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Aufführungsdauer: ca. 12 Minuten neue Anregungen für eigene Schöpfungen. Sein Stil begann sich zu verändern, auf alle Fälle von seinen bisherigen Vorbildern zu lösen. Nun ka men für ihn aber noch neue Aspekte hinzu, die seinen Weg künftig bestimmen sollten: eine harmonische Individualisierung seiner Musik, eine gewisse Verknappung der melodischen Motivik und ein Hauch von Wildheit im Ausdruck. In den Jahren 1928 und 1929 komponierte Bartök zwei Rhapsodien für Violine und Klavier. Beide wurden kurz danach von ihm orchestriert, später nochmals überarbeitet (1944/45). Die Werke beruhen beide auf originalen Volkstän zen, also auf echtem Volksgut. Sie sind aber keine schlichten Übernahmen, sondern durch die künstlerisch hochsensible Optik des Kom ponisten zu betrachten und wie immer, so auch hier, das Ergebnis einer musikalischen Durch dringung. Die Rhapsodie Nr. 2 unterscheidet sich von der ersten vor allem dadurch, daß die neun Volksmelodien in ihr noch stärker durch Bartöks Persönlichkeit gebrochen erscheinen und seine individuelle Handschrift weitaus mehr hindurchleuchtet. Die 1. Rhapsodie wirkt im Ge gensatz zur zweiten viel ursprünglich-folkloristi- scher, doch in der zweiten wird Bartöks Lust am Experimentieren besonders deutlich, und seine unendlich reiche und spannungsvolle Musizier freude schafft die unmittelbar wirkende Lebendigkeit dieser Musik. Meint man erst, ei nen Dorfgeiger vor sich stehen zu sehen, glaubt man schon sogleich darauf, ein kunstvolles Vio linkonzert oder eine Sonate zu hören. Nachdem die Urfassung für Violine und Klavier am 19. No vember 1928 in Budapest uraufgeführt wurde, spielte Zoltän Szekely am 26. November 1929 auch die Orchesterfassung. Bartök revidierte die se Fassung 1944 und gab ihr die endgültige Gestalt, welche seither in den Konzertsälen der Welt immer wieder aufgeführt wird zur steten Freude des interessierten Publikums.