16 Der Kurze fragte den diensteifrig nahenden Kellner etwas geniert, was die Kognaks kosteten. „75 Pfennig das Glas, mein Herr, Marke Kognak Mar tell Champagne." Der Kellner eilte den wein holen. Der Kurze wandte sich an seinen Freund: „Ich muß dir gestehen, daß ich mir eine solche Zeche nicht leisten kann." „Sei kein Frosch, Walter. Zch regle alles. Ich bin doch seit heute morgen Kapitalist." „Ach ja, du schriebst mir. Du hast geerbt." „Ueber 20 000 M. habe ich von meiner Tante geerbt und heute vormittag habe ich mir das Geld von der Bank abgeholt." „Du glücklicher." „Aufrichtig gesagt: mich macht das Geld nicht glücklich. Mir brennts wie Feuer in der Tasche. Die Angst, daß ich's verliere oder daß man es mir stiehlt! Ich weiß auch gar nicht, was ich damit anfangen soll? Und dann noch eines, was mich beunruhigt. Du wirst mich auslachen. Aber es ist so. Ich fürchte, daß ich das proletarische Empfinden verliere, wenn ich soviel Geld besitze. Das ist für einen sozialdemo kratischen Redakteur das schlimmste, was ihm passieren kann." Ietzt lachte der Kurze. „versauf das Geld!" „Du hast gut reden. Das ist gar nicht so leicht. Am Tage trinke ich nichts alkoholisches, denn ich werde mir doch nicht durch dieses verfluchte Gehirngift meinen Denkapparat, von dem ich lebe, außer Betrieb setzen lassen. Am Tage mache ich nur Lafes und Konditoreien unsicher, und das kostet so wenig. Abends aber werden die Zechen auch nicht so groß. Was haben wir denn z. B. heute ausgegeben?" Der Kellner brachte den Wem und die Gläser. „prost Kurt!" „prost Walter!"