Volltext Seite (XML)
Wit brsoiulerer DerücksiclitlgMg l!er Antln-opotogie null Etknotogie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von I)r. Richard Kiepert. Braunschweig Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. 1877. CH. Uri arte's Wanderungen in Dalmatien. IV. Von Ragusa nach den Bocche die Cattaro. Die bcsuchenswcrthcsten Orte in Ragusas Umgebung sind das Felseiland L a c r o m a (La Croma) nnd dasOmbla - Thal. LaCroma, angeblich eine Umstellung dcr Buchstaben von Marco, wie dicVenctianer die Insel nannten, liegt südlich von derStadt und erstreckt sich, wie die Gebirgszüge des gegenüber liegen den Festlandes, von Südosten nach Nordwesteu. Nur der Süden der kaum 1/4 deutsche Meile laugen und Meile breiten Insel ist bebaut, und dort steht auch ein altes ziem lich verfallenes Bencdictiuerkloster, das seine Entstehung einem Gelübde des Königs Richard Löwenherz von England ver dankte. Als derselbe im Jahre 1192 aus Palästina zurück kehrte, wurde er im Adriatischen Meere von einem so hef tigen Sturme überfallen, daß er der Jungfrau Maria dort eine Kirche zu bauen gelobte, wo er zuerst wieder festen Bo den betreten würde. Sein Verlangen ging auf Lacroma in Erfüllung. Aber der Senat von Ragusa, welcher dm Kö nig gastfrei aufnahm, wünschte, daß die verheißene Kirche lieber in der Stadt errichtet würde, was doch jenem Gelübde zuwiderlief. Papst Cölestin III., dem der Senat den schwie- rigen Casus vorlcgtc, beseitigte mit seiner Entscheidung die religiösen Bedenken der Nagusancr und wußte zugleich der Kirche zu ihrem Rechte zu verhelfen: von dem Gelde, das der Engländer dem Senate übergeben hatte, wurde in Ragusa die 1667 durch das Erdbeben zerstörte Domkirche erbaut, gleichzeitig aber auch eine auf Lacroma, welche später in das nun längst aufgehobene Beuedictinerkloster verwandelt wurde. Das nur 1/2 deutsche Meile lange Ombla-Thal liegt nördlich von Ragusa und mündet in die Bucht von Gra- vosa. „Wenn man, von Norden kommend — sagt Th. Schiss, Aus halbvcrgessenem Lande, S. 143 —, durch den Canale di Calamotta in den Hafen von Gravosa einfährt, so treten gegen Osten, gerade gegenüber der Halbinsel La- pad, die Berge, die bis dahin in ununterbrochener Reihen folge die Küste begleiten, klaffend aus einander und bieten die Aussicht frei auf ein reizendes Thal. Ju der Mitte desselben strömt ein breiter Fluß von süßem, krystallhellem Wasser, tief genug, um selbst größeren Schiffen Einlauf zu gewähren, in das Meer. Es ist die Ombla. Etwa eine Viertelstunde von der Mündung des Flusses aufwärts hat dieselbe durch angeschwemmte Steine nnd Erdreich eine flache Insel gebildet, die, mit Binsen und Röhricht überwachsen, ein schönes gleichmäßiges grünes Dreieck bildet, dessen eine Spitze gegen das Meer gekehrt ist. Zn beiden Seiten des Flusses steigen die llfer rascher gegen die bewaldeten Berge, mit prachtvoller fremdartiger, südlicher Vegetation bedeckt. Wieder stehen da Palme und Lorbeer, Myrthe und Alos, hochstämmiger Rosmarin, Oel- und Feigenbaum und die schlanke, dnnkle Cypresse. In der blühenden Wildniß sind längs der Ufer kleine Gruppen von bewohnten Häusern und einzelne Ruinen zer streut. Von den letzteren stehen gewöhnlich die Mauern der oft zweistöckigen Villen gänzlich unversehrt, die Fenster öffnungen sind niit schön gearbeiteten Simsen versehen, aber das Dach fehlt, die Häuser sind ausgebrannt und mitten im Hausraume, wo einst das traute Heim glücklicher Menschen war und vielleicht fröhliche Kinder sich tummelten, wuchert Globus XXXI. Nr. 17. 33