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— wie auch die in dem genannten Aufsatz ebenfalls besprochene Dorfwüstung Gersdorf mit vergleichbarem Material — in unmittelbarer Nähe der Stadt Walden burg liegt, ist die Burg Greifenstein 35 km von ihr entfernt. Die Distanz zu dem nordböhmisch-ostsächsischen Produktionsgebiet ist noch erheblich größer. Der Greifenstein war bis 1439 Waldenburger Besitz (s. unten). Es können also engere Bindungen an die Stadt Waldenburg vorausgesetzt werden, und die Herkunft dieser speziellen Keramik aus diesem Gebiet erscheint zumindest eher möglich als eine Herleitung aus Böhmen. Außerdem scheint ein nicht unwesentlicher Unter schied zu der nordböhmisch-ostsächsischen rotbemalten Ware darin zu bestehen, daß bei dieser relativ häufig der gesamte Gefäßkörper bemalt ist. Die Bemalungen der Gefäße sowohl vom Greifenstein als auch der vom Ullersberg und aus der Wüstung Gersdorf dagegen reichen nie über die Mitte nach unten. Bei der großen Fundmenge vom Greifenstein läßt das wohl den Schluß zu, daß es Gefäße mit bemaltem Unterteil im Produktionsspektrum der hiesigen Töpfer nicht gab. Ein weiterer auffälliger Unterschied besteht bei der Verzierung der Krughenkel. Im nordböhmisch ostsächsischen Keramikinventar sind diese relativ häufig mit dicht nebeneinanderlie genden Querstrichen bemalt, eine Verzierungsart, die in unserem Fundgut überhaupt nicht vorkommt. Weitere Aussagen über den Dekor zu machen, ist insofern schwierig, weil das vergleichsweise wenige Fundmaterial vom Ullersberg und aus Gersdorf nicht ausreicht, um sichere Feststellungen treffen zu können, zumal dort die Funde nur bis zum Ende des 14. Jh. (vor 1390) reichen, während der Greifenstein bis in die erste Hälfte des 15. Jh. bestand (s. unten). Festzuhalten ist aber, daß die girlandenförmigen Bemalungen im dortigen Fundmaterial ebenso wenig vorkommen wie das Gitter motiv. 8 Ein wichtiges Indiz für Waldenburger Herkunft ist jedoch der stark taillierte Krug (Abb. 13,4). Derartige Krüge werden allgemein nach Waldenburg gewiesen (Billig 1963, S. 362; Mechelk 1968; Fleischer et al. 1991, S. 32f.). Die entscheidenden Hinweise geben die Fragmente des qualitätvollen Steinzeuges mit den typischen Verzierungselementen. Bereits G. Billig (1963, S. 362) und H. W. Mechelk (1968, S. 505 f.) vermuteten bei diesem die Herkunft aus Waldenburg, und die Grabungen auf dem Ullersberg bei Wolkenburg scheinen diese Mutmaßung zu stützen (Fleischer et al. 1991, S. 36f.). So wird man aufgrund der formalen Übereinstimmungen bei der Keramik und der historischen Bindungen des Greifensteins an Waldenburg in der Frage nach der Herkunft des besprochenen Fundgutes am ehesten an den Raum um Waldenburg denken müssen. 7 Herrn Dr. G. Oettel, Dresden, sei für Auskünfte zu Neufunden rotbemalter Irdenware im Gebiet um Zittau bestens gedankt. 8 Ein kleiner Krug des 14. Jh. mit Gittermotiv wurde aus einem verfüllten Bergbauschacht in Freiberg geborgen (freundl. Mitteilung von Herm Dipl.-Hist. U. Richter, Freiberg). Abb. 14 (nebenstehend). Ehrenfriedersdorf, Burg Greifenstein. Steinzeug, z. T. mit roter Bemalung. 1:2. 237