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175 Europäerin, neben ihrer Slnmuth und Liebenswürdigkeit — waS bin ich neben ihr? Ihre Gedanken schweiften wieder ab von der Nebenbuhlerin aus den Geliebten. — Wie schön er ist, wie würdevoll und majestätisch und doch wie gefällig, wie sanft und liebreich! O, wie ich ihn liebe!!! — Ja, ich liebe ihn unendlich! mir selbst kann ich es doch nicht verhehlen — er aber soll es nie erfuhren, erwürbe die eitle hochstrebendc Heidin nur verlachen — oder im besten Falle bedauern. — Und doch liebe ich ihn mehr, lauscndmal mehr, als ihn jene kalte Russin liebt; ihre Liebe ist der Glanz eines Diamanten, die meinige eine Flamme; ihre Liebe verklärt sie vielleicht, aber die meinige verbrennt mich. — „Worüber sinnst du, liebes Kind?" ertönte jetzt die Stimme der eben erwachten Mutter. Sclima schrak zusammen. — „Ucber nichts, liebe Mutter; ich schwieg blos, um dich nicht zu erwecken," sagte das Mädchen erröthend. — „Einen schönen Traum hatte ich," fuhr jene fort, „willst du, daß ich dir ihn erzähle?" - „Erzähle, thcure Mutter, du kannst so angenehm er zählen." Und das Mädchen setzte sich kosend neben ihre Mutter. — „Mir träumte, wir wären in einem fremden unbekann ten Lande, unter einem kalicn Himmelsstriche, auf freiem Felde. Sonderbar gekleidete Menfchen umstanden unS und blickten uns neugierig an. Der Himmel war schneeweiß und keine Sonne