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192 freundschaftliche Unterhaltung mit ihm von anderer Seite übel ausgelegt werden konnte. Henkel kannte' Grünwalds Vergangen heit nur oberflächlich. Grünwald war eine Zeitlang als Zeitungsbote für die Partei tätig gewesen, hatte aber seinen Posten wegen seines undiplomatischen Eingreifens in den Parteiskandal verloren. Bei der kleinlichen und gehässigen Kamxfesweise, die der artige Streitigkeiten auszeichnet, war er später wegen Unter schlagung der Zeitungstasche, die dem Geschäfte gehören sollte, zur Rechenschaft gezogen worden. Zurzeit versuchte sich Grün wald als Zimmermann. Er galt als Kassenschmarotzer. Henkel hatte sich einen Platz in der Nähe des Redner isches gewählt. Kurz darauf setzte sich der Zimmerpolier Kallweit zu ihm und fragte ihn gleich, ob Henkel denn auch schon die Neuigkeit von Patzig wüßte. Henkel bejahte, worauf ihm Kallweit klagte, daß er jetzt so angestrengt sei. Er lese momentan das Kapital von Marx. Außerdem müßte er in seinem Berufe höllisch rechnen und auspassen. Manchmal wisse er schon gar nicht mehr, wo ihm der Kopf stehe. Za, in Ham burg, wo er nur Geselle gewesen wäre, hätte er mehr vom Leben gehabt als jetzt. Mb Henkel den Redakteur Hinrich vom Hamburger Echo kenne? Einen beliebteren Parteigenossen gäbe es kaum, wenn der mal am Hamburger Hafen spazieren ging und ganz frisch gewaschene weiße Hände beim Fortgehen gehabt hatte, in einer halben Stunde waren seine Hände schwarz wie Mist, woher das käme? Nun, er gäbe allen Arbeitern die Hand, die ihn begrüßten. Kallweit begann dann Henkel über dieses und jenes auszuforschen. Er hätte gehört, daß Auer gekommen wäre. Aber Henkel antwortete ausweichend, weil Kallweit, der sehr scharf in den Versammlungen sprach und sogar anarchistische Anwandlungen bekundete, im engeren Kreise für einen Polizeispitzel gehalten wurde. Er hatte sich, als er in Dortmund auftauchte, an die bekannteren Parteiführer auf fallend herangedrängt und mit seiner intimen Freundschaft