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124 Hermann v. Schlagintweit-Sakünlünski: Topographische Skizze der Vegetationsgebiete Hochasiens rc. in diesen Gebirgsländcrn, in welchen, ziemlich gleichmäßig in den Hauptkämmen vcrtheilt, die höchsten Pässe und Gipfel der Erde gelegen sind, ist auch die basische Fläche, den Gra den der Länge sowie der Breite nach, eine sehr große. Der Längcnunterschied von den östlichen Theilen, die am Brahmaputra-Thale Assams auslaufcn, bis zu den nord westlichen Grenzen des Panjab beträgt etwas über 25 Grade (96« bis 71" O. v. Gr.). Der Breitenunterschied unmittel bar dem Meridian des centralen Theiles entlang erreicht über 8r g Grade mit bedeutender Zunahme seitlich im Westen und theilweise auch im Osten. Als Punkte, bezeichnend für die begrenzenden Thäler und für die mittlere Richtung der Gebirgszüge, welche von der Ostseite als Ausgangsstelle anfangs eine westliche, dann vor herrschend eine nordwestliche ist, können angeführt werden: Sadia in Assam, Breite 27° 49'N., Länge 95» 38'O. v. Gr., Höhe 210 engl. Fuß; Aarkand in Türkistan, Breite 38°22' N., Länge 77«29' O. v. Gr., Höhe 4384 engl. Fuß- Die untersuchten Gebiete Hochasicns sind im Herbarium in drei Landesregionen gruppirt worden: I. Der Himalaya- Südabhang vom mittler» Bhutan bis Marri. 11. Das westliche Stromgebiet von Tibet zwischen dem Himalaya- Kamme und dem Karakorum-Kamme. III. Hochland Ost- tulkistaus vom Karakorum-Kamme gegen Norden, und Kün- lün-Gebirge. Landesregion I: »Der Himalaya-Südabhang." Längs desselben sind drei Gruppen getrennt gehalten: „Oestlicher Himalaya, Central-Himalaya und Westlicher Hi malaya." In Bhutan, wo ich nur von Assam aus bis Narigun Vordringen konnte, war überdies die Zeit des Marsches in die Mitte des Winters gefallen, und zwar in einem Gebirge, dessen Erhebung ungeachtet subtropischer Lager das Auftreten einer besondern der kühlen Jahreszeit angchörenden Vege tationsgruppe, wie solches in den entsprechenden Tiefländern vorkommt, beinahe gänzlich ausgeschlossen hatte. In Bhu tan hatte ich zwar Gelegenheit, meine Beobachtungen über Vegetation und Cultur zu vervollständigen, selbst Holzarten, als praktisch wichtige Gegenstände gedeutet, mir zu verschaf fen; für das Herbarium konnte nur an wenigen Stellen ge sammelt werden. In Sikkim konnte ich die englischen Besitzungen der Tarai und des Mittelgebirges auf mehreren Routen unter suchen. Doch über das britische Sikkim hinaus gegen Nor den vorzudringen, wurde mir nur längs der Singhalila-Kette möglich. Schon Dr. I. D. Hooker und Dr. A. Camp bell hatten bei ihrer wichtigen Bereisung Sikkims 1849 Gefangennahme und rohe Mißhandlung erfahren, obwohl ihnen beim Beginne ihrer Reise vom Raja keine Hindernisse geboten wurden. Nachdem dieser nun kurze Zeit darauf wegen solchen Auftretens gegen britische Unterthanen, von denen überdies Dr. Campbell schon damals der oberste Beamte in Britisch-Sikkim war, die Jahresrente verlor, welche ihm als Entschädigung bei Errichtung des Sanita- riums zu Darjiling gewährt worden war, und zugleich alle seine Besitzungen in der Tarai nebst den dazu gehörigen Vorbergen hatte abtreten müssen, hat er sich bei jeder Gele genheit mehr als je Europäern feindlich gesinnt gezeigt. Auch etwaiges Vordringen längs der Singhalila-Kette war nur in der Art zu versuchen, daß ich meist sehr nahe oben Sein Werk über diese Reise ist: Himnln/sn lournnls, or not68 ol g, naturali^ in LenAal, tlis Likkim anä Nepal Üimalaz738, tke Nliasia Uountains, ete. 2 Vol8. I-onäon, 1854. an der Kammlinie blieb und bewohnte Orte ganz vermied. Doch cs gelang. Diese Kette bildet zwar, was unter anderen Umständen po litisch günstig hätte sein können, die Grenze zwischen Sikkim und Nepal, aber in jenem Jahre, 1855, war es nothwcn- dig, so lange als möglich sowohl von der einen als von der andern Seite unbemerkt zu bleiben. Vortheilhaft war in dieser Beziehung, daß vom Tonglo-Berge an gegen Norden die Höhe dieses Kammes in der Nähe des Gipfels nur bis 9643 engl. Fuß, und an einer zweiten relativ tiefen Stelle weiter im Innern bis 9800 engl. Fuß sich einsenkt, und daß dessenungeachtet eine sehr üppige Vegetation bis znr vol len Höhe desselben hinaufreicht. Es fanden sich sogar Rho- dodcndronspecies in Baumform bis zu 9500 engl. Fuß Höhe, wenigstens an den Abhängen des Tonglo, welcher der süd lichste große Gipfel dort ist; Bambusgesträuche mit 14 Fuß laugen Stämmchen zeigten sich noch bei 10,293 engl. Fuß. Im Gebiete des Raja von Sikkim ist das Sammeln weiter landeinwärts selbst für die von mir benutzten Lepchas, die Eingeborene des Landes und zum Theil auch Unterthanen des Raja waren, sehr erschwert worden. Dessenungeachtet hat sich dort sehr reiches botanisches Material ergeben. Nepal, das größte Himalaya-Gebiet unter eingeborenem Herrscher, wurde mir erst im letzten Jahre meines Aufent haltes, im Februar und März 1857, zugänglich. Das bo tanische Material ist für mich, von Kathmandu ausgehend, ziemlich zahlreich geworden, und ich konnte auch Pflanzen sammler ungehindert entsenden. So schwierig es gewesen war, nach lange währenden officiellen Unterhandlungen die Erlaubniß für mich zu erhalten, Nepal und zwar dessen politisch wichtigen Theile mit der Hauptstadt zu besuchen, so hatte ich doch in den Umgebungen Kathmandus nicht über Beschränkung zu klagen, als ich einmal zugelassen war. Charakteristisch ist von Kathmandu bis gegen die in dische Grenze herab an vielen Stellen üppige subtropische Waldvegetation. Ueber die Höhengrenzcn von Obstcultur hatte ich Gelegenheit, ebenfalls an mehreren Stellen directe Messungen ausznführen; aber weiter in das Innere gegen Norden, an das Gebiet der Vegetation längs der Schnee linie, war mir dennoch nicht vorzudringen gestattet. Dr. Hooker hatte die östlichen an Sikkim grenzenden Theile Nepals bereist; in Kathmandu selbst hatte früher Dr. Wallich einige Zeit verweilt, ein Däne, im Nsäwsl Vspartmönt der Lust lull in Oomxmu^ angestellt, dessen Name mit so vielen Bestimmungen in der indischen und der Himalaya-Flora sich verbindet. In den weiter westlich folgenden Provinzen, von Ka- maon bisKashmir und Marri, hat die Lage des Hima laya-Kammes eine stark gegen Norden gewendete Richtung. Kashmir ist seit dem Sturze des Sikh-Reiches im Jahre 1846 ein Königreich für sich unter englischem Protectorate, und es gehört zu demselben nördlich vom Himalaya-Kamme noch ein sehr ausgedehnter aber sehr schwach bevölkerter Be sitz im westlichen Tibet. In den übrigen Gebieten dieser Gruppe, wo seit langer Zeit schon kleine Reiche, unter sich getrennt, entstanden wa ren, haben sich diese auch jetzt noch zum größten Theile in gleicher Weise erhalten, und zwar in nahezu selbständigen Formen unter eingeborenen Herrschern, deren Auftreten aber jetzt in irgend wichtigen Fragen von der indischen Regierung ganz abhängig ist. Verhältnißmäßig kleine Theile gehören gegenwärtig unmittelbar zu Britisch-Judien; ihre Annexion war vor allem mit der Errichtung von Gesundheitsstationen in Verbindung gebracht worden. Kamaon und Garhwal waren 1855 von meinen Brü dern Adolph und Robert untersucht worden; Ankunft in