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die ältere Billendorfer Kultur gelangt (vgl. Buck 1979, S. 111). Hier war ihm freilich keine Zukunft beschieden.39 Das einzige genauer datierte Exemplar aus dem Böhmischen Becken von Planany gehört gleichfalls in den Beginn der Hallstattzeit (zuletzt Wesse 1990, S. 129 f., 190). Dennoch sollte einem so weitverbreiteten und langlebigen Typus wie dem Ärmchenbeil generell „kein Leitformcharakter für die Stufe Ha C zugeschrieben werden“ (ebenda, S. 143ff.,bes. 168,181). Die meisten osthallstättischen Varianten „reichen noch in die jüngere Hallstattzeit hinein“, ohne daß ihr Auslaufen exakt zu fixieren wäre (ebenda, S. 166 ff., 181, Abb. 55). Dazu gehört auch unser Stück, das ungeachtet der Nackengestaltung wohl dem Typ HUB mit leicht trapezoidem Blatt bei geringer Gesamtgröße zugeordnet werden kann (vgl. Abb. 20,2). Seine Verbreitung beschränkt sich „auf den Einzugsbereich der Oder, wobei der Schwerpunkt um das Gräberfeld Gorszewice zu finden ist“ (ebenda, S. 77, Abb. 19, Taf. 26). Wir gewinnen damit ein zusätzliches Argument für eine Anbindung des Bautzener Beiles an den Osten. Weiter westlich begegnet das Ärmchenbeil als Fremdling noch einmal in dem ,international* zusammengesetzten Hortfund von Rabis/Zöttnitz („Schlöben“), Lkr. Jena, nunmehr in bereits junghallstättischer Umgebung (Simon 1972, Taf. 64,6; Wesse 1990, Taf. 36,4).40 Vor allem in den Peripherräumen, nächstens in Südböhmen, Nieder- und Nordostbayern einer- sowie vielleicht im Odermündungsgebiet andererseits, ist mit einem Weiterleben bis tief in die Stufe Hallstatt D, wenn nicht gar Latne A, zu rechnen. 41 Die osthallstättischen Ärmchenbeile gelten gemeinhin als Streitäxte. Zwar läßt sich die Entscheidung, ob .Werkzeug oder Waffe*, nicht a priori fallen; gleichwohl 39 Schon im Verlaufe der Stufe HC wurde das Ärmchenbeil in der Billendorfer Kultur vom Tüllenbeil abgclöst; vgl. Buck 1979, S. 111; Peschel 1981, S. 549; Buck 1982, Abb. 5; Gedl 1991, S. 31 ff. 40 A. Wesse (1990, S. 159 f.) plädiert wegen der Eisengeräte, die „als Ha C-Typen anzuspre chen“ seien, für eine „Übergangsdatierung" HC/D, jedoch können am jüngerhallstattzeit lichen Alter des Hortes keinerlei Zweifel bestehen. Seine Spätdatierung (Simon 1971, S. 824; 1972, S. 100) gründete sich auf Lokalformen wie die Barrenringe und deren Position innerhalb der Ostthüringer Früheisenzeit (Stufe Dreitzsch E). Die meisten Gegenstände, einschließlich des Hohlwulstes und der Halsringe mit Pilzknopfenden, sind für eine genauere Bestimmung nämlich wenig geeignet, und auch die Verknüpfung mit der Stufe HD1 mittels der beiden singulären Tonnenarmbänder über Grab 15 von Beilngries, Im Ried-Ost (Peschel 1980, S. 44 ff.; 1981, S. 552, Anm. 22), bleibt anfechtbar (Wesse ebenda). Dessen ungeachtet erscheint die Korrektur akzeptabel, u. a. über das vergleichbare Tonnenarmband in Grab 711 von Hallstatt (Wesse 1990, S. 160) sowie über die Ostthüringer Barrenringe im Hortfund von Calbe (Hoffmann 1959, S. 223, Taf. 39,8—9), welche deren frühere Herstellung erweisen. Außerdem ist nicht auszuschließen, daß Dr. E bereits mit HD1 korrespondiert hat. 41 Vgl. Wesse 1990, S. 180, Kt. 19: Vräz bei Pisek, Rabis/Zöttnitz, Brzesko bei Szczecin (zu letzterem Hortfund vgl. aber Gedl 1991, S. 31). Das Beil von der Gelben Bürg bei Dittenheim (Kersten 1933, S. 99) dürfte in den dortigen späthallstättischen Siedlungshori zont gehören, das Straubinger Beil (Krämer 1952, S. 259, Abb. 3,3) stammt — jedoch vielleicht sekundär lagernd — aus einer LA-Siedlung. Ein weiteres, undatiertes Ärmchen beil wohl aus Oberfranken, vielleicht aus dem „Hauptsmoor“, einem Walde südöstlich von Bamberg, publizierte G. Neumann (1954/55, S. 454, Abb. 4,24). Zum Fortleben einiger Ärmchenbeilvarianten bis ins 5. und 4. Jh. v. Chr. vgl. Wesse 1990, S. 168, Abb. 55.