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allgemeines Ausweichen auf Ersatzmaterialien hinweisen, das gerade für die Billendorfer Kultur in vielfältiger Weise bezeugt ist (zuletzt Coblenz 1990). An weiteren Schmuckresten fanden sich im Leichenbrand außer zwei Fragmenten eines Ringleins aus kantigem Bronzedraht (Abb. 4,7, 13,3) übereinander liegend und miteinander versintert drei geschlossene Eisenringe ebenso geringen Durchmessers mit rundlichem Querschnitt (Abb. 4,4, 13,6). „Nach den Nadeln die häufigste Metallbeigabe in Billendorfer Gräbern“, kann über den Zweck solcher kleinen Ringe natürlich nur spekuliert werden (Buck 1979, S. 141; Peschel 1990, S. 38 f.). Der im Leichenfeuer konservierte Verband paßt weder zur herkömmlichen Deutung als Fingerring (z. B. Oberhofer 1960, S. 79; zuletzt Coblenz 1990, S. 5 ff.) noch etwa als Kleiderbesatz. Möglicherweise haben unsere Ringe einen schmalen Stoffgürtel zusammengehalten, wofür der einseitige Abdruck quer verlaufender textiler Strukturen im Rost sprechen könnte (Abb. 4,4,13,6). Im ostthüringischen Dreitzsch fanden sich entsprechende Ringe aus Bronze, freilich einzeln, mehrfach in ,männlichen“ Inventaren (z. B. Simon 1972, Taf. 17,6, 21,13, 25,2), und auch im Hallstattbereich sind ihre Pendants schon als „Gürtelbestandteile“ angesehen worden (z. B. Berg 1962, S. 11; Kossack 1970, S. 78,94, 121). 28 Metallhaken wären jedenfalls nicht unbedingt vonnöten (anders Peschel 1990, S. 39). Angesichts des in derselben Urne gefundenen Knebelrestes ist aber vielleicht eher an ihre Verwendbarkeit am Zaumzeug zu denken. Die Bündelung dreier Ringe mittels eines Bandes legt Vergleiche mit den an Riemen aufgehängten „Ringklappern“ früher böhmischer und bayerischer Pferdegeschirrfunde nahe (Torbrügge 1979, S. 132, z. B. Taf. 89,5—9; Dvorak 1938, Abb. 40,7—4). Ein derartiges wie gewöhnlich allerdings in einem vierten Ring gefaßtes Gehänge findet sich noch in dem HD-Hortfund von Leipzig-Wahren (Peschel 1980, S. 47, Abb. 11). Zur persönlichen Habe des Verstorbenen gehörte ferner ein Rasiermesser aus Eisen. Stark korrodiert und nur als Bruchstück überkommen, läßt sich dennoch die übliche Trapezform erschließen (Abb. 4,2, 13,2). Auf der einen Seite ist im Rost entlang dem Rücken der Abdruck einer glatten Auflage mit krempenartigem Unter rand erhalten, der vielleicht von einer Schäftung oder einem Futteral herrührt. 29 In der Billendorfer Kultur sind solche Messer (wie überhaupt Toilettegerät) verhältnis mäßig selten, vornehmlich aus dem älteren Abschnitt, überliefert (Kropf 1938, S. 132f.; Buck 1979, S. 143, 203; Peschel 1981, S. 548 f.), jedoch handelt es sich um eine vorwiegend im nördlichen Mitteleuropa weit verbreitete Form bronzezeitlicher Tradition (u. a. v. Brunn 1939, S. 32f.; Baudou 1960, S. 38; Tackenberg 1971, S. 137, 139 f.; Gedl 1991, S. 43, 46). Der Schwerpunkt ihres Gebrauchs liegt im Saalegebiet entgegen W. A. v. Brunn (1939, S. 34), der die Mehrzahl der vierten Hallstattstufe zuordnete, in der frühen bzw. älteren Hallstattzeit 30 und folgt darin den wenigen 28 Vgl. auch jüngere Entsprechungen: z. B. Hachmann 1950, S. 40; Behrends 1968, S. 38; Keiling 1969, S. 42. 29 Vgl. den Gewebeabdruck auf einem Trapezmesser von Gubin-Choiny: Jentsch 1894, S. 312 f., Taf. 4,5; Buck 1979, S. 143. 30 Z. B. König 1926, Abb. 31; Hoffmann 1948, Abb. 4,3, 6,8; Laser 1956, Abb. 4a; Koberstein 1964, Abb. 10 m, 12 e, 14k (jünger); Simon 1972, Taf. 37,2.