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Mit besondrer DerücltsicWgung äer Antlrropologie «ml Ethologie- _ begründet von Karl Andree. In Verbind,. uug mit Fachmännern herausgcgeben von vr. Richard Kiepert. Braunschweig 2»l)Uich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 g 7 7. , Zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. CH. Uriartes Wanderungen in Dalmatien. ii. Ragusa. Dort, wo unter 42^ nördl.Br. das österreichische Ge biet an der adriatischen Küste seine schmälste Stelle hat springt eine Halbinsel in das Meer vor, an deren Nordseite das Dorf Gravosa, an deren Südseite Ragusa liegt. Die Bucht von Gravosa ist geräumig und gegen alle Winde geschützt, während Ragusa dem Südost (Scirocco) ausgesetzt ist und nur kleinen Fischerbooten genügenden Ankergrund darbietet. So kam es, daß die Ragusaner ihre Schiffswerfte an der schönen sichern Bucht von Gravosa (slavisch Grüsch) oder dem Porto di St. Croce errichteten, und daß ihre einst bedeutende Handelsflotte von dort aus ihre Fahrten antrat. Als aber die Franzosen im Januar 1808 den alten Frei staat Ragusa ihrem Reiche einverleibten und damit die bis dahin durch ihre neutrale Flagge geschützten Ragusaner Schiffe ihre Vorrechte verloren und überall der Wegnahme durch Russen und Engländer ausgesetzt waren, sank Gravosa sofort. In seinem Hafen allein nahmen die Russen an dreißig Schiffe fort oder zerstörten sie; und was die Russen verschont hatten, verwüsteten ihre Bundesgenossen, die Mon tenegriner. Als Napoleon gestürzt war und die Stadt an Oesterreich fiel (Januar 1814), besaß sie von ihrer frühem Flotte nur noch ein Sechstel, nämlich 60 Fahrzeuge. Der Wohlstand auch von Gravosa war vernichtet, und heute lau fen dort alljährlich nur wenige Schiffe vom Stapel. Eine treffliche Straße, welche das Land den Franzosen des Marschall Marmont verdankt, verbindet Gravosa, wo auch die Lloyd-Dampfer landen, mit der Mutterstadt. Zn beiden Seiten liegen zierliche Landhäuser inmitten üppiger Gärten, aus denen die schlanken Cyprcssen cmporsteigen. Cactus und Aloö wuchern in den Felsspalten, und Himmel, Meer und Gebirge wie die Wohnungen der Menschen erin nern lebhaft an das Gestade von Monaco. Dann senkt sich die Straße zu der östlichen Vorstadt Ragusas, Pille, welche einige Gasthäuser für Reisende enthält, und erreicht die alten italienischen Festungswerke, welche die Stadt allseitig um geben. Es sind starte doppelte Mauern und davor ein trocke ner Graben, in welchem große Feigenbäume wachsen; die innere Mauer ist mit kleinen runden Bastionen und vier eckigen Thürmen versehen, welche der dicke kasemattirte Thurm Mencetta weit überragt. Auf der Seeseite ruhen die Mauern auf senkrecht aufsteigenden Felsen. Im Nord westen liegt ferner auf einem ins Meer vorspringenden Fel sen das feste Fort S. Lorenzo aus dem 11. Jahrhundert, im Osten das Fort Leverono (1539 errichtet), ihm gegen über das Fort Molo, auf der Südseite das Bollwerk S. Margheritta aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, alle aus kolossal dicken Quadern erbaut und noch heute vollgültige Zeugen für den einstigen Reichthum der Republik. Wäh rend ihrer kurzen Herrschaft fügten die Franzosen diesem mächtigen Befestigungsgürtel noch neue Werke hinzu indem sie namentlich auf dem über 1300 Fuß hoch ansteigenden und die Stadt beherrschenden Monte Sergio ihr Fort Na poleon aufführten, das die Österreicher in Fort Imperiale umtauften, und die Felsinsel Lacroma im Süden der Stadt Globus XXXI. Nr. 15. 29