„Schön, dann vergleiche die Lage eines sozialdemokratischen Provinzredakteurs mit der eines Dorfpfarrers oder Landarztes. Lin Mann, der Unecht werden will, sollte, wie mir scheint, nicht so stolz sein." „Ich will nur aufs Land gehen aus hygienischen und volkswirtschaftlichen Gründen, nicht, weil mich der gesellschaft liche Verkehr mit Unechten reizt." „So, na lange werde ich ja in Dortmund auch nicht bleiben. Ich habe aber meine bestimmten Gründe, dorthin zu gehen." „Und die sind?" „wird nicht verraten. In Dortmund ist das sozial demokratische Reichstagsmandat frei . . . ." „Aha!" „Na prost! — — Ich kenne übrigens nicht einmal das dortige Parteiblatt; weiß gar nicht, wie es aussieht. — —" Anna Uuhlemann hatte anfangs dem Gespräche der beiden Störenfriede ihrer beschaulichen Ruhe keine Beachtung ge schenkt. Wohl oder übel hatte sie dann aber doch zuhören müssen, und als sie gewahr wurde, daß der lange blonde Herr der neu gewählte sozialdemokratische Redakteur ihrer Heimatstadt war, wurde sie ganz Äug' und Ghr. Sie hätte sich gern als Parteifreundin und Dortmunderin zu erkennen gegeben, und dachte gerade darüber nach, wie sich eine An näherung am besten bewerkstelligen ließe, als ihr bei der Bemerkung des blonden Herrn, er kenne noch gar nicht das Dortmunder Parteiblatt, einfiel, daß sie eine Nummer dieser Zeitung bei sich trug. Sie kramte in ihrem Täschchen, fand richtig die Nummer und ließ sie durch den Uellner den Herren zustellen. Auf diese weise kam die Bekanntschaft rasch zustande. Der lange Herr war sehr überrascht und anscheinend erfreut. Lr stellte sich als Redakteur Henkel und seinen Freund als Dr. phil. Walter Lassen vor. Frau Uuhlemann erzählte, was sie nach Berlin geführt, und daß sie vor einer Stunde den