen. Meine Herren, verlangen Sie in der vorgerückten Stunde nicht, daß ich Ihnen ein Programm entwerfe. Die Anschauungen, die ich über die einzelnen Fragen im Buchhandel habe, sind Ihnen bekannt; sic werden von dem weitaus größten Teil unserer Kollegen geteilt, von einer geringeren Minderheit bekämpft. Der Weg den ich als erster Vorsteher zu gehen habe, ist mir klar vorgezeichnct. Der Gedanke, der im Börsenverein zum Ausdruck gebracht ist, der in den Satzungen und in den Ordnungen in erster Linie steht, der ist nach jeder Richtung hin und voll zu bewahren. In unserer Organi sation sind die Grundlagen enthalten für die Existenz des Deutschen Buchhandels, und diese Grundlagen bilden ein lebens kräftiger Verlag, ei» leistungsfähiges Sortiment. Ohne einen lebenskräftigen Verlag kann ein deutscher Sortimentsbuch handel nicht bestehen, ohne ein leistungsfähiges Sortiment muß der deutsche Verlagsbuchhandel zugrunde gehen. Meine Herren, es gibt Wohl keinen Beruf, in welchem so scharf abgegrenzle Interessengruppen sich vereinigen, wie im Börsenverein Verlag und Sortiment. Die beiderseitigen Interessen abzuwägen, jedem das zukommen zu lassen, was ihm gebührt, beide Teile unter einem Dache als eine friedliche, nebeneinander wohnende Familie leben zu lassen, das wird meine erste Auf gabe sein, und ich weiß mich darin eins mit meinen Kollegen im Vorstande. Ich bitte, meine Herren, das Vertrauen, das die überaus große Mehrheit heute in meine Person gesetzt hat, mir auch weiter zu bewahren, und ich hoffe, es wird der Börsenverein in den alten Bahnen von Albert Brockhaus und Bollert weiter geleitet werden können, (Lebhaftes Bravo und Händeklatschen.) Vorsitzender Herr vr. Vollert: Ich begrüße Herrn Kommerzienrat Siegismund in Ihrem Namen und im Namen des Vorstandes herzlich als neugewählten ersten Vorsteher des Börsenvereins. Meine Herren, wir kennen Herrn Siegis mund und wissen, was wir von ihm zu erwarten haben, und so sage ich nichts weiter als: wir danken ihm im Namen des Börsenvereins, daß er das verantwortungsvolle und arbeitsreiche Amt angenommen hat und bereit ist, für drei Jahre an die Spitze des Börsenvereins zu treten und damit die Geschicke des Börsenvereins und des deutschen Buchhandels zu leiten. Wir haben die feste Zuversicht, daß es zum Heil und Segen des Börsenvereins und des deutschen Buchhandels sein wird. (Bravo!) Als zweiter Vorsteher ist Herr vr. Erich Ehlermann-Dresden mit 874 Stimmen gewählt worden. Ich frage ihn, ob er bereit ist, die Wahl anzunehmen. Zweiter Vorsteher des Börsenvcreins, Herr vr. Erich Ehlermann-Dresden: Meine Herren! Ich danke aufrichtig für das große Vertrauen, das Sie mir bekunden, und erkläre mich bereit, die Wahl auf ein Jahr anzunehmen. (Bravo.) Vorsitzender Herr vr. Vollert: Meine Herren! Wir freuen uns herzlich, daß Herr vr. Ehlermann-Dresden noch ein Jahr im Kreise des Vorstandes wirken wird. Wir Vorstandsmitglieder wissen, wie unentbehrlich er uns ist, und ein wie lieber und werter Kamerad er uns ist, das möchte ich hier aussprechen. Herzlichen Dank, Herr Doktor, daß Sie noch bei uns bleiben. (Bravo.) Zum ersten Schriftführer ist Herr Artur Seemann-Leipzig mit 842 Stimmen gewählt. Ich frage, ob Herr See mann bereit ist, die Wahl anzunehmen. 7SK»