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Krüge und Tassen mit Kegelhals (Abb. 8,1,4,5, 23,7,6), Tassen „mit niedrigem abgesetztem Hals“ (Abb. 9,1,5,7, 25,5), verzierte Spitzkännchen mit Standfläche (Abb. 10,8,10,24,2), Doppelgefäße (Abb. 10,7 7,24,7), Henkelschalen (Abb. 10,1,11,5,8, 23,7), S-Profil-Schalen (Abb. 7,7?) und die Palette der „konischen“ Schalen verschiedener Randprofilierung (Abb. 11,1 — 3,6—7, 24,8—9). Diese muß im folgenden ebenso differenziert werden wie die „reiche Verzierung“ der meisten Gefäße mit Kanneluren-, Rillen- und Dellendekor sowie Graphitierung und Glättmustern. Das Bautzener Inventar umfaßt damit nahezu das ganze Spektrum der für die Stufe I a genannten Leitmerkmale. Wenn einige — weniger häufige — Gefäßtypen nicht vertreten sind (etwa Omphalosschalen mit abgesetztem Hals, Koppelungsgefäße, frühe Ofenmodelle), beruht das sicherlich auf Zufall. Das gilt hingegen nicht für das Ausbleiben aller in Stufe I b neu hinzutretenden gängigen Formen (unverzierte Kegelhalsamphoren und -tassen, Miniaturspitzkannen, Schalen mit kräftig eingebogenem Rand). Ob der bis auf vier Dellengruppen unverzierte Topf (Abb. 7,7) gar erst in Ic in die Grabgrube eingesetzt worden ist, 54 erscheint fraglich, denn er enthielt keinen Leichenbrand und zeigt ansonsten frühes Gepräge. Einem flüchtig gearbeiteten Henkelnäpfchen (Abb. 10,7) kommt als Vertreter der seit Stufe I b zögernd einsetzenden Miniaturkeramik (Buck 1979, S. 129 f., 133 f.; vgl. schon Kropf 1938, S. 183) ebensowenig chronologische Bedeutung zu, da es nur durch eine Streuscherbe überliefert ist. Anders muß dagegen der „Pokal“ (Abb. 10,9, 24,3) eingeschätzt werden. Das in dieser Form unikate Ofenmodell, bei dem gewissermaßen Teller, Ofen und Schale miteinander verschmolzen sind, gehört in die Gruppe der einteiligen Tonöfen, die grob gearbeitet und nicht funktionstüchtig sind, also für den Grabgebrauch hergestellt wurden. Sie werden als „etwas jünger“ (ab Ib) angesehen (Buck 1979, S. 37, 124f.; z. B. 1977, Taf. 56,41—6). Stimmt unsere Befundrekonstruktion (Abb. 3), könnte dieses Gerät tatsächlich nachträglich außerhalb der Grabkammer dem Boden anvertraut worden sein. Der chronologische Test fällt also im großen ganzen positiv aus. Allerdings erweisen sich die aufgelisteten „wesentlichen Merkmale und Leitformen“ für eine Einordnung in eine bestimmte Zeitphase im Einzelfall nur begrenzt als tauglich, da sie — allmählich zurücktretend und dabei gewissen Veränderungen unterliegend — oft noch lange fortgelebt haben. So läßt sich etwa im ostthüringischen Dreitzsch der Billendorfer Einfluß, der dort auf einen vergleichweise engen Horizont in der entwickelten Hallstattzeit beschränkt geblieben ist, nicht zuletzt an nachlebenden Elementen der Frühzeit darstellen (Simon 1993). Ob man deshalb über die allgemein akzeptierte Zweiteilung der Billendorfer Kultur in einen älteren (HC1-D1) und einen jüngeren Abschnitt (HD2-LC) 55 hinaus auf weitere Differenzierungen verzichten muß, steht dahin. Die Buck’sche Feingliederung läßt sich ja prinzipiell nachvollziehen. Nur gehören zu den 54 Nach Buck (1973b, S. 400; 1979, S. 37, 116f.) kamen solche Gefäße erst „gegen Ende der älteren Stufe auf“; junges Beispiel: ders. 1977, Taf. \,A 1. 55 Buck 1979, S. 35 ff.; Peschel 1988, S. 56f., Anm. 14; 1990. Eine solche Grobgliederung, die sich auf wenige überregionale Metallformen, vorzugsweise Nadeln, stützt, wird auch für andere Früheisenzeitgruppen bevorzugt; vgl. Karl Peschel 1976, S. 94f., Abb. 1; Tor- brügge 1988, S. 281, 291.