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Aus allen Erdtheilcn. 127 Hitze etwas ungemlithlich; selten fällt das Thermometer im Schatten unter 24" C., steigt aber in den heißen Monaten Juli und August bis auf 45". Gruppenweise liegen die Courgäste im Schatten einiger großen Bäume, essend, rau chend und schlafend, bis mit der sinkenden Sonne dasselbe Leben wie am Morgen beginnt. Gegen Abend kommen noch die von den Gebirgen zurückkehrenden Herden an den Bach zur Tränke. Obwohl auch kalte Quellen in der Nähe sind, trinken die Hausthicre doch das warme Wasser mit Vorliebe, ebenso die wilden Thiere. Am Hellen Tage kommen Schweine, Antilopen und Perlhühner zu den heißen Quellen, mit Sonnenuntergang die zierlichen Wüstcuhühner zu Hunderten, und in der Nacht Schakale und Hyänen, zuweilen auch der Löwe, seltener der Leopard. Die Menschen verlassen des Nachts den Platz; ein Theil zieht nach der schwedischen Mis sion auf den Berg, der größere Theil geht nach Eilet; und nur selten wagt cs Jemand, die Nacht über an den Quellen zu bleiben. Die Gegend ist ziemlich berüchtigt und war eS früher noch mehr, als das Modatthal gewissermaßen als neutrales Gebiet zwischen der türkischen Provinz Mas- sawa und Abessinien lag und den Tummelplatz der Schnapp- Hähne aus Tigre und der räuberischen Schoho bildete. Die einen Hauptgrund zu der bittcrn Feindschaft zwischen Aegyp ten und Abessinien bildende Besetzung des Tieflandes durch Aegypten hat die Nomaden zahm gemacht. Doch ist noch jetzt die ganze Gegend mit Recht wegen der vielen Raub- thicre, namentlich der Löwen, verrufen und deshalb die Ab neigung der Eingeborenen, dort des Nachts zu campircn, sehr erklärlich. Wir nahmen unser Nachtquartier bei deu gastlichen schwedischen Missionären, die ein wohlgebautes, steinernes HauS auf einem steilen kegelförmigen Berg in der Nähe der Quellen besitzen und dort durch Erziehung von abessinischen Kindern »nd Bildung von eingeborenen Lehrern zur Hebung des Volkes zu wirken suchen, leider mit weniger Erfolg, als den wirklich edlen und eifrigen Männern zu wün schen ist. Der Eintritt in Abessinien ist den protestantischen Missionären untersagt, auf Anstiften der eingeborenen Geist lichkeit, sehr zum Schaden des abessinischen Volkes, dem tüch tige Lehrer gewiß Noth thun. So lauge jedoch das koptische Pfasfengesindel in Abessinien wirkt, ist keine Besserung mög lich; der erste Schritt zur Aendcrung müßte darin bestehen, diese priesterliche Schwefelbande und ihre Anhänger ohne Schonung auszurotten. Den heißen Quellen werden von den Eingeborenen die erstaunlichsten Wirkungen auf die Gesundheit und Heilung aller erdenklichen Uebel zugeschrieben; gegen Syphilis werden sic stark benutzt und bei Fiebern, Dysenterien und Rheuma tismen ist die Wirkung auch recht günstig. Meines Erach tens üben sie jedoch dadurch den besten Einfluß, daß sie ihre Besucher zu eiuer gewissen Reinlichkeit zwingen, und wer den Hang zum Schmutze der Abessinier und Samharabewoh- ner kennt, wird diesen Einfluß hoch genug schätzen. Die Frequenz der Quellen ist am stärksten in den heißen trockenen Monaten, in denen die Bewohner von Tigre das Hauptcontin- gcnt der Badenden stellen; am schwächsten in den Regen monaten (November bis Februar). Obwohl dann das ganze Tiefland in wundervollstem Pflanzcnschmuck steht, wird es von den Nichteingeborcnen sorgfältig gemieden, denn dann herrscht das Fieber in der ganzen Gegend und fordert über all Opfer, selbst unter denen, die das Tiefland in wenigen Marschtagen passirtcn. Die Bergbewohner flüchten dann in ihre gesunde Hcimath und verlassen dieselbe erst wieder, wenn das an den Hängen gepflanzte Getreide gelb wird, das trockene Gras im Tiefland in Brand geräth und die schwar zen Rauchwolken und der von dem Söhel aufwirbelnde rothe Staub ihnen den Beginn der fieberfreien Zeit ankündigt. Aus allen Die Nickelbergwerke in Neu-Caledonien. Ein sachverständiger Australier, der diese Bergwerke vor kurzer Zeit besuchte, gicbt darüber salzende Nachrichten. Die Stadt Kanala, von welcher die Bergwerke ihren Namen ha ben, liegt einige Meilen aufwärts an einem Flusse, der in die Kanala-Bay mündet, welche der Schifffahrt Schutz gewährt. Die Stadt besteht bis jetzt bloß aus wenigen Baracken, die ein Unterkommen gewähren können; mir der Commandant, die Truppen und die Sträflinge sind mit guten Wohnge bäuden versorgt. Alle Lebensmittel sind sehr theucr, wenig Auswahl und schlechte Qualität machen sich ebenfalls bemerk lich. Brot, Thee und Zucker waren erst längere Zeit hin durch die ausschließlichen Subsistenzmittel der von Australien ankommenden Bergleute; in neuerer Zeit ist Salzfleisch hin- zugekommen; der Verkauf eines angckommencn Schweizer käses zu 5 Fres. pr. Kilo wurde von den Bergleuten gerade mit Ungeduld erwartet. Die Nickclmine „Boa Kaine" liegt drei englische Meilen von Kanala entfernt und wurde vor einem Jahre von einem erfahrenen Goldgräber aus Victoria, Mr. Hanckar, erschlossen. Er ließ dreißig Tonnen Erz auf den Köpfen der Eingebore nen von dort ans Meer schaffen und verschiffte dieselben. Dann ließ er eine Anzahl erfahrener Bergleute von Austra lien kommen und engagirte auch Eingeborene, die fleißig und willig arbeiten nnd auch noch andere Eigenschaften haben, welche sie zur Civilisation geeignet machen. Sie treiben etwas Ackerbau; das culturfähige Land ist aber sehr beschränkt, E r d t h e i l e n. und jedem derselben sind von der französischen Regierung nur drei Hektaren als Eigcnthum zugcwiescn worden. Die Arbeiten am Bergwerke sind schon weit vorgeschritten. Ein Stollen ist 25» Fuß weit bis zur Nickcladcr in den Berg getrieben und derselben nach beiden Seiten hin 300 Fuß weit uachgcgrabcn worden, ohne daß sich eine Unterbrechung gezeigt hätte. Die Ader ist bis zu 10 Fuß dick. Mau gräbt nun 300 Fuß tiefer am Berge einen zweiten Stollen. Mit telst einer Rollbahn soll das geförderte Erz nach dem Ein- schiffnngsplatze gebracht werden, von wo cs in flachen Booten flußabwärts bis zum Pic de Mars geschafft und dort in die Seeschiffe für Europa verladen wird. Bis jetzt wird mir das reine Erz cxportirt; das geringere soll geschmolzen wer den, sobald die nöthigcn Apparate angelangt sind. Diese Nickclbergwcrkc dürften auf die Entwickelung Nencaledoniens eine sehr günstige Einwirkung ausüben. Argentinischer Begräbnipgebrauch. Aus der Colonic Alejandra (Prov. de Santa Fs) erhalten wir folgende daukenswerthe Zuschrift des Friedens richters Herrn German Socchting vom 5. Mai 1876. „In Band XXIX, Nro. 8, S. 125 des „Globus" fand ich eine Stelle, worin über die Begräbnißgebräuche der österreichischen Südjlaven Folgendes angeführt wird: „Hier bei muß noch bemerkt werden, daß, wenn ein Kind gestorben ist, seine eigene Mutter nicht weinen darf, denn, sagt der Aberglaube, ihr Kind starb ja frei von Sünde, seine Seele ist in eine bessere Welt entflohen, wozu also weinen?"