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92 Schauspiels versunken, als Anna zusanimenschreckte. Lame Hilferufe nach der Polizei erschollen aus den Gartenanlagen der Promenade. Henkel eilte instinktiv nach der Richtung, von wo die Rufe ertönten. Anna folgte zagend. In der Mitte eines kleinen gärtnerischen Schmuckxlatzes fanden sie zwei be- betrunkene Arbeiter, die sich mit den Hilferufen nur einen Jur machten. Schorr trabten die Trunkenen lachend davon, um an eiircr anderen Stelle der Promenade ihren Spaß zu wieder holen. Hier wurden sie aber von zwei unvermutet auftauchendcn Schutzleuten erwischt und mit Gummischläuchen bearbeitet. Hen kel hörte die Schläge deutlich herüberklatschen. Die spaßhaft veranlagten Ruhestörer rissen indessen aus und liefen zurück. Erst in der Rähe des jungen Paares stellten sie ihr Laufen ein, um prustend vor Lachen die geschlagenen schmerzhaften Stellen ihres Körpers zu reiben. vor dem Hause, in dem Kuhlemanns wohnten, schieden Henkel und Anna voneinander mit einem Kusse. Der Redakteur mußte versprechen, sich am nächsten Tage nachmittags zum Kassee einzufinden. Henkel stolperte nun allein auf dem holprigen Pflaster nach seinem Hotel, das er nicht verfehlen konnte, wenn er dein Straßenbahngeleise folgte. So hatte ihn Anna belehrt. Der Schein der Hochofenfeuer, der bei dem nebligen Wetter besonders stark war, beleuchtete seinen Weg wie ein gespenstisch flackerndes Nordlicht. <Lr achtete aber nicht mehr darauf. Sein Sinnen wurde nur noch von der fixen Idee beherrscht: Sie muß ganz und allein die Deine werden. Sie liebt dich und du sie, und eine so große, gewaltige Liebe wirkt wie eine höhere Naturgewalt, vor ihr zerbröckelt das ältere und ge setzliche Recht des anderen. viertes Kapitel. Das war ein langer Nachmittagsschlaf. Noch immer lag Henkel auf seinem Bette lang ausgestreckt. Tr hatte nur